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Die Rote

Die Rote BRD/I 1962, R: Helmut Käutner, B: Helmut Käutner, Alfred Andersch (Mitarbeit) nach Anderschs gleichnamigem Roman, K: Otello Martelli, M: Emilia Zanetti, D: Ruth Leuwerik, Rossano Brazzi, Giorgio Albertazzi, Harry Meyen, Richard Münch, Gert Fröbe, Gianni Solaro, Giovanni Rossi, Enzo Ranchetti, Antonio Acqua, Andrea Miami, 100' · 35mm SO 24.06. um 18 Uhr + FR 29.06. um 21 Uhr Franziska Lukas (erstaunlich: Ruth Leuwerik), knapp an die Vierzig, hat genug von ihrem gutbürgerlichen, langweiligen Leben. Sie lässt Mann und Liebhaber sitzen und steigt in den nächsten Zug: „Irgendwohin.“ Neuanfang im nachsaisonalen Venedig, trist, grau und verlassen: Bald wird Franziska in erotische und kriminelle Abenteuer verwickelt, die ins Umfeld eines unheimlichen Altnazis (Gert Fröbe) führen … Käutners letztes Kinomeisterwerk setzt auf den modernistischen Gestus des damaligen Aufbruchs im europäischen Kino. Entfremdung à la Michelangelo Antonioni trifft Nouvelle Vague/Nouveau Roman-Auteurismus, verankert in Käutners klassischer Kunst: Differenzierung von Tonlagen und Figuren sowie kühne, komplexe Kombination vermeintlicher Gegensätze. Grelle Kolportage und kühle Hochliteratur verschränkt zum genialen film maudit, für die damalige deutsche Filmkultur ein „unmögliches Objekt“. Die Berlinale-Premiere wurde zum Desaster: Autor Alfred Andersch distanzierte sich sofort und Käutner gab seine Kinoambitionen auf: Abgesehen von drei angenehm altmodischen Entertainments wandte er sich ganz dem Fernsehen zu, wo eine vernachlässigte zweite Karriere folgte. (chh)