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          HOMMAGE AN LUISE ULLRICH

 

HOMMAGE AN LUISE ULLRICH

In über fünfzig Filmen hat Luise Ullrich gespielt und auf den Theaterbühnen Deutschlands große und kleine Erfolge gefeiert; sie schrieb und illustrierte Bücher, fuhr 1938 allein nach Südamerika und hatte sogar einen Vertrag nach Hollywood in der Tasche. Als hochbezahlter deutscher Star ist sie nie zu Nachruhm gekommen wie etwa Zarah Leander, Kristina Söderbaum oder Lilian Harvey. Warum? Mit Ausnahme von Max Ophüls Liebelei, der in einem Land der Poesie angesiedelt ist, war sie in den 1930er Jahren auf das kleine Alltagsglück abonniert, spielte die Frau von nebenan, das junge, natürliche Mädchen. Hübsch, adrett, fidel, frisch und lustig – so wurde Luise Ullrich in den 1930er und 1940er Jahren bezeichnet. Von Ende der 1940er bis in die 1960er Jahre hinein galt sie dann im deutschen Film als Idealbesetzung für gereifte, patente, schlagfertige, charmante oder fraulich-kluge Rollen. Man könnte sie bei diesen eher abschreckenden Attributen für ein dramatisches Pendant von Marika Rökk halten, deren Talent für gymnastische Übungen mindestens zwei Generationen zum Staunen brachte. Luise Ullrich, die am 30. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre, galt aber immer "als eine von uns" – und genau das macht sie heute umso interessanter. Wer waren wir denn und welche Geschichten stießen uns zu? Sieht man die Filme mit Luise Ullrich in chronologischer Reihenfolge, dann erfährt man von der Stimmungslage der Deutschen mehr als aus den großen Epen und Melodramen der legendären Ufa-Stars. Wo dort alles groß, breit und melodramatisch überhöht erscheint, ist bei ihr das Drama, wenn es denn eines ist, geerdet.
Unter der glatten Oberfläche von Luise Ullrich verbirgt sich eine kluge, durchaus karrierebewusste und widerständige Schauspielerin. Joseph Goebbels notierte in seinem Tagebuch, sie habe "kein Gefühl für nationale Würde". Was immer Goebbels darunter verstand – im Nachhinein darf man sicher sein, dass dieses Urteil eher als ein Kompliment zu verstehen ist. (ws)

Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

 

 

HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Nachtwache
BRD 1949, R: Harald Braun, B: Harald Braun, Paul Alverdes, D: Luise Ullrich, Hans Nielsen, René Deltgen, Dieter Borsche, 110' 35 mm

„Die Lektüre des Drehbuchs“, so Luise Ullrich, „fiel mir schwer. Das Thema schien mir problemüberladen, triefend vor Sentimentalität und angepfropft mit konstruierter Dramatik“. Regisseur Harald Braun hatte seine Hauptdarstellerin gegen den Typ besetzt. Eine vom Leben enttäuschte und abgeklärte Ärztin stellt den Glaubenssätzen der Kirche und auch der Organisation Kirche ihre Lebenserfahrung entgegen. Luise Ullrich wollte heiter und mit positiver Ausstrahlung spielen – Braun zwingt sie zu einem modernen Pessimismus. Sie steht außerhalb jeder Gruppe und bewahrt sich bis zum Schluss ihre Individualität. Dieter Borsche spielt einen katholischen Pfarrer und begann mit diesem Film seine Karriere. Mit 10 Millionen Besuchern in der Saison 1949/50 seinerzeit einer der erfolgreichsten deutschen Filme und heute nahezu unbekannt. Im Jahr zuvor war der amerikanische Film Das Lied der Bernadette (1943, Regie: Henry King) der bestbesuchte Film in Deutschland.
Den leeren Raum, den der Zusammenbruch aller Wertvorstellungen und Leitbilder nach dem Zweiten Weltkrieg hinterlassen hatte, füllten Heimat, Kirche und Frömmigkeit. Nachtwache liefert diese drei Elemente, dazu die Hysterie eines Kriegsheimkehrers, ein Familiendrama und einen Hauch jugendlicher Aufsässigkeit. (ws)


Einführung: Werner Sudendorf
am 16.11.2010 um 20.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Der Rebell. Die Feuer rufen
D 1933, R: Kurt Bernhardt, Luis Trenker, B: Robert A. Stemmle, Walter Schmidkunz, D: Luis Trenker, Luise Ullrich, Fritz Kampers, 90' 35 mm

Luis Trenker in einer auf ihn zugeschriebenen Rolle als Freiheits- und Actionheld. Severin Anderlan kämpft mit den Bauern gegen die Franzosen und Bayern, die Südtirol besetzt halten. Die Berge und Hügel sind Kampfgebiet und verstärken das Freiheits-Pathos. Luise Ullrich spielt in ihrer ersten Filmrolle Luis Trenkers zärtlich besorgte Kumpanin. Severin und seine Kumpanen werden von den Franzosen gefangen genommen und erschossen. „Und wie Schatten, in endlosem Zug, erscheinen alle, die sich opferten für die Freiheit. Mit wehenden Fahnen schreiten sie dem kommenden Tag, ihrer Zukunft entgegen.“ (Illustrierter Film-Kurier). Zum technischen Stab gehörten die besten Mitarbeiter aus der Schule von Arnold Fanck. Goebbels liebte den Film; Adolf Hitler habe, so Trenker in einem Interview, den Film viermal gesehen, obwohl Regisseur Kurt Bernhardt und Produzent Paul Kohner jüdischer Abstammung waren. Beide mussten kurz darauf Deutschland verlassen. Hans Steinhoff entlehnte die Schlussszene des am Himmel schreitenden Freiheitshelden für seinen Propagandafilm Hitlerjunge Quex. (ws)


am 17.11.2010 um 20.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Liebelei
D 1933, R: Max Ophüls, B: Hans Wilhelm, Curt Alexander, Max Ophüls, D: Luise Ullrich, Magda Schneider, Wolfgang Liebeneiner, Willy Eichberger, 88' 35 mm

Eine Liebesgeschichte aus dem K.u.K.-Wien und zugleich ein poetisch-melancholisches Sittengemälde nach dem gleichnamigen Stück von Schnitzler. Christine (Magda Schneider) verliebt sich in den Leutnant Fritz Lobheimer (Wolfgang Liebeneiner), sein Freund Oberleutnant Theo Kaiser (Willy Eichberger) verliebt sich in Christines Freundin Mizzi (Luise Ullrich). Christine und Fritz nehmen die Liebe ernst, für Theo und Mizzi ist sie ein Spiel. Fritz gelingt es nicht, ein früheres Verhältnis mit der Baronin von Eggersdorf zu beenden; er stirbt im Duell mit dem aalglatten Baron (Gustaf Gründgens). Christine nimmt sich das Leben.
Ernstes wird spielerisch inszeniert; Straßen, Uniformen und Zimmer leuchten im Glanz der Verliebtheit; das Versprechen auf Zukunft strahlt in die Gegenwart hinein, bis es keine Zukunft mehr gibt. Neben dem Regisseur Max Ophüls und dem Kameramann Franz Planer musste auch Willy Eichberger emigrieren. In Regina Amstetten (1954) kehrt er als Liebhaber aus der Fremde zu Luise Ullrich zurück. (ws)


am 18.11.2010 um 20.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Vorstadtvarieté
A 1934, R: Werner Hochbaum, B: Werner Hochbaum, Ernst Neubach, D: Luise Ullrich, Mathias Wieman, Oskar Sima, Hans Moser, 96' 35 mm

Eine Bagatelle, eine kleine, banale Geschichte mit großem Können inszeniert von Werner Hochbaum. Mizzi Ebeseder (Luise Ullrich) und der Bauzeichner Josef Kernthaler (Mathias Wieman) sind ein ungleiches Paar. Mizzi ist eine lebenslustige Person, die am liebsten im Volkstheater ihres Bruders (Oskar Sima) auftreten würde; Josef dagegen ist schwerblütig, ernst und von Pflicht durchdrungen. Josef bringt Mizzi zu seiner Mutter aufs Land; Mizzi flieht vor der herrischen Frau zurück in die Stadt, will sich mit Josef aussprechen und scheitert an seinen Prinzipien. Von einer Eisenbahnbrücke springt sie in den Tod. Publikum und Kritik mochten den Schluss nicht; deswegen drehte Hochbaum eine neue Version, in der Josef Mizzi kurz vor dem Absprung in die Arme nimmt und rettet.
Als der Film im Januar 1935 im Berliner Atrium aufgeführt wurde, lief im Gloria Palast noch der Luise Ullrich-Film Regine, der eine Woche zuvor Premiere hatte. In Regine ist sie aber nur ein naives Dummchen, das sich ohne Mann nicht auskennt. In Vorstadtvarieté kämpft sie. Die Kritik feierte die Regie von Hochbaum, empfand Mathias Wieman aber als Fehlbesetzung. „Er trägt seine schwere Persönlichkeit mit geballten Fäusten gegen den Film“ (Film-Kurier). (ws)


am 19.11.2010 um 21.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Acht Stunden sind kein Tag
BRD 1972, R/B: Rainer Werner Fassbinder, K: Dietrich Lohmann, D: Gottfried John, Hanna Schygulla, Luise Ullrich, Werner Finck 35 mm
1. Teil: Jochen und Marion, 101'
2. Teil: Oma und Gregor, 100'
3. Teil: Franz und Ernst, 92'
4. Teil: Harald und Monika, 89'
5. Teil: Irmgard und Rolf, 89'

Fassbinders fünfteilige Fernsehserie entstand im WDR in der Ära Rohrbach/Märthesheimer, als dort auch Arbeiterfilme von Christian Ziewer und Marianne Lüdcke produziert wurden. Fassbinder glaubte nicht, dass er mit Filmen irgendetwas verändern könnte. Aber im Fernsehen sah er tatsächlich Chancen, etwas anstoßen zu können. Die Serie verbindet in ihren Geschichten Privat- und Berufsleben und inszeniert die für Familienserien typischen Modellfiguren und Ereigniskonstellationen wie Hochzeiten oder Geburtstage. Luise Ullrich und Werner Finck spielen zwei Alte, die ihr eigenes Leben mit listigem Eigensinn in die Hand nehmen und nicht hinter dem Ofen hocken bleiben.
„Bei Acht Stunden sind kein Tag, da haben wir die Geschichten recherchiert, ob sie möglich sind, weil wir uns zuerst immer die Geschichten ausgedacht haben, zum Teil auch ganz andere Geschichten, die dann nicht im Film drin sind, und ich hab mir Fabriken angesehen und hab mit Gewerkschaftlern geredet..., ein Jahr lang haben wir gearbeitet, bis die Drehbücher fertig waren.“ Um Luise Ullrich bemühte sich Fassbinder wochenlang erfolglos über ihre Agentin. Schließlich kaufte er sich einen neuen Anzug, besorgte ihre Lieblingsblumen und stand vor ihrer Tür. Als sich dann noch herausstellte, dass er alle ihre Filme kannte, war das Eis gebrochen. In einer Folge sieht man, wie sich Luise Ullrich als Oma den Film Liebelei im Fernsehen anschaut. Die Serie wurde von der Kritik verrissen, fand beim Publikum aber großen Anklang. (ws)


am 20.11.2010 um 19.00 Uhr (1. Teil)
am 20.11.2010 um 21.00 Uhr (2. Teil)
am 21.11.2010 um 19.00 Uhr (3. Teil)
am 21.11.2010 um 21.00 Uhr (4. Teil)
am 22.11.2010 um 20.00 Uhr (5. Teil)





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Schatten der Vergangenheit
A 1936, R: Werner Hochbaum, B: Walther von Hollander, Karl Buda, D: Luise Ullrich, Gustav Diessl, Oskar Sima, 78' 35 mm

Luise Ullrich in einer Doppelrolle als Revuestar Betty Gall und als ihre Zwillingsschwester, die gerade entlassene Strafgefangene Helene Gall. Helene war wegen eines Tötungsdeliktes verurteilt worden. Der Schwester Betty ist sie nur lästig, denn Betty will nach Amerika, um dort Karriere zu machen. Auf einer Segeltour werden die Schwestern von einem Sturm überrascht; Betty ertrinkt und Helene übernimmt die Identität von Betty. Der Gauner Semmelweich (Oskar Sima) erkennt Helene und erpresst sie. Helene entdeckt den wahren Täter, für den sie unschuldig im Gefängnis gesessen hat. Sie gesteht ihrem und Bettys Freund ihre wahre Identität.
In der Choreografie der Tanzszenen greift der Film auf die Schauwerte des Hollywood-Musicals zurück; in der Charakteristik des Revuestars denunziert er sie. Allerdings ist Luise Ullrich in einer Marlene-Dietrich-Imitation auch die falsche Wahl. Luise Ullrich unterzeichnete zwei Jahre nach diesem Film einen Vertrag mit MGM, durfte das Engagement aber nicht antreten. (ws)


am 23.11.2010 um 20.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Vergiß die Liebe nicht
BRD 1953, R: Paul Verhoeven, D: Luise Ullrich, Paul Dahlke, Will Quadflieg, Annie Rosar, 103' 35 mm

Eine Familie wie aus dem Bilderbuch – der Vater Rechtsanwalt (Paul Dahlke), die Mutter Anna Hausfrau, dazu drei Kinder und eine Haushaltshilfe (Annie Rosar), die schon lange zur Familie gehört. Die Mutter rechnet der Familie vor, wie schlecht sie es hat: kein Gehalt, kein Weihnachtsgeld, kein Urlaub. Ein Ausflug zur Freundin zeigt eine andere Lebensweise. Der Mann ist höflich und zuvorkommend, die Kleider der Freundin sind chic und elegant. Mutter und Freundin spielen gemeinsam Klavier. Auf der Zugfahrt trifft Anna einen Kammersänger (Will Quadflieg); es entsteht eine Herzensfreundschaft, erotische Optionen werden verworfen.
Ein Film wie aus einem Frauenjournal der fünfziger Jahre – züchtig und elegant, mit Ausbruchsphantasien und Sicherheitsdenken. Für die Tochter, von Liebeskummer gekränkt, gibt es die Lebensweisheit: Was brauchst Du mehr als ein Haus, ein Bett zum Schlafen und genug zu essen. Für die Frau von Welt hat der Film auch ein Bonmot bereit: Männer – zunächst perlen sie wie Sekt, dann wie Kamillentee.
Luise Ullrichs erste Nachkriegs-Zusammenarbeit mit dem Freund, Schauspieler und Regisseur Paul Verhoeven. An den Stoff traute sich zunächst keine Produktionsfirma heran; Vergiß die Liebe nicht wurde dann ein Riesenerfolg und initiierte eine Reihe von zeittypischen Ehefilmen. (ws)


am 24.11.2010 um 20.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Versprich mir nichts!
D 1937, R: Wolfgang Liebeneiner, B: Thea von Harbou, Bernd Hofmann, D: Luise Ullrich, Viktor de Kowa, Heinrich George, 105' 35 mm

Das Ehepaar Martin (Viktor de Kowa) und Monika Pratt (Luise Ullrich) wohnt bettelarm in einer Dachgeschosswohnung. Martin ist ein begabter Maler, der seine Bilder für nicht gut genug hält und potentielle Käufer immer gleich hinauswirft. Monika geht zu einem Kunsthändler (Heinrich George), gibt sich selbst als Malerin aus und wird zu einer wohlhabenden Künstlerin. Sie erhält den Auftrag für ein Wandgemälde, das nun Martin malen muss. Als Monika auch noch einen Kunstpreis erhalten soll, gesteht sie, dass nicht sie, sondern Martin die Bilder gemalt hat.
Die Frau zeigt ihrem Mann, wie man im Leben zurechtkommt; dafür nimmt sie eine falsche Identität an und muss gestehen, dass alles nur ein großer Schwindel war. En passant wird durch Heinrich George und seinen Mitarbeiter (Hubert von Meyerink) die moderne Kunst disqualifiziert.
Luise Ullrich und Viktor de Kowa lebten eine Zeit lang zusammen. Der deutsche Film versuchte sie in den Filmen Versprich mir nichts! und Ich liebe Dich (1938) als deutsche Ausgabe von Cary Grant und Katharine Hepburn aufzubauen. Versprich mir nichts! ist Wolfgang Liebeneiners erste Regiearbeit. (ws)


am 26.11.2010 um 21.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Annelie
D 1941, R: Josef von Baky, B: Thea von Harbou, D: Luise Ullrich, Karl Ludwig Diehl, Werner Krauß, Axel von Ambesser, 99' 35 mm

Einer der bekanntesten Ullrich-Filme. Annelie erzählt die Lebensgeschichte einer Frau von ihrer Geburt bis zum Tod. Als junges Mädchen kommt Annelie fast immer zu spät – das ändert sich erst, als sie nach einer verschleppten Blinddarmentzündung durch einen Arzt (Karl Ludwig Diehl) vor dem Tod gerettet wird. Sie heiratet den Arzt, der im Ersten Weltkrieg mit ihren Söhnen eingezogen wird. Als ihr Mann schwer verwundet wird, schafft sie es noch rechtzeitig an sein Totenbett. Auch zwei Söhne fallen. Zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 1941 trifft sich die Familie. Die Schwiegertochter macht sich Sorgen um ihren Mann (Albert Hehn), der als Soldat im Krieg steht. Annelie ermahnt sie, dass im Krieg auch die Mütter für die Nation zusammenstehen müssen. Ihr Sohn kann ihr nur per Telefon gratulieren; aber sie weiß nun, dass er lebt. Annelie zieht sich von der Geburtstagsfeier zurück und stirbt.
Annelie ist ein Paradebeispiel dafür, wie im „Dritten Reich“ Ideologie und Frauenroman miteinander verwoben wurden. Auf dem Filmfestival in Venedig erhielt Luise Ullrich für ihre darstellerische Leistung den Coppa Volpi, Goebbels Favorit Heimkehr dagegen fiel durch. (ws)


am 27.11.2010 um 21.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Nora
D 1944, R: Harald Braun, B: Harald Braun, Jacob Geis, D: Luise Ullrich, Viktor Staal, Gustav Diessl, 102'
35 mm

Der junge Bankkaufmann Robert Helmer (Viktor Staal) ist schwer erkrankt und kann nur durch einen kostspieligen Kuraufenthalt geheilt werden. Seine Frau Nora (Luise Ullrich) fälscht die Unterschrift unter einem Scheck ihres Vaters, reicht ihn beim Pfandleiher Brack (Carl Kuhlmann) ein und ermöglicht ihrem Mann so die Kur. Jahre später ist Robert ein angesehener Bankier; Brack will einen Sitz im Verwaltungsrat seiner Bank; er droht Nora, die Fälschung aufzudecken, wenn ihr Mann seinen Wunsch ablehnen sollte. Nora gesteht ihrem Mann die Verfehlung und wird von ihm verstoßen. Der Arzt und Freund der Familie (Gustav Diessl) klärt Helmer auf, dass Nora die Fälschung nur begangen hat, um Robert vor dem Tod zu retten. Im Haus von Noras Vater versöhnen sich die Eheleute.
Henrik Ibsen stand Pate für diesen Film aus dem Genre „Nordische Erzählungen“, aber im Theaterstück verlässt Nora ihren Mann endgültig. Was hätten die Frauen, deren Männer 1943 im Krieg waren, mit solch einem Ende anfangen sollen? An wen ist der Film gerichtet? Vielleicht doch an die Frauen, um ihnen Mut zu machen, ihren verhärteten Männern noch eine Chance zu geben? (ws)


am 28.11.2010 um 19.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Eine Frau von heute
BRD 1954, R: Paul Verhoeven, B: Juliane Kay, Paul Verhoeven, D: Luise Ullrich, Curd Jürgens, Carsta Löck, 95' 35 mm

Toni Bender arbeitet als eine erfolgreiche Händlerin auf dem Großmarkt. Ihr Mann Heinz (Curd Jürgens) dagegen ist gerade aus der Gefangenschaft zurückgekommen und muss sich als Architekt erst noch durchsetzen. Zwischen beiden kommt es bald zu Spannungen und sie trennen sich. Heinz zieht mit einer jüngeren Frau zusammen. Toni dagegen macht eine Italienreise mit ihrem italienischen Geschäftspartner. Eine Romanze bahnt sich an, wird aber nicht vollzogen. Heinz, der inzwischen ein erfolgreicher Architekt geworden ist, erkennt, dass Toni die bessere Frau für ihn ist und kehrt zu ihr zurück.
Der zweite Frauenroman des Gespanns Paul Verhoeven/Luise Ullrich stellt die patente Frau und den schwachen, aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Soldaten ins Zentrum. Der Mann darf fremd gehen, die Frau bleibt sittsam. Aber sie macht eine schöne Urlaubsreise, in der es ein folkloristisches Theaterstück zu bestaunen gibt. Ein Lehrfilm über die Bewältigung von Krisen im Verhältnis der Geschlechter der 1950er Jahre. (ws)


am 28.11.2010 um 21.00 Uhr





HOMMAGE AN LUISE ULLRICH
Das Einmaleins der Liebe
D 1935, R: Carl Hoffmann, B: Bobby E. Lüthge, D: Luise Ullrich, Paul Hörbiger, Theo Lingen, 93' 35 mm

„Ein heiteres Spiel aus alter Zeit“ nennt sich der Film im Untertitel, gedacht für alle, die von der neuen Zeit schon angestrengt sind und Abstand brauchen. Die Handlung ist vollgestopft mit Kapriolen und Verwechslungsspielen, falschen Identitäten, auch Hosenrollen und Gesangseinlagen. Sophie Bruninger (Luise Ullrich) soll den Verkäufer Alois Weinberl heiraten und unterzieht ihn einer eingehenden Prüfung, bevor sie ihn zum Mann nimmt. Carl Hoffmann inszenierte den Film – seine zweite Regiearbeit – etwas hölzern und ohne große Phantasieanstrengung. Paul Hörbigers Lied trifft ins Herz eines jeden Einzelhandelskaufmanns: „Tagaus, tagein muss ich hier drinnen stehen / Und dieser Laden hier ist meine Welt. Von der Türkei kann ich nur türkischen Honig sehen / Und von Brasilien nur Kaffee, den man bestellt.“
Mit Das Einmaleins der Liebe wurde Luise Ullrich verstärkt als Darstellerin für Liebeskomödien gebucht. Später klagte sie, dass sie inzwischen jeden Gesichtsausdruck dieses Genres wie eine Nummer abrufen könne. In Vergiß die Liebe nicht versucht sie dann einen „tiefen Blick von unten“. Ihr Kommentar: „Oh je, verlernt.“ (ws)


am 3.12.2010 um 21.00 Uhr

 

 

 
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