Zeughauskino

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 


    HOMMAGE AN NADJA TILLER

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER

Der Film Das Mädchen Rosemarie (1958) machte Nadja Tiller zum Star. Sie wurde im bundesrepublikanischen Film der 1950er und 1960er Jahre zur Ikone der femme fatale – schön und verführerisch, fremdartig und rätselhaft. Dass Nadja Tiller eine moderne und künstlerische Schauspielerin war, geriet dabei weitgehend aus dem Blick. Die Hommage, die von der Filmhistorikerin Renata Helker kuratiert wurde, gewährt Einblicke in die verschiedenen Rollenprofile Nadja Tillers in deutschsprachigen und europäischen Filmen und zeigt, dass die Schauspielerin sich weder vom Kino noch vom Publikum vereinnahmen ließ.

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Die Barrings
BRD 1955, R: Rolf Thiele, D: Nadja Tiller, Dieter Borsche, Lil Dagover, Paul Hartmann, Heinz Hilpert, 107' 35 mm

Mit keinem anderen Regisseur hat Nadja Tiller mehr Filme gedreht als mit Rolf Thiele. Die Barrings ist der zweite von insgesamt zehn gemeinsamen Filmen. Zum ersten Mal erhielt die Schauspielerin hier eine Rolle, in der sie ihr komplexes darstellerisches Profil beweisen konnte.
Die Verfilmung des gleichnamigen, populären Familienromans von William von Simpson spielt in Ostpreußen um die Jahrhundertwende: Zwei grundverschiedene Familien stehen einander gegenüber – die solide wirtschaftenden Barrings und die leichtlebigen von Eyffs. Gerda von Eyff (Nadja Tiller), die schöne, kapriziöse Tochter, heiratet den melancholischen Fried (Dieter Borsche), den einzigen Nachkommen der traditionsbewussten Familie der Barrings. Ihre extravaganten Lebensansprüche führen dazu, dass sie leichtsinnig Gut und Vermögen der Familie verschwendet, ihr Ehemann Fried von Barring vermag den wirtschaftlichen Ruin nicht zu verhindern. Zu spät erkennt er den wahren Charakter seiner Frau.
Nadja Tiller „ist nicht nur eine aparte Erscheinung, sie besticht auch durch eine überraschende Wandlungsfähigkeit, die sie als Charakterspielerin von Rang ausweist. Die sympathischen und unsympathischen Züge, die jugendliche Leichtfertigkeit des Anfangs und später dann die langsame Verhärtung, das alles wächst in einer diffizilen Studie zu einer nahtlosen Einheit.“ (Hannoversche Allgemeine Zeitung, 28.10.1955).

Vortrag zur Eröffnung der Hommage am 2.4.: Renata Helker

am 2.4.2010 um 21.00 Uhr
am 10.4.2010 um 18.30 Uh
r

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Das Mädchen Rosemarie
BRD 1958, R: Rolf Thiele, D: Nadja Tiller, Carl Raddatz, Peter van Eyck, Gert Fröbe,
Karin Baal, Mario Adorf, Jo Herbst, Hanne Wieder, 101' 35 mm

Das Mädchen Rosemarie ist wie kein anderer Film mit der Karriere Nadja Tillers verknüpft. Kaum eine andere Produktion des bundesrepublikanischen Films hat im Kino der Wirtschaftswunderjahre so eindrückliche Spuren hinterlassen wie jener Skandalfilm um Politik, Sex und Ökonomie, der durch den authentischen Mordfall der Prostituierten Rosemarie Nitribitt inspiriert ist.
Nadja Tiller spielt den Part der Frankfurter Edelhure mit lakonischer Gelassenheit. Ohne die darzustellende Figur zu psychologisieren, akzentuiert ihr gestisches Schauspiel den kalkulierten Schauwert ihrer äußeren Erscheinung. Tiller umgreift die Figur nicht als Verführerin oder als Opfer, sondern als kühle Geschäftsfrau, die ihren Körper als Ware ausstellt und so ihre kommerziellen und gesellschaftlichen Aufstiegschancen auslotet. „Die Frau, die sich in einer von Männern bestimmten Welt deren Spielregeln zu eigen macht, ohne deshalb an lockerer Ausstrahlung zu verlieren, fand hier zum schlagenden Typus.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.3.1994).
Das Bonner Auswärtige Ministerium protestierte erfolglos gegen eine Aufführung des Films bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig mit der Begründung, Das Mädchen Rosemarie erwecke völlig falsche Vorstellungen von den gesellschaftlichen und moralischen Verhältnissen der Bundesrepublik. Sowohl beim Publikum als auch auf Festivals errang der Film beachtliche Erfolge. In Venedig gewann er den Preis der Italienischen Filmkritik, in Hollywood den Golden Globe.

am 3.4.2010 um 18.30 Uhr
am 9.4.2010 um 21.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Labyrinth
BRD/I 1959, R: Rolf Thiele, D: Nadja Tiller, Peter van Eyck, Elisabeth Flickenschildt, Amedeo Nazzari, Hanne Wieder, 94' 35 mm

Im innovativen Psychomelodrama Labyrinth spielt Nadja Tiller eine junge Schriftstellerin, die sich wegen schwerwiegender Alkoholprobleme in einem Schweizer Sanatorium behandeln lassen möchte. Gleichwohl gelingt es ihr dort nicht, sich einer Therapie und den Hintergründen ihrer tief verborgenen Lebensangst zu stellen. Erst als eine junge Mitpatientin sich vor ihren Augen das Leben nimmt, ist sie in der Lage, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Rolf Thiele, Nadja Tillers Lieblingsregisseur, hat auch hier ein Gespür für die unter der Oberfläche gebändigten Eruptionen und die nach innen ausgerichteten Aggressionen. Wieder einmal erweist er sich „als unübertroffener Spezialist der harten Brillanz, der schwülen Kühle, der gepflegten Hysterie.“ (Süddeutsche Zeitung, 17.9.1959). Auffällig ist die formale Originalität des Films: die effektvolle Fotografie und der gezielt irritierende Sound, welche die Wahrnehmungsstörungen der Patientin beeindruckend suggerieren. Die internationale Filmkritik lobte vor allem die klare, unpathetische Darstellung Nadja Tillers. In der Bundesrepublik erhielt die Schauspielerin für ihre Leistung den Bundesfilmpreis.

am 3.4.2010 um 21.00 Uhr
am 11.4.2010 um 19.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Buddenbrooks
BRD 1959, R: Alfred Weidenmann, D: Nadja Tiller, Hansjörg Felmy, Liselotte Pulver, Hanns Lothar, Lil Dagover, Werner Hinz, Robert Graf, Günther Lüders, Gustav Knuth, 99’ (Teil 1) und 107’ (Teil 2) 35 mm

Bundesdeutsche Verfilmung des 1929 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Romans Buddenbrooks von Thomas Mann. Eine gesamtdeutsche Koproduktion zwischen der Göttinger Filmaufbaugesellschaft und der DEFA, die sich Thomas Mann für die Verfilmung seines Romans ausdrücklich gewünscht hatte, scheiterte an der politischen Haltung der Bonner Regierung. Nach dem Tod von Thomas Mann erhielt die DEFA von Erika Mann die Genehmigung, eine eigene Version zu realisieren.
Der Film erzählt die Geschichte der traditionsreichen Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook. Toni Buddenbrook (Liselotte Pulver) wird von ihrem Vater (Werner Hinz) genötigt, sich mit dem vermeintlich einflussreichen Geschäftsmann Grünlich (Robert Graf) zu vermählen. Ihr psychisch fragiler Bruder Christian (Hanns Lothar) arbeitet in der elterlichen Firma, jedoch ohne Ehrgeiz. Nach dem Tod des Vaters übernimmt der älteste Sohn Thomas (Hansjörg Felmy) die Leitung des Familienunternehmens. Er heiratet die schöne, musisch begabte Gerda (Nadja Tiller), die schon bald einen Erben zur Welt bringt. Inzwischen ist Toni nach ihrer gescheiterten Ehe mit Grünlich nach Lübeck zurückgekehrt. Auch ihre zweite Ehe mit dem Bierbrauer Permaneder (Walter Sedlmayr) endet schon bald mit einer Scheidung. Christian wird, nachdem er sich wegen seines verantwortungslosen Lebenswandels mit seinem Bruder Thomas überworfen hat, von seiner skrupellosen Frau Aline (Maria Sebaldt) in die Psychiatrie eingewiesen. Thomas' Sohn, der die Erwartungen seines Vaters nicht erfüllen kann, stirbt an Typhus. Auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn stirbt auch Thomas. Das Familienunternehmen der Buddenbrooks wird an ihren Konkurrenten verkauft. Gerda Buddenbrook kehrt nach Rotterdam zurück.
„Perfekt ausgewählt und ausgeleuchtet, bezeugen die Salons, die Kontore, die Läden und die Straßen Lübecks und Travemündes (…) den Untergang eines Zeitalters.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.9.2006). Buddenbrooks brachte „die Schönheit und das Können Nadja Tillers in Einklang. Sie spielte fast stumm. Haltung und Blicke waren es, die Thomas Manns Frauenideal Kontur gaben.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.3.1999)

am 4.4.2010 um 19.00 Uhr (Teil 1) und um 21.00 Uhr (Teil 2)
am 6.4.2010 um 20.00 Uhr (Teil 1)
am 7.4.2010 um 20.00 Uhr (Teil 2)

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Schloß Gripsholm
BRD 1963, R: Kurt Hoffmann, D: Walter Giller, Jana Brejchová, Nadja Tiller, Hanns Lothar, 99' 35 mm

Nach einer Novelle von Kurt Tucholsky, die der Schriftsteller 1931 im schwedischen Exil schrieb. Der Regisseur Kurt Hoffmann dreht in Farbe und in Cinemascope. Schloß Gripsholm verlegt die Geschichte von den dreißiger Jahren in die sechziger Jahre. Das verliebte Pärchen Kurt (Walter Giller) und Lydia (Jana Brejchová) verbringt den ersten gemeinsamen Urlaub auf dem malerischen Schloss Gripsholm in Schweden. Man genießt den Sommer in der Natur und amüsiert sich mit Kurts Freund Karlchen (Hanns Lothar), der die beiden in ihrem Feriendomizil besucht. Als Lydias Freundin Billie (Nadja Tiller) zu Besuch kommt, beginnt Kurt, sich in diese zu verlieben. Nicht Nadja Tiller, sondern Jana Brejchová ist hier die Partnerin von Walter Giller. Die Schauspielerin hatte sich ihrem Ehemann Walter Giller zuliebe für die kleinere Rolle der Billie entschieden, welche ihre Freundin Lydia in den Sommerferien besucht und dem Zauber der hellen Nächte erliegt.

am 9.4.2010 um 19.00 Uhr
am 10.4.2010 um 21.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Sie
BRD 1954, R: Rolf Thiele, D: Marina Vlady, Walter Giller, Nadja Tiller, Wera Frydtberg, Hilde Hildebrand, 95' 35 mm

Ein Film über die Unbeständigkeit der Liebe. Der Pressezeichner Ypsilon (Walter Giller) trennt sich von seiner Freundin Luise (Wera Frydtberg), weil sie ihn betrogen hat. Im Verlag begegnet er Céline (Marina Vlady), der Tochter des Direktors. Er verliebt sich in sie und verliert daraufhin seine Stellung. Beide beziehen eine kleine Wohnung, streiten und lieben sich und genießen ihr bescheidenes Beisammensein. Als Célines Vater stirbt, bekommt Ypsilon seine Stellung im Verlag wieder. Nach dem Tod des gemeinsamen Kindes entfremdet sich das junge Paar voneinander. Mit einer mondänen Italienerin (Nadja Tiller), die ihn in einem gelben Cabriolet auf der Straße anspricht, beginnt Ypsilon eine Affäre. Eine neue, gänzlich unbekannte Welt begegnet ihm in der schönen Verführerin, dennoch bleibt er Céline emotional weiterhin tief verbunden. Am Ende kehren beide zueinander zurück.
Sie ist nach Schlagerparade der zweite Film, den Nadja Tiller mit Walter Giller drehte. Seit 1956 sind beide miteinander verheiratet.

am 11.4.2010 um 21.00 Uhr
am 14.4.2010 um 20.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Illusion in Moll
BRD 1952, R: Rudolf Jugert, D: Hildegard Knef, Sybille Schmitz, Hardy Krüger, Nadja Tiller, 101' 35 mm

Nach einer Schauspielausbildung am Max Reinhardt-Seminar in Wien und einem Engagement am Theater in der Josefstadt erhielt Nadja Tiller seit 1949 Rollenangebote vom Film.Ihr kleiner Part in Illusion in Moll ist einer der seltenen Fälle, bei denen in den frühen Filmen der Darstellerin ihre schauspielerische Begabung sichtbar werden konnte.
Eine attraktive Hotelbesitzerin (Sybille Schmitz), die jahrelang an einen kranken Mann gebunden war, verliebt sich nach dessen Tod in einen charmanten Bandleader (Maurice Teynac), ohne zu begreifen, dass er lediglich an ihrem Geld interessiert ist. Vergeblich versuchen sich ihre Kinder gegen diese Verbindung zu wehren. Erst der todkranken Freundin des Sohnes (Hildegard Knef) gelingt es, der verliebten Frau die Augen zu öffnen.
Schon lange habe man im deutschen Film nicht mehr ein so wohltuend feingetöntes Kammerspiel gesehen wie in dieser Erich-Pommer-Produktion, notiert die zeitgenössische Presse. Man lobt die „atmosphärische Gepflegtheit und Sicherheit, mit der hier Regisseur Rudolf Jugert, Kameramann Václav Vích und die sehr exakt arbeitenden Schauspieler zu einem Team wurden. (...) Faszinierend aber ist die erregend arbeitende und die Gesichter abtastende intensive und malende Kamera.“ (Berliner Stimme, 7.2.1953).

am 13.4.2010 um 20.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
L'Affaire Nina B.
Affäre Nina B.

F/BRD 1961, R: Robert Siodmak, D: Nadja Tiller, Claude Brasseur, Walter Giller, Charles Regnier, Hubert Deschamps, 104' 35 mm, DF

Die Kriminalgeschichte Affäre Nina B. mit politischem Hintergrund nach einem Roman von Johannes Mario Simmel inszenierte Robert Siodmak „ein wenig verschleiernd, Psychologie und Kombinationslust weckend, auf jeden Fall spannend.“ (Süddeutsche Zeitung, 27.10.1961). Der Film beginnt mit dem rätselhaften Tod des undurchsichtigen Geschäftsmannes Herrn B. (Claude Brasseur). Einen Monat vor seinem Ableben hatte er einen neuen Chauffeur (Walter Giller) engagiert, den er bei einem Finanzprojekt mit einem afrikanischen Entwicklungsstaat zu seinem Vertrauten machte. Herr B. wurde von seinem Finanzpartner Schwertfeger (Charles Regnier) wegen diverser Wirtschaftsdelikte erpresst. Er recherchierte nun seinerseits, dass der Finanzmakler als SS-Gruppenführer Massenexekutionen in Polen kommandiert hatte. Als Herr B. in der DDR die belastenden Dokumente entgegennehmen wollte, wurde er verhaftet. Inzwischen hatte auch Nina B. (Nadja Tiller), für die das Leben an der Seite ihres Mannes unerträglich geworden war, den Chauffeur zu ihrem Vertrauten gemacht und eine Affäre mit ihm begonnen... „Nadja Tiller überrascht als verzweifelt aufbegehrende Frau: eine kosmetisch schöne Erscheinung entpuppt sich als getretener Mensch, der mit allen Mitteln um seine Freiheit kämpft.“ (Der Kurier, 13.9.1961).

Einführung am 23.4.: Renata Helker
am 23.4.2010 um 21.00 Uhr
am 24.4.2010 um 19.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Lulu
A 1962, R: Rolf Thiele, D: Nadja Tiller, O. E. Hasse, Hildegard Knef, Mario Adorf, Charles Regnier, Rudolf Forster, 100' 35 mm

Nach ihrem Erfolg als Rosemarie Nitribitt wurde Nadja Tiller schlecht beraten. Angebote von Regisseuren wie Michelangelo Antonioni (La notte), Federico Fellini (La dolce vita) und Luchino Visconti, der die Rolle der Nadia in Rocco e i suoi fratelli eigens für sie geschrieben hatte, lehnte sie ab. Für Roberto Rossellini spielte sie schließlich in Anima nera (1961). Im deutschsprachigen Kino war das Bild von der femme fatale lange der Bezugspunkt, an dem sich die nachfolgenden Rollenangebote orientierten. Mit der Verfilmung der Dramen Erdgeist und Die Büchse der Pandora von Frank Wedekind setzte Rolf Thiele die Galerie erotischer Frauenporträts mit Nadja Tiller weiter fort.
„Sie ward geschaffen, Unheil anzustiften, zu locken, zu verführen, zu vergiften – zu morden, ohne dass es einer spürt“, heißt es im Prolog des Stückes von Frank Wedekind. Lulu ist keine psychologisch zu erfassende Figur, sie inkarniert vielmehr ein Bild des Weiblichen, das erst Kontur gewinnt in der projektiven Konstellation der Geschlechter. Jeder sieht das in ihr, was er sehen möchte. Kein Mann und keine Frau können ihr widerstehen – mit fatalen Folgen. Am Ende wird sie selbst von einem Lustmörder umgebracht. „Mag die rationale Person Nadja Tiller sich nicht mit der irrationalen Lulu decken, so sentimentalisiert oder vulgarisiert sie diese zumindest nicht, sie weicht weder ins Gefühl, noch ins Ordinäre aus.“ (Der Tagesspiegel, 13.2.1962).

am 25.4.2010 um 21.00 Uhr
am 1.5.2010 um 19.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Pleins feux sur Stanislas
Rendezvous der Killer

F/BRD 1965, R: Jean-Charles Dudrumet, D: Nadja Tiller, Jean Marais, Rudolf Forster, Bernadette Lafont, 93' 35 mm, DF

Rendezvous der Killer, eine Kriminalkomödie,ist die Fortsetzung von Geheimagent S. schlägt zu, in dem Jean Marais einen Werbefachmann spielte, der gegen seinen Willen zum Spezialisten der französischen Abwehr wurde. In Rendezvous der Killer hat sich Stanislas (Jean Marais) auf einem feudalen Landsitz zur Ruhe gesetzt und seine Memoiren geschrieben. Die Journalistin Benedicte (Nadja Tiller) verreißt sein Werk, wütend stellt er sie zur Rede. Jedoch werden beide in ein Abenteuer von Morden, Verfolgungsjagden, Entführungen und Befreiungen verwickelt, bis es ihnen schließlich gelingt, gemeinsam die Mörder zu überführen.
Für Nadja Tiller und Jean Marais stellte Rendezvous der Killer den Versuch dar, in ein neues Rollenfach einzutreten. „Es spricht für die Tiller, daß sie der Tradition Rolf Thieles treu bleibt, in jedem Film auf einer Rolle für den alt gewordenen Schauspieler (Rudolf Forster) zu bestehen.“ (Deutsche Volkszeitung, 22.4.1966).

am 30.4.2010 um 21.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Moral 63
BRD 1963, R: Rolf Thiele, D: Nadja Tiller, Mario Adorf, Charles Regnier, Fritz Tillmann, 100' 35 mm

In der zeitgenössischen Presse galt Rolf Thiele unter den deutschen Filmregisseuren der mittleren und älteren Generation als nahezu „einziger, der ein Gespür für die Zeit und ihre Probleme mit dem Mut verbindet, sie freimütig anzugehen.“ (Süddeutsche Zeitung, 4.10.1963). Thiele wurde als „Regisseur des Lasters“ angesehen, stets bestrebt, „das Laster so kunstvoll und dekorativ zu gestalten, damit es ein Geschäft wird.“ (Deutsche Volkszeitung, 13.9.1963).
Auf dem Rosenmontagszug wird die Bordellbesitzerin Marion (Nadja Tiller) verhaftet. Ein Ermittlungsrichter veranlasst sie, einem Skandal-Reporter (Mario Adorf) ihre pikanten Memoiren gegen ein lukratives Honorar auf Tonband zu sprechen. Als sie erfährt, dass der Großindustrielle Meyer-Cleve (Fritz Tillmann) sie angezeigt hat, kompromittiert sie ihn. Ihre Enthüllungen, dass nicht nur Meyer-Cleve und dessen Sohn Kunden im Edelbordell waren, sondern auch seine minderjährigen Töchter dort verkehrten, führen dazu, dass der Großindustrielle am Ende Selbstmord begeht. Damit ist der einzige Belastungszeuge nicht mehr verfügbar. Die Edelhure wird aus der Haft entlassen. Moral 63 spielt auf die bundesdeutsche Skandalchronik um den zeitgenössischen Fall Vera Brühne an.

Mit freundlicher Unterstützung der SEITZ Filmproduktion zu Ehren von Nadja Tiller.

am 2.5.2010 um 19.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Du Rififi à Paname
Rififi in Paris

F/I/BRD 1966, R: Denys de La Patellière, D: Nadja Tiller, Jean Gabin, Claude Brasseur, Gert Fröbe, George Raft, 97' 16 mm, DF

In den sechziger Jahren war Nadja Tiller auch international eine gefragte Schauspielerin. Sie drehte bis zu drei Filme im Jahr – in Frankreich, in England, in Italien. Bereits vor ihrem großen Erfolg in Das Mädchen Rosemarie bot man ihr in Frankreich „einen Vertrag, der sie berechtigte, ihre Rolle nach Wunsch ändern zu lassen, die Partner mit auszuwählen sowie Regisseur und Kameramann abzulehnen.“ (Der Abend, 12.2.1959).
In Rififi in Paris betreibt der König der Pariser Unterwelt (Jean Gabin) mit seinem deutschen Freund Walter (Gert Fröbe) und dessen schönen Frau Irène (Nadja Tiller) einen schwungvollen internationalen Goldschmuggel. Ein konkurrierendes Verbrechersyndikat aus den USA will an den lukrativen Geschäften partizipieren... Jean Gabin, Gert Fröbe und Nadja Tiller „spielen zusammen ein bourgeoises Gaunertrio, machen mehr aus diesem Thriller um Gold und Waffen, Schmuck und leichte Mädchen.“ (Braunschweiger Zeitung, 7.8.1966).

am 8.5.2010 um 21.00 Uhr
am 9.5.2010 um 19.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Tonio Kröger
BRD 1964, R: Rolf Thiele, D: Nadja Tiller, Jean-Claude Brialy, Werner Hinz, Walter Giller, Rudolf Forster, Anaid Iplicjian, Theo Lingen, Günther Lüders, 90' 35 mm

Adaption der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann. Der melancholische Schriftsteller Tonio Kröger (Jean-Claude Brialy) reist durch Europa, um sich seiner selbst gewahr zu werden. In München trifft er seine Freundin Lisaveta Ivanovna (Nadja Tiller), eine Malerin russischer Herkunft. In seinen Fragen um die Dichotomie von Kunst und Leben bildet sie den geistigen Widerpart – den Kristallisationspunkt, an dem seine Reflexionen und Zerrissenheiten Kontur zu gewinnen suchen.
Tonio Kröger lief als offizieller Beitrag der Bundesrepublik auf den Filmfestspielen in Venedig, wo er heftig diskutiert wurde. Während die italienische Presse sich eher zurückhaltend über den Film äußerte, reagierte die französische Kritik mit Lob und Begeisterung. Der Filmregisseur René Clair erklärte nach der Vorführung, er habe „selten im letzten Jahrzehnt einen so guten deutschen Film gesehen“. Für die zeitgenössische deutsche Presse stellte auch diese filmische Adaption keine adäquate Realisierung eines Thomas Mann-Werkes dar.

Mit freundlicher Unterstützung der SEITZ Filmproduktion zu Ehren von Nadja Tiller.

am 11.5.2010 um 20.00 Uhr
am 14.5.2010 um 21.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
La baby sitter
Das ganz große Ding

F/BRD/I 1975, R: René Clement, D: Maria Schneider, Sydne Rome, Nadja Tiller, Robert Vaughn, Carl Möhner, 112' 35 mm, DF

Ein Film mit Stars und großem Aufwand. Das ganz große Ding zeichnet das subtile psychologische Porträt einer Kunststudentin, die Kinder hütet, um ihr Budget aufzubessern und die dabei in eine mysteriöse Affäre von Entführung und Erpressung gerät. „Bereits in der ersten Szene (…) deutet René Clement das Stilprinzip dieses überaus raffiniert konstruierten Kriminalfilms an. Hier wird nicht planlinear erzählt, hier entfaltet sich eine trickreiche Enthüllungsgeschichte, die den Betrachter mit immer neuen Finten und Volten überrascht.“ (Kölner Stadt-Anzeiger, 17.7.1976). „Der langsame Erzählfluss hält den Zuschauer bewußt in Distanz zu den Geschehnissen, nicht aber zu den Personen, die in aller Eindringlichkeit vorgeführt werden. Suggestive Nah- und Großaufnahmen auf schlichtem, nur scheinbar neutralem Hintergrund dominieren in diesem Film.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.12.1975).

am 12.5.2010 um 20.00 Uhr
am 16.5.2010 um 21.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Der Sommer des Samurai
BRD 1986, R: Hans-Christoph Blumenberg, D: Cornelia Froboess, Hans-Peter Hallwachs, Nadja Tiller, Wojciech Pszoniak, Matthias Fuchs, Hannelore Hoger, Peter Kraus, 107' 35 mm

Die Schönheit Nadja Tillers hat ihre Karriere gefördert und zugleich auch behindert. Dass sie auch qualifiziert war, eine große Charakterdarstellerin zu werden, hat im bundesdeutschen Film kaum jemanden interessiert. Mit dem Älterwerden bekam sie seit den siebziger Jahren im deutschsprachigen Kino nur wenige Rollenangebote.
Der Sommer des Samurai: In Hamburg geschehen mysteriöse Verbrechen. Geld verbrennt in Tresoren, Papiere werden geraubt, schmutzige Geschäftstricks der Polizei verraten und an allen Tatorten werden japanische Schriftzeichen hinterlassen. Die Journalistin Christiane Land (Cornelia Froboess) begibt sich auf die Spur des mysteriösen Fremden. Es stellt sich heraus, dass im Zentrum der Geheimaktionen der Finanzmakler Wilcke (Hans-Peter Hallwachs) steht – ein tatsächlich „wiederauferstandener Samurai“.
Nadja Tiller spielt eine französische Expertin für Japan-Fragen und Samurai-Umtriebe, die von einem betroffenen Spekulanten eigens eingeflogen wird, um die bedrohlichen Ereignisse aufzuklären. Sie ist „älter, doch nicht weniger fatal. (…) Kühl, kompetent, im engen Kostüm mit Schleierhut. Große Augen, großer Mund, in Eis gepackte Sinnlichkeit. Wie sie das japanische Schwert anfaßt, Klinge durch die Hand gezogen, elegant, fließend, beherrscht. Wie sie, ohne die Stimme zu erheben, den Dunkelmann zum Popanz macht, Bienenkönigin vor einer Spinne. Wie sie, selbstverständlich sofort weiß, wie man den Gegner anzugehen hat, Okkultes inklusive – so halluzinieren wohl, erschreckt, die Männer das Domina-Matriarchat.“ (Die Zeit, 20.6.1986).

am 14.5.2010 um 18.30 Uhr
am 15.5.2010 um 21.00 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Nächte mit Joan
D 1997, R: Horst Königstein, D: Nadja Tiller, Andreas Brucker, Till Topf, Rita Tushingham, 90' DVD

Seit den sechziger Jahren war Nadja Tiller in zahlreichen Fernsehfilmen und TV-Serien zu sehen, außerdem erhielt sie feste Engagements an führenden deutschen und österreichischen Bühnen. Der Fernsehfilm Nächte mit Joan zeigt vier Episoden aus dem Leben der Hollywood-Diva Joan Crawford. Es geht um den Absturz eines Stars, um die Panik des Alterns und um die Angst, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Nadja Tillers Darstellung erspürt in dem vorliegenden Stoff die Tragödie eines Menschen, der zwischen entschlossener Selbstbehauptung und demütigender Fremdbestimmung zerrieben worden ist. Für die Schauspielerin bedeutete die Rolle der Joan Crawford, die ihr vor ihrem siebzigsten Geburtstag angeboten wurde, sich einem breiten Publikum wieder einmal als eine Charakterdarstellerin präsentieren zu können. Ihre Leistung fand auch in der Bühnenversion der Hamburger Kammerspiele viel Beifall.

Einführung: Renata Helker

am 15.5.2010 um 18.30 Uhr

 

 

HOMMAGE AN NADJA TILLER
Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!
D 2009, R: Leander Haußmann, D: Eva-Maria Hagen, Ezard Haußmann, Nadja Tiller, Walter Giller, Ingrid van Bergen, Daniel Brühl, 105' 35 mm

Remake des von Bernhard Sinkel inszenierten und vielfach prämierten Gesellschaftsklassikers Lina Braake. Leander Haußmann, der für seinen Film Dinosaurier den Ernst-Lubitsch-Preis erhielt, inszeniert eine kuriose Melange aus Schelmenstück und Groteske. Lena (Eva-Maria Hagen) wird um ihr Reihenhäuschen geprellt und landet im sanierungsbedürftigen Seniorenheim „Sonnenruh“, dessen Bewohner sich wie „schwererziehbare Kinder oder jugendliche Rabauken aufführen. Allen voran der Bankrotteur und Hochstapler Johann Schneider (Ezard Haußmann). (...) Um Lena für sich zu gewinnen, rekrutiert Johann im Altenheim eine Seniorencrew, die mittels Kreditbetrug Lenas Häuschen zurückerobern soll.“ (Süddeutsche Zeitung, 24.12.2009). Diese Seniorenbande ist mit legendären Stars der fünfziger und sechziger Jahre besetzt – mit Nadja Tiller, Walter Giller, Ingrid van Bergen, Ralf Wolter. – „Die Darsteller in Dinosaurier wirken erstaunlich jugendlich.“ Herausragend Nadja Tiller, die selbstironisch „als verführerische Altersheimvenus“ kokettiert (Der Tagesspiegel, 24.12.2009).

am 16.5.2010 um 19.00 Uhr

 

 

 
  Filmarchiv