Kino im Zeughaus

 

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  KARL MAY

 

KARL MAY

Der Karl May-Film kehrt wieder auf die Leinwand zurück. Anlässlich der DHM-Ausstellung über den bis heute auflagenstärksten deutschsprachigen Schriftsteller startet das Zeughauskino eine umfangreiche KARL MAY-Filmreihe. Die Auswahl der Filme orientiert sich an den verschiedenen Facetten des literarischen Œuvres Mays. Berücksichtigt sind natürlich die wirkungsmächtigen und außerordentlich erfolgreichen Western der großen Verfilmungswelle aus den 1960er Jahren, Der Schatz im Silbersee, Winnetou I, II und III. Aber auch schon in den 20er bis 50er Jahren griffen Filmproduzenten auf die Romane Karl Mays zurück, bevorzugt auf die Geschichten mit Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Wir zeigen Durch die Wüste (1936) und Die Sklavenkarawane (1958). Ergänzt wird die Filmreihe um weitere, zeittypische Imaginationen des Osmanischen Orients sowie um zwei Indianerfilme der DEFA, die auf die Kinokassenerfolge im Westen reagierte, indem sie eine eigene populäre Vorstellungswelt des nordamerikanischen Westens schuf.

Begleitend zu einem Karl May-Symposium, das vom 16. bis 18. November am Deutschen Historischen Museum stattfindet, setzt das Zeughauskino seine Karl May-Filmreihe fort. Auf dem Spielplan stehen auch zwei Filme von Chris Eyre, einem der bekanntesten amerikanischen Regisseure indianischer Herkunft. Mit freundlicher Unterstützung des National Museum of the American Indian in Washington, D.C.

 

KARL MAY
Unter Geiern
BRD/F 1964, R: Alfred Vohrer, D: Pierre Brice, Stewart Granger, Elke Sommer, Götz George, Gojko Mitić, 101’

Mit Unter Geiern bekommt die schon gut geschmierte Maschine der Winnetou-Filme 1964 neuen Schwung. Erstmals steht nicht Old Shatterhand an der Seite des Apachenhäuptlings, sondern Old Surehand, den der nicht mehr ganz junge Hollywoodstar Stewart Granger mit einer wirkungsvollen Mischung aus Würde und Selbstironie ausstattet. Gemeinsam bringen sie die Räuber und Mörder der Geierbande zur Strecke. Weil sich die Banditen bei ihren Untaten als Indianer verkleiden, zerstören sie zugleich den dünnen Faden des Vertrauens zwischen Farmern und Indianern. Der Rassismus und Indianerhass von manchem Weißen erhält so scheinbar eine Rechtfertigung. Winnetou und Old Surehand kämpfen in dieser Situation auch gegen alte Vorurteile und für den Frieden.
Der Produzent Horst Wendlandt betraut mit Alfred Vohrer erstmals den deutschen Krimi-Experten mit der Regie. Vohrer hatte zuvor einige der besten Edgar Wallace-Filme gedreht und sein Gespür für Stimmung, Nervenkitzel und humorvolle Einlagen bewiesen. Stärker als Wendlandts bevorzugter Karl May-Regisseur Harald Reinl orientiert sich Vohrer an amerikanischen Vorbildern, wie der Showdown zwischen Old Surehand und den Geiern zeigt. Gleichwohl verzichtet Vohrer nicht auf komische Momente: „Die Regie vermied es, eine todernste, mit humanistischen Betrachtungen aufgeladene Abenteuerstory in Szene zu setzen. Sie gefällt sich vielmehr selbst darin, durch augenzwinkernde, fast parodistische Ironie Abstand zu schaffen. So lösen sich erregende Spannungen nicht nur in epischen Sequenzen auf, sie erhalten auch ein humorvolles Gegengewicht.“ (Film-Dienst, 23.12.1964)

am 01.09.2007 um 19.00 Uhr
am 02.09.2007 um 21.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Der Schatz im Silbersee
BRD/Jugoslawien 1962, R: Harald Reinl, D: Pierre Brice, Lex Barker, Götz George, Herbert Lom, Ralf Wolter, Karin Dor, Eddi Arent, 111’

Der Schatz im Silbersee steht am Anfang einer der auch international erfolgreichsten Serien des deutschen Kinos. Während im Jahr seines Entstehens eine Gruppe junger Filmemacher mit dem „Oberhausener Manifest“ gegen Opas Kino rebelliert, erstrahlt jenes totgesagte Unterhaltungskino in neuem Glanz und wärmt die Herzen von Millionen Zuschauern. Der erfahrene Hollywoodstar und Ex-Tarzan Lex Barker als Old Shatterhand und der bis dahin unbekannte Franzose Pierre Brice als Winnetou bilden ein neues Traumpaar. In ihrem ersten Film werden sie von Banditen herausgefordert, die hinter einem legendären indianischen Goldschatz her sind, Indianerstämme aufeinander hetzen und vor Entführung und Mord nicht zurückschrecken.
Der durchschlagende Erfolg von Der Schatz im Silbersee verbindet sich ebenso mit Karl Mays berühmter Buchvorlage wie mit der neuartigen, farbenprächtigen Inszenierung in CinemaScope, den spektakulären Landschaftsaufnahmen in Jugoslawien und Martin Böttchers stilbildender Musik. Zudem gelingt es dem Produzenten Horst Wendlandt namhafte Darsteller zu verpflichten, darunter Herbert Lom als dämonischer Oberschurke, Ralf Wolter und Eddi Arent als die Witzbolde Sam Hawkens und Lord Castlepool und Götz George als jugendlicher Heißsporn. Das hohe finanzielle Risiko, das Wendlandt eingeht, zahlt sich aus. „Der deutsche Plan, mit dem immer noch nicht besiegten Karl May dessen Leserschaft in die leeren Kinos zu locken, stand automatisch in schwerer Konkurrenz, denn der Wilde Westen ist bisher nur von den amerikanischen Kameras in authentischer Manier anvisiert worden. Man darf aber sagen, dass es dem Regisseur Harald Reinl in der jugoslawischen Ausweichlandschaft mit internationaler Besetzung durchaus gelungen ist, die Western-Kollegen aus Hollywood einzuholen.“ (F.A.Z., 26.1.1963)

am 01.09.2007 um 21.00 Uhr
am 04.09.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Die Sklavenkarawane
BRD/E 1958, R: Georg Marischka, D: Viktor Staal, Georg Thomalla, Theo Lingen, Fernando Sancho, Mara Cruz, 99’

Bevor die Karl May-Filme der 60er Jahre sich erstmals auf das uramerikanische Terrain des Westerns vorwagen, werden ausnahmslos jene Romane verfilmt, die die Abenteuer Kara Ben Nemsis in Afrika und im Orient schildern. Sie huldigen damit der verbreiteten Liebe zu allem Exotischen, zu deren Befriedigung das Kino von Anfang an beiträgt. In dieser Traditionslinie steht auch Die Sklavenkarawane. Auf dem Weg durch die Wüste werden der deutsche Arzt und Weltenbummler Kara Ben Nemsi und sein treuer Diener Hadschi Halef Omar von der Bande des mächtigen Sklavenhändlers Abu el Mot überfallen. Sie selbst können entkommen, doch ihre Freunde geraten in Gefangenschaft. Bis deren Befreiung gelingt, müssen die beiden Helden viele Gefahren bestehen, Kranke heilen, wilde Tiere erlegen und schöne Frauen und Fürstensöhne retten.
Gute Unterhaltung garantieren hier neben der spannenden Handlung und den schönen Außenaufnahmen in Spanien auch die komischen und gelegentlich gar parodistischen Elemente, für die vor allem Georg Thomalla als Hadschi Halef Omar sorgt. Den eigentlichen Helden, den der frühere Ufa-Star Viktor Staal verkörpert, stellt Thomalla in den Schatten. Dem Publikum gefiel das, weshalb 1959 Der Löwe von Babylon als Fortsetzung von Die Sklavenkarawane mit Thomalla und ohne Staal herausgebracht wurde.

am 02.09.2007 um 19.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Durch die Wüste
D 1936, R: Johannes Alexander Hübler-Kahla, D: Fred Raupach, Heinz Evelt, Erich Haußmann, Aruth Wartan, 88’

Der männliche Heroismus und Tatendrang, die unbedingte Treue und das tiefe Pflichtbewusstsein sind herausragende Tugenden der Karl May’schen Helden. Sie galten auch in der Ideologie und Erziehungspolitik des Nationalsozialismus als vorbildhaft. Suspekt musste aber sein, dass May und seine Helden zugleich für Völkerverständigung, Toleranz und ein friedliches Nebeneinander eintraten. Durch die Wüste, der einzige Karl May-Film aus der Zeit des „Dritten Reichs“, zeichnet sich denn auch durch eine auffällige Unentschlossenheit aus. Auf der Reise durch die Sahara zur heiligen Stadt des Islam kreuzen sich die Wege Kara Ben Nemsis und Hadschi Halef Omars mit denen des gefährlichen Banditen Abu Seif, aus dessen Gefangenschaft die beiden die schöne Tochter des Scheichs befreien. In einem Sumpfgebiet kommt es schließlich zum alles entscheidenden Kampf.
Bei Kritik und Staatsmacht stieß der in Ägypten und Libyen gedrehte Filme auf wenig Gegenliebe. Vorgeworfen wurden ihm der Verzicht auf ein klares weltanschauliches Bekenntnis, vor allem aber seine stilistische Unebenheit, das unbefriedigende Spiel des männlichen Helden und die fehlende Spannung. „Trotz aller offensichtlichen Mängel ist Durch die Wüste eine lohnende Wiederentdeckung... Zwischen touristischem Fotoalbum und Abenteuer-Klebebildchen manifestiert sich hier eine aus den Fugen geratene B-Film-Ästhetik. Auf der einen Seite erzeugt der Film eine Action-Dynamik, die mit Hollywoods Genrekino konkurrieren will, auf der anderen Seite lädt er sich den weltanschaulichen Ballast nicht nur Karl Mays fiebriger Heldenmystik, sondern auch den der zeitgenössischen Ideologie auf.“ (Tim Bergfelder, in Jörg Schöning [Hg.]: Triviale Tropen, 1997)

am 05.09.2007 um 20.00 Uhr
am 12.10.2007 um 19.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Winnetou I
BRD/F/Jugoslawien 1963, R: Harald Reinl, D: Pierre Brice, Lex Barker, Marie Versini, Mario Adorf, Ralf Wolter, Chris Howland, 101’

Dem Erfolg von Der Schatz im Silbersee lässt Horst Wendlandt sogleich Winnetou I folgen, der erzählt, wie Old Shatterhand zu seinem Namen kommt, wie er Winnetou vor dem sicheren Tod rettet und wie die beiden Blutsbrüderschaft schwören. Ihr größter Feind ist der Geschäftsmann Santer, dem Mario Adorf ein besonders schmieriges und sadistisches Wesen verleiht. Santer jagt dem Gold hinterher, lässt eine Bahnstrecke durch das Land der Indianer bauen, spielt die Stämme gegeneinander aus und mordet ohne Skrupel. Zum Opfer fällt ihm schließlich auch Winnetous Schwester Nscho-tschi, die in den Armen des geliebten Old Shatterhand stirbt.
Eingebettet ist diese seltene Romanze in atemberaubende Landschaftsbilder und viele Sensationen, die Winnetou I zu einem der besten Karl May-Filme machen. Selbst eine seriöse Kritikerin wie Brigitte Jeremias konnte dem spannenden Abenteuerfilm ihren Respekt nicht versagen: „Was soll das Moralisieren? Der Film wird genauso ein Kassenschlager werden wie der in 60 Länder verkaufte Schatz im Silbersee. Eine Schulklasse, die am Winnetou-Kino vorbeikam, stieß Freudenschreie aus, fing an zu rennen und in die Luft zu springen, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und ahmte mit hellem ‚Wo-wo-wo-wo’ Indianerkriegsgeheul nach. Als der Film zu Ende war, kamen wirklich Urahne, Großmutter, Mutter und Kind herausgeströmt, und das an einem eiskalten Wintertag acht Tage vor Weihnachten in Frankfurt am Main.“ (F.A.Z., 17.12.1963)

am 07.09.2007 um 21.00 Uhr
am 19.09.2007 um 20.00 Uhr
am 28.10.2007 um 14.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Winnetou II
BRD/F/Jugoslawien 1964, R: Harald Reinl, D: Pierre Brice, Lex Barker, Anthony Steel, Karin Dor, Klaus Kinski, Ralf Wolter, Eddi Arent, 94’

Auch Winnetou II kreist um das Thema der unglücklich scheiternden, romantischen Liebe, die hinter Pflichtgefühl und Kameradschaft zurückstehen muss. Winnetou rettet die Häuptlingstochter Ribanna und verliebt sich in sie. Sein Gegner ist der Bandit Forrester, der Ölvorkommen auf dem Land der Indianer ausbeuten will und deshalb Unfrieden zwischen Siedlern, Soldaten und Indianern sät. Mit der Hilfe Old Shatterhands kann Winnetou den Schurken bezwingen. Um den Frieden zwischen Weißen und Indianern zu besiegeln, verzichtet er auf Ribanna, die mit einem blauäugigen amerikanischen Offizier – gespielt von Terence Hill - verheiratet wird.
Einmal mehr protzt der Produzent Horst Wendlandt mit prächtiger Ausstattung und schönen Bildern aus Jugoslawien, mit tausenden Komparsen und gewagten Action-Szenen. Für Pierre Brice bleibt der öffentliche Rummel um Winnetous Liebe nicht folgenlos. Monatlich erhält er nun 3.500 Briefe von seinen Fans: „Wenn das so weitergeht, muß ich gleich mehrere Briefkästen anbringen lassen.“ (Michael Pretzel: Karl-May-Filmbuch, 1998)

am 08.09.2007 um 21.00 Uhr
am 22.09.2007 um 19.00 Uhr
am 28.10.2007 um 16.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Winnetou III
BRD/Jugoslawien 1965, R: Harald Reinl, D: Pierre Brice, Lex Barker, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Sophie Hardy, 93’

Wird Winnetou sterben? So lautet die Frage, die Teile der Öffentlichkeit im Frühsommer 1965 in Atem hält. Der Produzent Horst Wendlandt bejaht sie und verweist auf Karl Mays Roman. Daraufhin wird er mit Briefen erregter Fans überschüttet, die ihn um Gnade für ihren Liebling anflehen. Vergebens: Schon zu Beginn von Winnetou III wird der große Apachenhäuptling von Todesahnungen heimgesucht. Sie bestärken ihn jedoch nur darin, sein Lebenswerk - die Versöhnung zwischen Indianern und weißen Siedlern - mit Nachdruck zu vollenden. Finstere Geschäftemacher und der Bandit Rollins wollen dies jedoch verhindern. Sie säen Zwietracht zwischen den Indianerstämmen, beliefern sie heimlich mit Waffen und Alkohol und schwatzen ihnen ihr Land ab. Als Rollins schließlich auf Old Shatterhand anlegt, wirft sich Winnetou in die Schussbahn und stirbt in den Armen seines Blutsbruders.
Die Premiere des Films wird vom Schluchzen der Zuschauer begleitet. Dem Erfolg von Winnetou III schadet das nicht. Auch in diesem Teil beweist der Regisseur Harald Reinl seine Klasse und bringt zudem mit melancholisch gedämpften Stimmungen eine neue Tonart in den spannenden Abenteuerfilm ein. Unbekümmert inszeniert er auf den Mythos zu, lobt ein Münchner Kritiker: „Man müßte also schon ein rechter Kunstsnob sein, wollte man Reinl nicht immerhin (Winnetou-Kitsch hin, Old-Shatterhand-Trugbild her) einen Preis für das beste, weil artgemäße Karl-May-Kino zubilligen. Bahn frei für den ‚großen Sterbeknüller’. Bayerische Indianerstämme würden sagen: Eine schöne Leich.“ (Abendzeitung, 18.10.1965)

am 09.09.2007 um 21.00 Uhr
am 23.09.2007 um 21.00 Uhr
am 28.10.2007 um 18.00 Uhr
am 17.11.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Die Söhne der Großen Bärin
DDR 1966, R: Josef Mach, D: Gojko Mitić, Jirί Vrstála, Rolf Römer, 98’

Der phänomenale Zuspruch des westdeutschen Publikums zu den Karl May-Adaptionen ließ die Oberen der DDR-Filmindustrie nicht kalt. Als Antwort produziert deshalb die staatseigene DEFA mit Die Söhne der Großen Bärin den ersten einer ganzen Serie von Indianerfilmen. Da May in den 60er Jahren noch als bürgerlich-dekadenter Autor verpönt ist, dient die gleichnamige populäre Jugendbuchreihe von Liselotte Welskopf-Henrich als Vorlage. Im Unterschied zum amerikanischen Western soll die Sympathie der Zuschauer hier nicht schießwütigen Cowboys gelten, sondern den von Ausbeutung und Ausrottung bedrohten Indianern, ihrem alltäglichen Leben und ihrer Kultur.
Die Söhne der Großen Bärin schildert den heroischen Kampf eines Dakotastammes um seine Freiheit. Im Zentrum steht der junge Häuptling der Bärenbande Tokai-itoh, der nach dem heimtückischen Mord an seinem Vater durch einen goldgierigen Siedler, nach Kerkerhaft und Verrat durch amerikanisches Militär mit seinem Stamm aufbricht, um in Kanada ein neues Leben zu beginnen. Verkörpert wird der Häuptling von dem Jugoslawen Gojko Mitić, der zuvor schon bei mehreren Karl May-Filmen mitgewirkt hatte. In der Rolle des furchtlosen Tokai-itoh erobert Mitić die Herzen des ostdeutschen Publikums und spielt fortan den „DDR-Chefindianer“. Allein in der DDR brachte es Die Söhne der Großen Bärin auf über neun Millionen Zuschauer.

am 12.09.2007 um 20.00 Uhr
am 15.09.2007 um 21.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Sumurun
D 1920, R: Ernst Lubitsch, D: Jenny Hasselquist, Pola Negri, Paul Wegener, Harry Liedtke, Ernst Lubitsch, 103’

Eine Geschichte wie aus 1001 Nacht: so fremd und weise, so anmutig und erotisch, so tückisch und blutig. Im mittelalterlichen Bagdad liebt der alte Scheich die schönste Frau seines Harems, Sumurun. Die Angebetete liebt allerdings heimlich den Stoffhändler Nur-al-Din. Auch der Sohn des Scheichs begehrt die junge Frau, wird aber zurückgewiesen. Als die rassige Tänzerin Zuleika und ein buckliger Gaukler in die Stadt kommen, beginnt sich das Liebeskarussell neu zu drehen. Doch Besitzgier, Betrug und Eifersucht münden in Rache und Mord.
Sumurun zeigt Ernst Lubitsch auf der Höhe seines Schaffens in Deutschland, und zwar sowohl als Regisseur wie als Schauspieler. Er präsentiert ein Kino der Blicke und Gesten, der großen Gefühle und kleinen humorvollen Einlagen, der Sinnlichkeit, der eleganten und prächtigen Dekors und ausgefeilten Choreographien. Lubitsch schafft einen Film, der musikalisch ist und populär, künstlerisch, aber nicht prätentiös, emotional, aber nicht tränenselig, voller verborgener Komik, aber nicht albern. Pola Negri spielt einen furiosen Vamp, und das Publikum jubelt. „Hier ist ein Werk geglückt, von dem stärkste künstlerische Wirkungen ausgehen, das mit reinsten Mitteln die Effekte großer Kunst erzielt und Wege weist im Film-Neuland.“ (B.Z. am Mittag, zitiert in Lichtbild-Bühne, 11.9.1920)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 14.9.2007 um 19.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Der Schuh des Manitu
D 2001, R/B/P: Michael „Bully“ Herbig, D: Michael Herbig, Christian Tramitz, Sky Du Mont, Marie Bäumer, Hilmi Sözer, 84’

Wie populär Karl May und seine Winnetougeschichten auch noch im 21. Jahrhundert sind, zeigt kein anderes Werk so deutlich wie Der Schuh des Manitu. Mit über zehn Millionen Zuschauern ist Bully Herbigs mit vergleichsweise kleinem Budget produzierte Persiflage auf die Filme seiner Kindheit eine der erfolgreichsten deutschen Produktionen aller Zeiten. Die Blutsbrüder Abahachi und Ranger sind hier dem Edelschurken Santa Maria auf den Fersen, wobei sie unterwegs die Wege der kriegerischen Schoschonen, des versoffenen Karl May und anderer schräger Figuren kreuzen und von einer komischen Situation in die nächste stolpern.
Die dürre Handlung von Der Schuh des Manitu ist nur ein willkommener Vorwand, um sich über das naive Bild der indianischen Kultur, den provinziellen Charakter der Prärie, den Kult der Schönheit und die latente Homoerotik der beiden Helden lustig zu machen. Virtuos und voller Selbstironie zitiert Herbig dabei die längst zu Klischees geronnenen Bilder aus Spiel mir das Lied vom Tod, Indiana Jones und Der Schatz im Silbersee. Das Timing der vielen Gags ist rasant, der Münchner Dialekt der Helden hinreißend, die Dialoge sind krude, die Musicaleinlagen bizarr. „Um es mal ketzerisch zu formulieren: Im Grunde erfüllt Manitu die Forderung an den deutschen Film, er möge mit dem Leben seiner Zuschauer irgendwas zu tun haben. (...) Das Münchnerisch, das die Indianer bei Michael Herbig sprechen, ist echt. Und die Erinnerung an ungezählte verregnete Sonntagnachmittage, an denen das Fernsehen die Republik mit Karl-May-Filmen am Leben hielt, sind den meisten Menschen eben nahe (...). Und vor allem erweist Herbigs Film dem Film an sich die Ehre: Man muss das Kino schon wirklich lieben, um es auf die Schippe nehmen zu können.“ (Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 11.8.2001)

am 15.09.2007 um 19.00 Uhr
am 16.09.2007 um 21.00 Uhr
am 18.11.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Karl May
BRD 1974, R/B/P: Hans Jürgen Syberberg, D: Helmut Käutner, Kristina Söderbaum, Käthe Gold, Lil Dagover, Rudolf Prack, 187’

Karl Mays letzter Lebensabschnitt ist geprägt von Anfeindungen, peinlichen Enthüllungen, Geldsorgen und zahllosen Prozessen, in denen die Gegner das gesamte Werk des beliebten Schriftstellers in Verruf bringen wollen. Den Kampf des alten Mannes, der an seinem eigenen Mythos bastelt und sich gegen die Verleumdungen und den Wandel der Zeiten auf etwas hilflose Weise zur Wehr setzt, schildert Hans Jürgen Syberberg als ein schillerndes Porträt des Wilhelminischen Kaiserreichs. Dabei verzichtet der Regisseur ganz auf äußere Spannungsmomente und konzentriert sich auf den Kontrast zwischen Karl Mays Selbstbild als Philosoph, Prophet und ernsthafter Künstler und dem trivialen Charakter seiner Romane. Das Resultat ist ein theatralischer Film, der sich surrealer Tableaus bedient und seinen Inszenierungscharakter stets betont.
Wie zuvor in Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König (1972), dem ersten Teil seiner „Deutschen Trilogie“, und später auch in Hitler, ein Film aus Deutschland (1977) befindet sich Syberberg in Karl May auf der „Suche nach dem verlorenen Paradies“, wobei ihm eine ganze Schar alter Ufa-Größen zur Hand geht. Mit seinem Hauptdarsteller Helmut Käutner streitet Syberberg über Mystik und Realismus. Käutners Spiel zielt dabei auf die psychologische Einfühlung: „Aus diesem Widerspruch ist eine der schönsten, dichtesten und zugleich widersprüchlichsten Figuren im deutschen Film geworden: ein Kauz, ein Männchen, ein Gepeinigter, rührend und kümmerlich, von einer flackernden, träumerischen Größe im Leid und von grotesker Lächerlichkeit. Käutner bringt es fertig, sich ganz mit dem alten May zu identifizieren und sich doch immer neben ihn zu stellen, ihm einen Hauch Altersweisheit zu geben und ihn zugleich als armseligen Narren, als pompösen Filou zu porträtieren, als einen sächselnden Popanz, tragisch und komisch, liebenswert und bemitleidenswert.“ (Wolf Donner, Die Zeit, 15.11.1974)

am 26.09.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Der Schatz der Azteken
BRD/F/I 1965, R: Robert Siodmak, D: Lex Barker, Gérard Barray, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Michèle Girardon, 101’

Der riesige Erfolg von Der Schatz im Silbersee, der auf das Konto des Produzenten Horst Wendlandt geht, hat zur Folge, dass auch dessen schärfster Rivale Artur Brauner auf den Geschmack kommt. Im Kampf um die Gunst des Publikums stellen sie einen Karl May-Film nach dem anderen her. Kurios ist daran, dass Lex Barker für beide Produzenten arbeitet: mal als Old Shatterhand, mal als Kara Ben Nemsi. In Der Schatz der Azteken spielt er dagegen den deutschen Arzt Dr. Sternau, der in den Wirren des mexikanischen Freiheitskrieges als Geheimkurier für Benito Juarez tätig ist. Sternau bekommt es mit Banditen und abtrünnigen Soldaten zu tun, die alle einem uralten Indianerschatz nachjagen.
Die Produktion des Films steht unter keinem guten Stern. Ungezählte Male wird das Drehbuch umgeschrieben, bis die Geschichte völlig verworren ist. Der Regisseur Robert Siodmak, der sich im amerikanischen Exil mit düsteren Krimis und Melodramen einen Namen gemacht hat, ist nur Brauners fünfte Wahl; alle anderen Kandidaten sagen ab. Nicht zuletzt gleichen die Dreharbeiten in Jugoslawien einem Horrortrip, denn der Dauerregen spült Teile der Kulissen weg. Immerhin sorgt Siodmak für einige erotische Momente, die ungewöhnlich für die Karl May-Serie sind und denn auch gleich auf Kritik stoßen: „Erotisch zu vordringlich geraten ist der spätabendliche Damenbesuch des betrunkenen Offiziers. Hier und in den Szenen mit der schönen, männerbetörenden Josefa sind allzu junge Karl-May-Liebhaber so wenig am rechten Platz wie bei dem kritiklos-todernst gebotenen Duell mit dem für sie mißverständlichen überholten Ehrenkodex.“ (Film-Dienst, 17.3.1965)

am 02.10.2007 um 20.00 Uhr
am 10.10.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Allein im Urwald / Die Rache der Afrikanerin
D 1922, R: Ernst Wendt, D: Carl de Vogt, Lothar Mehnert, Claire Lotto, Madge Jackson, 105’

Die Suche nach Abenteuer, Ruhm und Reichtum im Orient und in Afrika haben die Helden Karl Mays mit den Forschern und Kolonialisten gemeinsam, die das Genre des exotischen Reise- und Abenteuerfilms in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg bevölkern. In Die Rache der Afrikanerin verlässt der Ingenieur Gyldendal seine Heimat Europa, nachdem seine Frau im Hause eines befreundeten Afrika-Liebhabers durch eine Schlange vergiftet worden ist. Im afrikanischen Dschungel baut er sich eine Existenz als Tierfänger auf und lässt seine Tochter und seine Schwägerin nachkommen. Als Gyldendal jedoch die Liebesbekundungen seiner schwarzen Dienerin zurückweist und die beleidigte Frau auf Rache sinnt, beginnt ein Kampf um Leben und Tod. Die Grenze zwischen Guten und Bösen verläuft dabei keineswegs entlang der Rassenunterschiede.
Was heute wie ein bizarres Spiegelbild all jener auf Afrika bezogenen Wünsche und Ängste, Klischeevorstellungen, Rassenhierarchien und Sexualfantasien aussieht, wurde 1922 als ein gelungener Sensationsfilm begrüßt. Für die exotischen Schauwerte stehen Johannes Umlauff, der zuvor große Völkerschauen ausgestattet hatte, und sein Onkel ein, der Zoobetreiber und Filmproduzent John Hagenbeck: „Hagenbeck hat diesmal mit erheblich größeren Mitteln arbeiten lassen, die er vorzüglich auf den Ausbau der für seinen exotischen Film schwierigen Außenszenen verwendete. In dieser Hinsicht war der Film denn auch interessant, viele Dressur- und Tierkampfszenen wohl gelungen und geschickt photographiert. Die Flora im Bilde mutet aber trotz Verschleierns immer noch europäisch an.“ (Fritz Podehl, Der Film, 5.2.1922)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 06.10.2007 um 19.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Zünd an, es kommt die Feuerwehr
DDR 1978, R: Rainer Simon, D: Winfried Glatzeder, Kurt Böwe, Rolf Ludwig, Jürgen Gosch, 95’

Die Gaunerkomödie Zünd an, es kommt die Feuerwehr erzählt von den Streichen der freiwilligen Feuerwehr in einem sächsischen Dorf um 1900. Die Truppe lechzt nach Ruhm und Ehre, doch was fehlt, sind Gelegenheiten, um sich auszuzeichnen. Also legen die Feuerwehrleute selbst einen Brand. Eingebettet in die komischen Episoden, die auf historischen Begebenheiten aus Karl Mays Heimat basieren, ist die Kritik am kaiserlichen Untertanenstaat und an seiner kleinbürgerlichen Gesinnung. Zudem enthält der Film eine Parodie auf den Schriftsteller, der zur Entstehungszeit des Films noch als Vertreter einer dekadenten, spätbürgerlichen Literatur geschmäht wird und somit eine leichte Beute darstellt.
Getragen wird die beschwingte Komödie durch das Spiel von Winfried Glatzeder, Kurt Böwe, Rolf Ludwig und Jürgen Gosch, die vorzüglich miteinander harmonieren. Der Kritiker Fred Gehler lobte denn auch den Mut zum Nonsens, vermisste aber ein besseres Drehbuch: „Dieser Mangel kann, besonders beim komischen Film, schwerlich kaschiert werden. Zünd an, es kommt die Feuerwehr versucht es mit Didaktik: Die Idylle ist natürlich keine, hinter der Behäbigkeit lauern der Opportunismus und Egoismus. Es sieget der Preuße. Mit Verbissenheit werden die komödiantischen Figuren abgebaut und zerstört, jegliches verschmitzte Einverständnis mit ihnen radikal dementiert.“ (Sonntag, Berlin/DDR, 25.2.1979)

am 14.10.2007 um 19.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Tecumseh
DDR 1972, R: Hans Kratzert, D: Gojko Mitić, Annekathrin Bürger, Rolf Römer, Leon Niemczyk, Gerry Wolff, 109’

Mit Tecumseh stellt der siebte Indianerfilm der DEFA einen der berühmtesten Indianerhäuptlinge in seinen Mittelpunkt: eine zwar historische, aber von Mythen umrankte Persönlichkeit, die für die Vereinigung der verfeindeten Stämme und die Schaffung einer Indianer-Union eintrat. Während Amerikaner und Briten zu Beginn des 19. Jahrhunderts um die Vorherrschaft auf dem Kontinent kämpfen, gelingt es Tecumseh zunächst, mehrere Stämme für seine Sache zu gewinnen. Die Verquickung wirtschaftlicher, militärischer und politischer Machtinteressen auf Seiten der Amerikaner zwingen ihn aber zur Flucht nach Kanada. Er stellt sich in den Dienst der Briten und erringt Sieg um Sieg in der Hoffnung auf einen unabhängigen Indianerstaat im Norden. Von den Briten im Stich gelassen, fällt Tecumseh 1813 in der Schlacht.
So deutlich das auch gegenwartskritische Anliegen des Films erkennbar ist, so sehr bemüht er sich doch zugleich um eine packende Inszenierung. Das schließt die romantische Liebe zwischen dem indianischen Helden (Gojko Mitić) und seiner weißen Jugendliebe (Annekathrin Bürger) sowie Schlachtenszenen ein. Bizarr wirken dabei die treibenden Funk-Rhythmen von Günther Fischer, die die Schlacht untermalen. Aus westlicher Perspektive urteilt Christian Lengsfeld: „Sind die Helden der bundesdeutschen Indianerfilme vorzugsweise edel, hilfreich und gut und die Bösen schlechthin böse, so präsentieren sich in den DEFA-Filmen die Indianer nur als die Unterdrückten und Betrogenen, die vergeblich versuchen, sich gegen die bösen Weißen zu behaupten. So verfolgt auch Tecumseh den Zweck, die Kinobesucher davon zu überzeugen, daß dieselben Mächte, die die Indianerstämme Nordamerikas ausrotteten, auch heute noch versuchen, nicht nur die eigenen, sondern auch die fremden Völker zu unterdrücken.“ (Der Abend, 20.7.1972)

am 19.10.2007 um 21.00 Uhr
am 21.10.2007 um 21.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
A Thousand Roads
USA 2005, R: Chris Eyre, D: Alex Rice (Mohawk), Riana Malabed (Inupiat), Jeremiah Bitsui (Navajo/Omaha), Geraldine Keams (Navajo), Honorato Ninantay (Quechua) OF, 40', DVD

Einer der bekanntesten amerikanischen Regisseure indianischer Herkunft ist Chris Eyre (Chayenne/Arapaho), dessen Film A Thousand Roads vier episodische Geschichten erzählt, deren Protagonisten einen Tag lang begleitet werden. Von den eisigen Weiten Alaskas, in denen das Inuitmädchen Dawn Nageak ihr erstes Stück Walfleisch isst, bis zu den Beton-Canyons Manhattans, in denen die Mohawk-Frau Amanda Cook Börsengänge verfolgt - Kameramann Claudio Miranda gestaltet atemberaubende Bilder im Super 35 Widescreen-Format, während Chris Eyre eher fragmentarisch und exemplarisch von den Kulturen und Traditionen einer indianischen Bevölkerung erzählt.
A Thousand Roads ist der Signature-Film des National Museum of the American Indian. Richard West, Direktor des Museums und Produzent von A Thousand Roads, schreibt dem Filme eine Bedeutung zu, die auch das National Museum of the American Indian besitzt: A Thousand Roads solle eine lebendige Erinnerung an die indianischen Stämme und Gemeinschaften Amerikas ermöglichen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl und Verantwortungsbewusstsein für indianische Tradition und Kultur schaffen - "Wherever we are in this world, we're travelling together on this journey down a thousand roads, all leading home."

Der Eintritt ist frei.

am 16.11.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KARL MAY
Smoke Signals
CAN/USA 1998, R: Chris Eyre, D: Adam Beach, Evan Adams, Irene Bedard OmU, 89'

Chris Eyres Regiedebüt Smoke Signals ist ein unter anderem beim Sundance Film Festival mit der Filmmaker's Trophy und dem Audience Award prämierter Spielfilm, bei dem erstmalig Drehbuch, Produktion und Regie in den Händen von Indianern gelegen haben. Die Protagonisten des Roadmovies sind der düstere zynische Victor Joseph und der extrovertierte, aber etwas ungelenke Waise Thomas Builds-the-Fire, die in einem Indianerreservat in Idaho leben. Zusammen begeben sie sich auf eine Reise nach Arizona, um die sterblichen Überreste von Victors alkoholkrankem Vater in die Heimat zu holen. Die Reise entwickelt sich auch zu einer Identitätssuche. Die adaptierte Buchvorlage von Sherman Alexie lässt die jungen Männer Fragen nach Heimat, Identität und Familie stellen und bringt sie damit ihrer eigenen Lebensgeschichte näher. Smoke Signals ist ein humorvoller Film, der ein bewegend realistisches Bild von Indianern zeigt, ohne auf Klischees zurückzugreifen: "What can be told without getting too personal is that, whatever walls you may have built up over the course of your life, Smoke Signals contains with it the raw power to break them with a thought. It is a film that you will enjoy, whether or not you set out to enjoy it." (James Brundage, MovieKritic 2000)

am 16.11.2007 um 21.00 Uhr

 

 

 

 
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