Kino im Zeughaus

 

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KUNST DES DOKUMENTS – LETZTE FRAGEN


 

KUNST DES DOKUMENTS – LETZTE FRAGEN

Objektivität, Wahrheit, Wahrhaftigkeit – es existieren nicht wenige dokumentarische Bewegungen, die sich diesen Werten verpflichtet fühlen und dennoch ganz unterschiedliche Arbeitsmethoden wählen. Im Gegensatz zu einem Kino der unbemerkten Beobachtung kennt die Dokumentarfilmgeschichte zum Beispiel ein Kino der Interaktion und Provokation: die Kamera nicht als stiller Registrator sondern als wirkungsmächtiger Katalysator, die Wirklichkeit nicht als eine vorgegebene sondern unter den Bedingungen der Aufnahmesituation herzustellende Erfahrung. KUNST DES DOKUMENTS – VÉRITÉ präsentiert vier Beispiele dieses außergewöhnlich spannenden Kinos der Wahrheit.

 

KUNST DES DOKUMENTS – LETZTE FRAGEN
Forever
NL 2006, R: Heddy Honigmann OmeU, 93’

Père-Lachaise ist einer der berühmtesten und schönsten Friedhöfe der Welt. Hier haben viele großartige Künstler ihre letzte Ruhestätte gefunden: Edith Piaf, Marcel Proust, Jim Morrison, Oscar Wilde oder Frédéric Chopin. Sie werden auch heute noch leidenschaftlich von ihren Fans verehrt. Forever zeigt uns die geheimnisvolle, beruhigende und tröstende Schönheit dieses einzigartigen Friedhofs durch die Augen der Menschen, die diesen Friedhof aus den unterschiedlichsten Motiven besuchen. Einige kommen zu ihrer Familie, ihren Freunden, ihrer Verwandtschaft. Andere kommen, um großen Künstlern mit Blumen ihre Ehre zu erweisen. Die Fans teilen mit dem Zuschauer ihre Hingabe an die Kunst, vermitteln etwas von der Melancholie eines moosbedeckten Grabes, von der Schönheit und Kraft eines Musikstücks, Gedichts oder Gemäldes. Auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm gewann Forever im letzten Jahr den Preis der ökumenischen Jury.

am 05.07.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – LETZTE FRAGEN
Jonestown – The Life and Death of Peoples Temple
USA 2005 / 2006, R: Stanley Nelson, OF, 90’  Beta SP

Die Sekte „Peoples Temple“ begann Anfang der sechziger Jahre, mit durchaus edlen, antirassistischen und sozialistischen Motiven Anhänger um sich zu scharen. Ihr dramatisches Ende fand die Bewegung 1978 bei einem Massenselbstmord in Jonestown, einem 16 km² großen Anwesen im Nordwesten Guyanas. Mindestens 900 Menschen, darunter über 270 Kinder, starben. Nelsons Dokumentarfilm Jonestown erzählt vom charismatischen Führer der Volkstempel-Sekte Jim Jones, der Mitte der 1970er Jahre auch einen enormen politischen Einfluss gewonnen hatte, und er erkundet die rätselhaften Mechanismen, die eine Massenmanipulation in Gang setzt. „Basierend auf niemals zuvor gezeigtem Archiv-Material und Interviews mit Überlebenden, zeigt er, wie hauchdünn die Grenzlinie zwischen Glauben und Fanatismus, Loyalität und Nötigung, charismatischer Leitfunktion und Demagogie sein kann“ (Festivalkatalog DOK Leipzig 2006).

am 12.07.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – LETZTE FRAGEN
Nick’s Film: Lightning Over Water
BRD 1980, R: Wim Wenders, 86’

Bernardo Bertolucci, der für die Buchausgabe zu Nick`s Film das Vorwort schrieb, philosophiert über das Verhältnis von gelebtem und inszeniertem Leben: „So wie Filme über das Leben unvermeidlich die Idee des Todes hervorrufen, so öffnet sich dieser Film über den Tod in eine Welt von großer Lebenskraft, die wiederum nichts anderes ist als eine Sehnsucht nach dem Leben, wie es gelebt, aber auch nachgemacht, in Szene gesetzt und erfunden wird.“ Wim Wenders drehte 1979 einen Dokumentarfilm über das Sterben seines krebskranken Freundes Nicholas Ray. Beide hatten sich bei den Dreharbeiten zu Der amerikanische Freund kennen gelernt, und Wenders war so von Ray angetan, dass er kurzfristig noch die Rolle des Malers Derwatt ins Drehbuch schrieb. Als Wenders zwei Jahre später erfuhr, dass Ray sterbenskrank ist, flog er kurzerhand nach New York, um ihn zu überreden, an seinem Film Hammett mitzuarbeiten. Leider erwies sich der Krebs stärker als alle Versuche des Dreh-Teams, Nicks Leben in einen fiktiven Rahmen einzubinden. Aus der Anstrengung, eine Geschichte zu erzählen, wurde schließlich ein Dokumentarfilm, der von Nicks Tod erzählt und der das gesamte Dreh-Team zu Akteuren werden ließ.

am 19.07.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – LETZTE FRAGEN
Der Indianer
BRD 1987, R: Rolf Schübel, 93’

Kehlkopfkrebs. Die ärztliche Diagnose trifft Leonhard Lenz wie seine Mitmenschen gänzlich unvorbereitet. Verzweiflung und Hoffnung, Niedergeschlagenheit und Lebensmut wechseln sich fortan ab. Konfrontiert mit der Vergänglichkeit des Lebens reagieren Ärzte und Freunde oft verlegen und hilflos. Leonhard Lenz durchläuft Operationen, Strahlenbehandlung und Chemotherapie. Mittels der Speiseröhrenstimme lernt er sogar, wieder zu sprechen. Der Indianer ist der Film eines Kranken über sich selbst, und er ist Teil seines Versuches, intensiver und bewusster zu leben. Rolf Schübels Film erhielt unter anderem den Bundesfilmpreis in Silber, den Adolf-Grimme-Preis in Gold und die Auszeichnung als Bester europäischer Dokumentarfilm.

am 26.07.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 
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