Kino im Zeughaus

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 


  LEINEN LOS

 

LEINEN LOS
Maritimes Kino in Deutschland und Europa

Filme über Schiffe – Häfen – Meere stehen im Mittelpunkt beim CineFest 2006, dem von „CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung“veranstalteten III. Internationalen Festival des deutschen Film-Erbes. Das Zeughauskino zeigt wie schon in den vergangenen zwei Jahren eine repräsentative Auswahl des Gesamtprogramms, der zum CineFest in Hamburg (vom 18.11. – 26.11.06) programmierten Filme.
Erkundet wird der „Filmschauplatz See“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zeitgeschichtliche und politische Bezüge kommen dabei ebenso zum Tragen wie seine Schauwerte. Denn während manche maritimen Produktionen die See vorrangig als Aufmarschgebiet europäischer Streitkräfte präsentieren, verklären sie andere als Ort des Luxus’ und Vergnügens: Schiffsreisen sind ein immer wiederkehrendes Motiv quer durch die Jahrzehnte – und das nicht nur im deutschen Kino. Dabei werden dokumentarische wie fiktionale Darstellungen gleichrangig ins Blickfeld gerückt: als wichtige Zeugnisse zur Kulturgeschichte einer wachsenden Mobilität und Globalisierung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Hamburg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv, sowie mit freundlicher Unterstützung von Photoplay Productions, der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem Danske Filminstitut.

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
A Night to Remember
Die letzte Nacht der Titanic
GB 1958, R: Roy Ward Baker, D: Kenneth More, Honor Blackman, Ronald Allen, Michael Goddliffe, 123' OF

Am 10. April 1912 bricht die Titanic zu ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York auf. Der Kapitän will unbedingt einen Geschwindigkeitsrekord mit dem als unsinkbar geltenden Schiff aufstellen und so werden alle Eiswarnungen strikt ignoriert. Als in der Nacht vom 14. auf den 15. April ein Eisberg vor dem Luxusliner auftaucht, ist es zum Ausweichen zu spät. Das Schiff erleidet schweren Schaden. Lange glauben die Passagiere nicht, dass die Lage ernst sei, doch knapp zweieinhalb Stunden später wird die Titanic gesunken sein – und mit ihr 1.577 Menschen.
A Night to Remember setzt erst kurz vor der Kollision ein. Als Vorlage diente dem Regisseur Roy W. Baker ein Drehbuch von Eric Ambler. Um die letzten drei Stunden der Titanic vor ihrem Untergang so sorgfältig wie möglich in der Filmhandlung zu rekonstruieren, wurde eine große Zahl Überlebender befragt. Der Film verzichtet darauf, einzelne Besatzungsmitglieder für ihre Fahrlässigkeiten anzuprangern. Stattdessen konzentrieren sich die Filmemacher auf die emotionalen Reaktionen der Passagiere und der Mannschaft während der Katastrophe.

am 28.11.2006 um 20.00 Uhr, am 02.12.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Die Pamir
BRD 1959, R: Heinrich Klemme, 88'

Am 21. September 1957 sank die Lübecker Viermastbark Pamir in einem tropischen Wirbelsturm im Atlantik. Dabei fanden 80 Seeleute den Tod. Nur sechs Besatzungsmitglieder überlebten. Das Unglück, das weltweit Entsetzen hervor rief, markierte auch das Ende einer Ära.
Die Pamir, die 1948 als letztes Frachtsegelschiff Kap Hoorn umrundet hatte, war – als Schulschiff 1952 neu in Dienst genommen – Hoffnungsträger für junge Seeleute in der Ausbildung gewesen. Herzstück des Films sind die Aufnahmen des Kameramanns W.P. Bloch aus dem Jahre 1952, als er auf der ersten Reise der Pamir als Segelschulschiff mitfuhr. Bloch dokumentierte die Arbeiten an Bord so präzise, dass sogar in Erwägung gezogen wurde, seine Aufnahmen als Unterrichtsmaterial für Kadetten einzusetzen.
Die Sturmaufnahmen in Die Pamir stammen allerdings aus einem früheren Film über das Schiff, den der Journalist Heinrich Hauser 1930 gedreht hatte. Der schwere Sturm auf der Fahrt von 1952 konnte leider von Bloch nicht auf Zelluloid gebannt werden; er wurde ein Opfer der Seekrankheit.

Einführung: Jeanpaul Goergen
am 29.11.2006 um 20.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Western Approaches
NL/ GB 1944, R: Pat Jackson, 83’  |  OF.

Als „Western Approaches“ wird das Gebiet zwischen der Westküste Großbritanniens und Island bezeichnet. Es ist der ‚Seekorridor’, durch den der größte Teil des internationalen Schiffsverkehrs englische Häfen anläuft. Sowohl im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet Schauplatz wichtiger Seeschlachten, u.a. dem ‚U-Boot-Krieg im Nordatlantik’ oder der ‚Jagd auf die Bismarck’.
Der Kriegsdokumentarfilm Western Approaches ist eine Hommage an die britische Handelsmarine, die im Zweiten Weltkrieg, trotz permanenter Bedrohung durch deutsche U-Boote, die Versorgung des United Kingdom über den Atlantik hinweg aufrechterhielt. In seinem Film schildert Pat Jackson die Logistik der normalen Operation, aber auch den Überlebenskampf der Besatzung eines Handelschiffes nach einem Torpedoangriff. Diese Szenen wurden mit Männern der britischen Handels- und Kriegsmarine unter schwierigen Bedingungen auf hoher See gedreht.

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
am 01.12.2006 um 19.00 Uhr, am 03.12.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Titanic
D 1943, R: Herbert Selpin, Werner Klingler, D: Sibylle Schmitz, Kirsten Heiberg, Hans Nielsen, 85'

Vor dem Hintergrund der legendärsten Schiffskatastrophe des 20. Jahrhunderts angesiedeltes Schicksalsdrama: Im Zusammenhang mit einer aberwitzigen Aktienspekulation veranlasst der Reederei-Präsident Ismay, seinen Kapitän zur Jungfernfahrt des Luxusliners über die Nord-Ost-Route durch den mit Eisbergen durchzogenen Nordatlantik. Während dabei alle Reisenden in Gefahr schweben, spielen sich an Bord zahlreiche große und kleine Intrigen ab – zwischen echten und falschen Lords, Reichen und Armen, Gelehrten und Auswanderern. Da ist zum Beispiel die junge Dänin Sigrid Olinsky, die auf unrechtmäßigen Pfaden zu großem Reichtum gelangt ist; oder Lord und Lady Astor, die sich als Gegenspieler Ismays entpuppen; außerdem der deutsche Gelehrte Bergmann, sowie ein Auswandererehepaar und eine kleine Maniküre. Erst in der Katastrophe zeigen alle ihr wahres Gesicht unter der bis dahin verborgenen Oberfläche festlichen Glanzes...
Der Film wurde unter der Regie von Herbert Selpin im Februar 1942 begonnen. Selpin, der bereits propagandistische Apologien der deutschen Kolonialgeschichte gedreht hatte (u.a. Die Reiter von Deutsch-Ostafrika), äußerte sich während der Außenaufnahmen zu Titanic kritisch über die Wehrmacht. Von seinem Autor Walter Zerlett-Olfenius denunziert, wurde er verhaftet und aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen. In der Nacht zum 1. August 1942 nahm sich Herbert Selpin in seiner Zelle das Leben. Titanic wurde von Werner Klingler fertig gestellt.

am 02.12.2006 um 19.00 Uhr, am 05.12.2006 um 20.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Atlantis
DK 1913, R: August Blom, D: Olaf Fønss, Frederik Jacobsen, Carl Lauritzen, Ebba Thomsen, 115’  ׀   dänische und engl. Zwt.

Atlantis wurde 1913 von der dänischen Nordisk Films Kompagni unter der Regie von August Blom mit dem damals gefeierten Olaf Fønss in der Hauptrolle des Bakteriologen Dr. Kammacher aufwendig produziert. Als Vorlage diente Gerhard Hauptmanns gleichnamiger Roman.
„Den Inhalt des Films bildeten die Liebeserlebnisse eines Arztes, den drei Frauen umgeben – die nervenkranke Ehefrau, die seelenlose und unbarmherzige Geliebte und die stille Anbeterin. Höhepunkt ist der Untergang eines großen Überseedampfers, der authentischen Katastrophe der ‚Titanic’ nachgebildet. Mit großem Aufwand und unter Einsatz aller vorhandenen technischen Mittel inszenierte Regisseur August Blom die Paniksequenzen an Bord. Wie überhaupt Atlantis in technischer Beziehung ein gelungener Film war und vielleicht sogar ein ausgezeichneter. Aber die psychologische Zeichnung der Gestalten blieb kindlich naiv. Mit Hauptmann hatte der Schlager der Nordisk nicht viel gemein.“ (Jerzy Toeplitz: Geschichte des Films 1895- 1928)

Das Zeughauskino zeigt eine restaurierte Kopie von 1993 und zusätzlich Ausschnitte der restaurierten viragierten Fassung von 2005 auf DVD.

Klavierbegleitung: Jürgen Kurz
am 03.12.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Das Lied der Matrosen
DDR 1958, R: Kurt Maetzig, Günter Reisch, D: Ulrich Thein, Horst Kube, Hilmar Thate, Raimund Schelcher, Wolfgang Langhoff, 126’

Herbst 1917. In Russland hat die Revolution gesiegt. An der Verbrüderung deutscher und russischer Soldaten sind auch der Maschinist Henne Lobke und der Heizer Jens Kasten beteiligt, die ihre Offiziere entwaffnen, um die Versenkung eines russischen Frachters zu verhindern. Nach Deutschland zurückgekehrt, geht der Kampf weiter. Die Kieler Hafenarbeiter und Matrosen rufen zum Massenstreik auf, fordern die Beendigung des Krieges und die Absetzung des Kaisers und seiner Offiziere. Daraufhin beschließt die Admiralität, die gesamte deutsche Flotte in einer Schlacht gegen die Engländer der Vernichtung auszusetzen, um die Revolution zu ersticken. Die unterschiedlichen politischen Gruppierungen angehörenden Arbeiter verhindern gemeinsam diese Aktion. Der Film endet mit dem Gründungsparteitag der KPD.
Das Projekt wurde von der SED zur Feier des 50. Jahrestages der deutschen Novemberrevolution und des Kieler Matrosenaufstands an das DEFA-Studio herangetragen. Unter enormem Zeitdruck produziert, teilten sich Kurt Maetzig und Günter Reisch die Regie: Maetzig inszenierte die Handlungselemente, die auf der Ebene der Offiziere und der Admiralität angesiedelt waren, Reisch drehte die Szenen der ‚einfachen’ Seeleute, der Mannschaften und Heizer.

am 06.12.2006 um 20.00 Uhr, am 09.12.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Hans Warns - Mein zwanzigstes Jahrhundert
D 1999, R: Gordian Maugg, D: Florian Höber, Shenja Lacher, Klaus Kircher, Fred Angerstein, Julia Jessen, 105'

Zum einen hat Regisseur Gordian Maugg mit Hans Warns einen Film gemacht, der den Zauber des Meeres und die unwiderstehliche Anziehungskraft der Ferne beschreibt. Aber die Chronik eines Seefahrerlebens ist auch Anlass, eine Entwicklungsgeschichte der visuellen Medien im zwanzigsten Jahrhundert zu erzählen. Einen Teil des vorhandenen Materials lieferte der Titelheld selbst: Hans Warns (1899-1993) hat alles, was er auf seinen Reisen sah, fotografiert und vieles auch auf Schmalfilm festgehalten. Da findet man nicht nur Material über die See und die Schiffe, sondern auch über die Seeleute, die die Ozeane befuhren. Die Lücken in der Geschichte, die sich über das Originalmaterial ergab, füllte Maugg mit neu gedrehten Szenen.
„So entstand ein außergewöhnliches historisches Dokument, als Überblick über ein ganzes Jahrhundert. Aber auch künstlerisch ist Maugg eine einmalige Kombination von Fiktion und Wirklichkeit gelungen, die die Grenzen zwischen beiden Bereichen verschwinden lässt.“ (rheinzeitung-online.de)

In Anwesenheit des Regisseurs Gordian Maugg
am 08.12.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Bomben auf Monte Carlo
D 1931, R: Hanns Schwarz, D: Hans Albers, Anna Sten, Heinz Rühmann, Ida Wüst, Peter Lorre, Kurt Gerron, Otto Wallburg, 111’

„Kapitän Craddock fährt unter der Flagge des bankrotten Balkanstaats Pontenero. Sold haben er und die Mannschaft schon lange nicht mehr gesehen und so weigert sich Craddock, Königin Yola auf seinem Kreuzer mit auf eine Vergnügungsfahrt zu nehmen. Stattdessen steuert er Monte Carlo an, um den Konsul von Pontenero zur Rede zu stellen.
Im Spielkasino lernt er ein Mädchen kennen, das niemand anderes als Yola ist, die Craddock inkognito nachgereist ist. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als er am Roulettetisch ein Vermögen verspielt. Um das Geld zurückzubekommen, droht Craddock dem Direktor der Spielbank mit Beschuss durch seine Schiffsartillerie.“ (www.filmportal.de)
„Muntere Komödie, die vor allem durch das Gespann Albers/Rühmann, aber auch die von den Comedian Harmonists vorgetragenen Schlager – u.a. ‚Jawoll Herr Kapitän’, ‚Das ist die Liebe der Matrosen’ – immer noch viel Schwung hat. Künstlerisch nicht herausragend, aber dank der fantastischen Studiokulissen und der süffisant-ironischen Erzählhaltung reizvoll und unterhaltsam.“ (www.filmdienst.de)

am 08.12.2006 um 21.00 Uhr, am 10.12.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Mare Nostrum
USA 1926, R: Rex Ingram, D: Alice Terry, Antonio Moreno, Alex Nova, Rosita Ramirez,
102’  ׀   engl. Zwt.

Mare Nostrum ist zugleich eine Spionagegeschichte um deutsche Unterseeboote, wie eine Liebesgeschichte zwischen einem jungen spanischen Kapitän und einer deutschen Spionin. Zeitlicher Hintergrund ist der Erste Weltkrieg: In den Ruinen von Pompeji lernen sich Ulysses Ferragut und Freya Talberg kennen. Der verheiratete Ulysses, der das Mittelmeer wie seine Westentasche kennt, erliegt der Schönheit Freyas, die ihn überredet, als Lotse bei einer U-Boot-Operation zu fungieren. Als er erkennen muss, dass er indirekt am Tod seines geliebten Sohnes Esteban schuld ist, der durch deutsche Torpedos starb, stellt er sein Schiff Mare Nostrum in den Dienst der Franzosen, um als Kommandant gegen die deutsche Marine zu kämpfen. Seine Liebe zu Freya schlägt in Hass um, und er sorgt dafür, dass sie als Spionin hingerichtet wird. Beeindruckend ist die vom Top-Kameramann John F. Seitz gedrehte Sequenz des Exekutionskommandos, die aus der Sicht der Delinquentin gedreht wurde.
Mare Nostrum galt lange Zeit als verschollen. Erst in den späten siebziger Jahren wurde der Film wiederentdeckt und von Photoplay Productions London in gewohnt sorgfältiger Weise restauriert. Die Viragen kommen dem Original sehr nahe.

Klavierbegleitung: Jürgen Kurz
am 09.12.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

Leinen Los - Maritimes Kino in Deutschland und Europa
Das Totenschiff
BRD 1959, R: Georg Tressler, D: Horst Buchholz, Mario Adorf, Helmut Schmid, Elke Sommer, 98'

Dem amerikanischen Matrosen Philip Gale wird von einer Hafenhure sein Geld und sein Seemannsbuch geklaut, was ihn in die Staatenlosigkeit und Illegalität treibt und in einen Strudel an Niederträchtigkeiten zieht. Kein Schiff und keine Nation will ihn mehr aufnehmen. Nur bei der engelhaften Mylène, der Tochter eines Bahnwärters, könnte er bleiben. Aber ein Matrose gehört nicht auf einen südfranzösischen Bahnhof. Sein Zuhause ist die hohe See. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als auf dem maroden Schmugglerkahn Yorikke anzuheuern, der ihn auf eine ungewisse Reise mitnimmt.
„Das Totenschiff, eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von B. Traven, ist ein actionreicher Abenteuerfilm mit Blickrichtung Hollywood, überzogen mit einem Schleier an existenzialistischer Traurigkeit. Tressler inszeniert ihn mit viel Gespür für Atmosphäre als klassisches Männerkino, mit verschwitzten und verdreckten Männerkörpern, die im Kesselraum hilflos um ihr Leben schuften.“ (Lukas Maurer)
„Während sich in Deutschland alles festklammert an der Wirtschaftswunderscholle, an eine Existenz, die auf ewig gesichert sei, wird ein heimatlos Umhergetriebener ans Ende der Welt verschlagen, ein Verschollener, ohne Papiere, nicht existent.“ (Thomas Brandlmeier)

am 10.12.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

 

  Filmarchiv