Kino im Zeughaus

 

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  S WIE SONDERPROGRAMM

 

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Aki Karismäki – Buchvorstellung und Film

Tulitikkutehtaan tyttö / Das Mädchen aus der Streichholzfabrik
FIN 1989, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinen, Elina Salo, Esko Nikkari, Vesa Vierikko, OmU, 68’

Tag für Tag steht Iris (Kati Outinen) in einer lärmenden Fabrikhalle. Ihre einzige Aufgabe: darauf zu achten, dass die Päckchen mit den Streichholzschachteln, die auf einem Förderband an ihr vorbei ziehen, richtig etikettiert sind. Zuhause muss sie den kargen Lohn bei der Mutter und beim Stiefvater abliefern. Iris geht manchmal alleine aus, niemand beachtet sie. Niemand fordert sie zum Tanz auf, wenn der zum Heulen schöne Tango „Satumaa“ („Märchenland“) erklingt. Und der teuer gekleidete Mann, der sie dann doch einmal anspricht und später schwängert, lässt sie ungerührt mit einem Kind sitzen. Von den Eltern verstoßen, von ihrem Märchenprinzen mit einem Scheck für die Abtreibung sich selbst überlassen, geht sie in eine Apotheke und kauft ein Päckchen Rattengift. Das Opfer wird zum Täter. Das Drama einer geschändeten Kreatur schlägt um in eine mörderische Groteske.
Die Filme des finnischen Regisseurs lassen sich lesen als Kriminalgeschichten, Schreckensnovellen, Erzählungen vom Fern- oder Heimweh, sehnsuchtsvolle Melodramen. Sie sind die Königsdisziplin des Kinos, und Aki Kaurismäki ist einer der schillerndsten Zulieferer. Melodramen sind naiv. Ihre Helden erst recht. Und doch ist eine der Weisheiten des Melodrams, dass Naivität bestraft wird. Darüber mag man weinen, soll man weinen. Am Sachverhalt ändert das nichts.
Ralph Eue und Linda Söffker haben ein Buch herausgegeben, das die Filme Aki Kaurismäkis erkundet. Die beiden Herausgeber werden ihr Buch vorstellen und uns mit einigen Überlegungen, die sich den filmischen Welten Kaurismäkis verdanken, vertraut machen.

am 06.02.2007 um 20.00 Uhr


 

Bilder vom Norden – Buchvorstellung und Film

Nordland – Fjordland. Eine Sommerreise in die Wunderwelt Norwegens
D 1930, 40’

Kaum eine Region war so präsent im deutschen Film vor 1945 wie der Norden. Angeregt von den „Nordlandfahrten“ Kaiser Wilhelms II. und parallel zum Aufschwung des Massentourismus, prägten Bilder Skandinaviens das Kinoprogramm der Zeit. Reisefilme, Landschafts- und Städtebilder gestalteten den Norden als Imaginationslandschaft, die mit dem realen Staatengebilde nur wenig zu tun hatte. Der schwedische Spielfilm, bei den ‚Gebildeten’ der Weimarer Republik als „Schwedenfilm“ bald ungeheuer populär, trug das seine dazu bei, Skandinavien als idyllischen Rückzugsraum vorzustellen. An seine Erfolge knüpfte sich zugleich ein reger Austausch der Filmindustrien, in dessen Rahmen unzählige Filmschaffende aus Schweden ihr Glück in Berlin versuchten, darunter Greta Garbo und später natürlich Ingrid Bergman und Zarah Leander.
Der Filmhistoriker Patrick Vonderau hat mit Blick auf die deutsch-schwedischen Filmbeziehungen zwischen 1914 und 1939 eine Fallstudie zur Kulturgeschichte des europäischen Filmvertriebs verfasst. Er stellt sein Buch Bilder vom Norden vor, berichtet von den Vorläufern dieses Filminteresses am Norden, die etwa in der Stereoskopie der Kaiserzeit zu suchen sind, von Produktionsskandalen wie jenem, der Greta Garbos Star-Karriere in Europa verhinderte, und von der politischen Instrumentalisierung der Filmbeziehungen im Nationalsozialismus.
Damit das cineastische Vergnügen nicht zu kurz kommt, wird sich die Buchvorstellung auch auf filmische Anschauungen stützen. Wir zeigen einen Schiffsreisefilm der Hapag-Lloyd von 1929/1930: Nordland-Fjordland. Eine Sommerreise in die Wunderwelt Norwegens.

Musikalische Begleitung: Christof Vonderau

am 07.02.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

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