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  SYMPOSIUM

 

Richard Wagner und das Kino der Dekadenz

 

Friedrich Nietzsche hat in mehreren seiner Texte den Vorwurf der décadence gegen Richard Wagner erhoben. Der Begriff steht bei ihm nicht allein für Verfall und Niedergang. Décadence ist Ausdruck der Moderne, in der Wirkung mehr zählt als Tiefe, in der das Leben nicht mehr als Ganzes sondern nur in seine Splittern wahrgenommen wird: »Der Theil wird Herr über das Ganze, die Phrase über die Melodie, der Augenblick über die Zeit (auch das tempo), das Pathos über das Ethos« (Friedrich Nietzsche an Carl Fuchs, 1886). Das Kino, das auf der Leinwand jede menschliche Regung ins Unermessliche vergrößert, Augen und Ohren überwältigt und im dunklen Saal zu Tränen rührt, das ohne Pathos und Emotionen im Kern nicht existieren würde, bewegt sich naturgemäß im Bereich der Dekadenz und wurde daher ebenfalls mit diesem Vorwurf konfrontiert. Ausgehend von Nietzsches Wagner-Kritik soll untersucht werden, wie weit dessen Analyse auch für ein bestimmtes Filmkonzept gilt, das Wagner’sche Topoi, musikalische oder personelle Konstellationen oder ästhetische Konzepte übernimmt. Der Begriff der Dekadenz liefert möglicherweise ein wichtiges Instrument, um die große Affinität des Kinos zu Richard Wagner zu erklären. Das Spektrum der erörterten Themen reicht von der Todessehnsucht und den „fatalen Liebesspielen“ im Film Noir, über Verfallsgeschichten bei Regisseuren wie Luchino Visconti und Hans Jürgen Syberberg bis zu den Wagner-(An-)Klängen im Bereich des Horror- und Fantasyfilms.
Konzeption: Jan Drehmel, Kristina Jaspers und Steffen Vogt

Das Symposium begleitet die Filmreihe WAGNER-KINO. Das Begleitbuch „Wagner Kino. Spuren und Wirkungen Richard Wagners in der Filmkunst“ erscheint im Junius-Verlag.

Der Eintritt zum Symposium ist frei.
Wir bitten um Anmeldung unter zeughauskino@dhm.de
Kinotickets 5,- EUR

 

WAGNER-KINO

Symposium
Richard Wagner und das Kino der Dekadenz


Programm:

26. April 2013

21.00 Uhr Film:
Pandora and the Flying Dutchman
Pandora und der fliegende Holländer
GB 1951, R/B: Albert Lewin, K: Jack Cardiff, D: Ava Gardner, James Mason, Nigel Patrick, Harold Warrender, 123‘ 35 mm, OF mit span. UT

Näheres siehe WAGNER-KINO: Pandora and the Flying Dutchman
Einführung: Elisabeth Bronfen

27. April 2013

11:30 Begrüßung Jörg Frieß, Leiter des Zeughauskinos, Einführung der Kuratoren

12.00 Andreas Urs Sommer, Freiburg im Breisgau: „Nietzsche – Wagner – Dekadenz“

13.00 Bernd Kiefer, Mainz: „Verfallsgeschichte(n). Visconti und Syberberg“

14.00 Mittagspause

15.00 Peter Moormann, Berlin: „Wagners Klangwelten im Fantasy-Film“

16.00 Elisabeth Bronfen, Zürich: „Fatale Liebesspiele: Wagners Film Noir“

17.00 Kaffeepause

17.30 Jörg Buttgereit und Marcus Stiglegger: „Monströses Pathos. Wagnerianische Monsterfilmsoundtracks von Akira Ifukube”

19.30 Film:
La caduta degli dei
Die Verdammten
I/CH/BRD 1969, R: Luchino Visconti, 154', 35mm, engl. OF

Näheres siehe WAGNER-KINO: La caduta degli dei
Einführung: Bernd Kiefer





Die Referenten

Elisabeth Bronfen ist Lehrstuhlinhaberin am Englischen Seminar der Universität Zürich und seit 2007 zudem Global Distinguished Professor an der New York University. Ihre Promotion erhielt sie an der Universität München mit einer Studie über den literarischen Raum bei Dorothy Richardson. Ihre Habilitation folgte fünf Jahre später ebenfalls an der Universität München. Ihr Spezialgebiet ist die Anglo-Amerikanische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie hat zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze in den Bereichen gender studies, Psychoanalyse, Film und Kulturwissenschaften wie auch Beiträge für Ausstellungskataloge geschrieben. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählen Tiefer als der Tag Gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht (Hanser Verlag, 2008), eine Einführung in Stanley Cavell (Junius Verlag, 2009) sowie Crossmapping. Essays zur Visuellen Kultur (Scheidegger und Spiess, 2009). Im Herbst 2012 ist bei der Rutgers University Press Engagement with Military Conflict erschienen, als Übersetzung unter dem Titel Hollywoods Kriege (S. Fischer, 2013). Weitere Forschungsgebiete: Eine Studie über Königin Elizabeth I. als erste politische Medien-Diva (Manchester University Press).


Jörg Buttgereit, geboren 1963 in Berlin, ist Regisseur und Autor diverser Arthouse-Horrorfilme (»Nekromantik«, »Der Todesking«), arte-TV-Dokumentationen (»Monsterland«, »Durch die Nacht mit...«) und Theaterstücke (»Captain Berlin Versus Hitler«, »Kannibale und Liebe«). Außerdem schreibt und inszeniert er Hörspiele (»Sexmonster«, »Die Bestie von Fukushima«) für den WDR und arbeitet als Filmkritiker für diverse Publikationen.


Bernd Kiefer, geboren 1956, ist Akademischer Oberrat am Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Neueren Deutschen Literatur und der Philosophie; Promotion mit einer Arbeit über Walter Benjamin; Postdoktorand am Graduiertenkolleg »Drama und Theater als Paradigmen der Moderne« an der Universität Mainz. Seit 1993/94 am Seminar für Filmwissenschaft an der Universität Mainz, dort 2007 Habilitation zum Thema »Passagen der Moderne. Studien zur neueren Filmgeschichte und Filmästhetik«. Arbeitsschwerpunkte: Filmgeschichte nach 1945, Film und die anderen Künste; Film- und Medientheorie. Zahlreiche Aufsätze zur Filmgeschichte und zur Mediengeschichte u.a. in den von Thomas Koebner herausgegebenen BändenFilmklassiker (2006), Filmregisseure (2008) und Sachlexikon des Films (2007). Zu den jüngsten Veröffentlichungen als Autor und Herausgeber zählen mit Marcus Stiglegger Grenzsituationen spielen. Schauspielkunst im Film (2006) und die mit Norbert Grob u.a. herausgegebenen Bände Nouvelle Vague (2006), Kino des Minimalismus (2009) und Mythos: Der Pate (2011). Zuletzt erschien der Band Jean-Luc Godard (2011).


Peter Moormann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Musikwissenschaft der Freien Universität Berlin im Sonderforschungsbereich Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Musik des 19. – 21. Jahrhunderts, die Musik in Film, Funk, Fernsehen und Computerspielen sowie die Verbindung von Musik und Staat. Zu seinen Publikationen zählen Spielberg-Variationen. Die Filmmusik von John Williams (Nomos 2007) und als Herausgeber Klassiker der Filmmusik Reclam 2009); Musik im Fernsehen (VS-Verlag 2010) und Music and Game – Perspectives on a Popular Alliance (Springer-VS 2013). Derzeit arbeitet er an einem Buch über den Dirigenten Gustavo Dudamel.


Andreas Urs Sommer, geboren 1972, Promotion 1998 in Basel, Habilitation 2004 in Greifswald, seit 2008 Wissenschaftlicher Kommentator der Werke Nietzsches an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Professor für Philosophie an der Universität Freiburg im Breisgau und Direktor der Friedrich-Nietzsche-Stiftung in Naumburg. Jüngste Buchveröffentlichungen: Lexikon der imaginären philosophischen Werke, Berlin: Die Andere Bibliothek, 2012; Kommentar zu Nietzsches Der Fall Wagner. Götzendämmerung, Berlin, Boston: De Gruyter 2012.


Marcus Stiglegger lehrt Film- und Bildanalyse an der Universität Siegen. Promotion 1999 zum Thema Sexualität und Faschismus im Film (2. Aufl.). Zahlreiche Texte zur Filmgeschichte, -ästhetik und -theorie. Herausgeber der Kulturzeitschrift :Ikonen: (www.ikonenmagazin.de). Publikationen: Terrorkino. Angst/Lust und Körperhorror (2010), Nazi Chic & Nazi Trash. Faschistische Ästhetik in der Populärkultur (2011), David Cronenberg (2011, Hrsg.), Global Bodies. Mediale Repräsentationen des Körpers (2011, Mithrsg.), Ritual & Verführung. Schaulust, Spektakel und Sinnlichkeit im Film (Deep Focus 3, 2006), Pop und Kino. Von Elvis zu Eminem (2004) u.a. Mitglied der GfM – Gesellschaft für Medienwissenschaft (AK Filmwissenschaft, AK Populärkultur und Medien), der internationalen Filmkritikerorganisation fipresci und des AK Asiaticum der Universität Mainz.

 

 
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