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    WIEDERENTDECKT

 

WIEDERENTDECKT

Wiederentdeckt – so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg, die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme „aus der zweiten Reihe“ sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg.

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

 

WIEDERENTDECKT
Der fliegende Holländer
DDR 1964, R: Joachim Herz, B: Joachim Herz, Harald Horn, K: Erich Gusko, musikalische Leitung: Rolf Reuter, Andreas Pieske, Musik-Ausführung: Chor der Leipziger Oper, Gewandhausorchester Leipzig, Gesang: Gerda Hannemann, Rainer Lüdeke, Hans Krämer, D: Anna Prucnal, Fred Düren, Gerd Ehlers, 101

Zu den wirklichen Experimenten der DEFA-Spielfilmproduktion in Potsdam-Babelsberg gehörten Versuche, Werke des Musiktheaters zu verfilmen. So entstanden frühe Opernverfilmungen wie Zar und Zimmermann (1956) und musikalische Lustspiele mit umfangreichen Revue-Teilen. Sie setzten sich beim Publikum jedoch nicht so nachhaltig durch, dass sich die DEFA zu einer längerfristigen Programmatik entschließen konnte. Mit dem Film Der fliegende Holländer nach der Oper von Richard Wagner machte die DEFA einen neuen Ansatz, indem sie an Grundzüge eines realistischen Musiktheaters anknüpfte, wie es Walter Felsenstein an der Ostberliner Komischen Oper mit enormen Erfolgen praktizierte. Der Felsensteinschüler Joachim Herz, ein Stab bester technischer und musikalischer Kräfte und das Gewandhausorchester Leipzig realisierten die Wagner-Oper mit eigenwilligen Besetzungen und ungewöhnlichen optischen Lösungen als durchmusizierte Geschichte fürs Kino.

Einführung: Günter Agde

am 8.1.2010 um 18.30 Uhr

 

 

WIEDERENTDECKT
Svengali
D 1927, R: Gennaro Righelli, D: Paul Wegener, Anita Dorris, Alexander Granach, Hans Brausewetter, Hertha von Walther, 102’

Die junge Trilby schafft es nicht, Künstlerin zu werden, und verdingt sich als Wäscherin im Laden ihrer Mutter. Eines Tages erlebt sie einen Auftritt des berühmten Musikers Svengali. Sie gerät ganz in den Bann seiner dämonischen Macht und ist ihm fortan hoffnungslos ausgeliefert. Mit Hilfe seiner hypnotischen Fähigkeiten verhilft Svengali ihr zu einer großen Karriere als Sängerin, allerdings um den Preis, dass sie ihr bisheriges Leben vergisst und auch ihren Geliebten nicht mehr wiedererkennt...
Die Geschichte vom dämonischen Hypnotiseur Svengali und seinem Medium Trilby ist so alt wie das Kino. George du Mauriers Roman Trilby erscheint im Jahr 1894 und gilt als der Bestseller jener Jahre. Schon 1895 bringt Edison eine Reihe von Kurzfilmen heraus, die auf diesen Roman anspielen. Die Reihe der folgenden Verfilmungen ist lang, und das Interesse am Hypnotismus, das Ende des 19. Jahrhunderts in den Wissenschaften und in der populären Imagination boomt, prägt das Kino der ersten zwei Dekaden. In Righellis Film wird Svengali von Paul Wegener gespielt: seine Persona ist mit neoromantischen bis mythischen Figuren wie in Der Student von Prag und Der Golem verbunden.

Mit Klavierbegleitung
Einführung: Jörg Schweinitz

am 5.2.2010 um 18.30 Uhr

 

 

WIEDERENTDECKT
Kinder, Mütter und ein General
BRD 1955, R: Laslo Benedek, P: Erich Pommer, B: Herbert Reinecker, K: Günther Rittau, BA: Erich Kettelhut, Johannes Ott, D: Hilde Krahl, Bernhard Wicki, Therese Giehse, Klaus Kinski, Maximilian Schell, 110’

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs machen sich sechs Mütter in der Nähe von Stettin auf die Suche nach ihren Söhnen, die aus der Schule ausgebrochen sind und sich freiwillig zur Wehrmacht gemeldet haben. Die Rote Armee rückt immer näher, und in der militärischen Hierarchie kommt es zum Konflikt: Sollen die jungen Soldaten noch in die Schlacht geworfen werden? Darf der Befehl zum Rückzug erteilt werden? Können die Mütter ihre Söhne wieder mit nach Hause nehmen? Kinder, Mütter und ein General ist eine Anklage des Krieges aus dem Geiste des Pazifismus, eindringlich gespielt von herausragenden Darstellern und nüchtern inszeniert vom gebürtigen Ungarn Laslo Benedek, der 1953 in Hollywood The Wild One mit Marlon Brando gedreht hatte.
Die treibende Kraft hinter dem Film ist Erich Pommer (1889-1966). Als Produzent von Meisterwerken wie Das Cabinet des Dr. Caligari, Metropolis und Der Blaue Engel verschafft er dem deutschen Film in den 1920er Jahren Weltruhm. 1946 kehrt Pommer, der 1933 vor den Nationalsozialisten emigrieren musste, zunächst als oberster Filmoffizier der amerikanischen Militärregierung ins besetzte Deutschland zurück und produziert dann hier zwischen 1951 und 1955 mit seiner Firma Intercontinental vier Spielfilme unter gänzlich neuen Bedingungen. Bei seinem letzten Film, Kinder, Mütter und ein General, muss Pommer für den deutschen Verleih Kompromisse eingehen und dem düsteren Drama einen versöhnlichen Schluss verleihen. Obwohl finanziell ein Misserfolg, wurde der Film gerade im Ausland mit Begeisterung von der Kritik gefeiert. Kinder, Mütter und ein General erhielt unter anderem den Golden Globe. „Es ist ein Film ohne Hass. Kein Soldat ist unsympathisch, auch nicht der General, der die Kinder ins Feuer schickt. Umso einleuchtender wird die Maschinerie der Vernichtung. Laslo Benedek, einst Ufa-Kameramann, später bedeutender Hollywood-Regisseur, inszenierte nach Reineckers Buch, mit der überwältigenden Therese Giehse, […] dem kraftvoll-echten Bernhard Wicki, […] dem fiebrig-flackernden Klaus Kinski – und es wurde der überzeugendste deutsche Film seit langem.“ (Gunter Groll, Lichter und Schatten, 1956)
Der Film wird eingeführt von Felicitas Milke, die Referentin am Erich Pommer Institut in Potsdam ist und über Pommers Filmarbeit nach 1945 forscht.

Einführung: Felicitas Milke

am 5.3.2010 um 18.30 Uhr

 

 

 

 

 
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