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          |  | Klaus-Peter Merta
 II. Zur Geschichte der Auszeichnungssammlung 
              im Zeughaus Entstehung und Aufbau 
               
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                | Abb. 
                  1 Vitrine aus dem Zeughaus mit den Andenken an Kaiser Napoleon 
                  I. Der Hut wurde 1957 durch die Sowjetunion zurückgegeben, 
                  die Orden befinden sich noch im Staatlichen Historischen Museum, 
                  Moskau.
 |  Mit der Unterschrift Kaiser Wilhelms I. am 17. März 1877 wurde 
              die Umwandlung des Zeughauses vom Arsenal und Waffenmagazin in eine 
              Ruhmeshalle mit Waffensammlung festgelegt und gesetzlich beschlossen. 
              Obwohl die Ruhmeshalle mit den beiden Feldherrenhallen noch im Bau 
              war, wurden die Ausstellungen 1883 der Öffentlichkeit zugänglich 
              gemacht. Besichtigt werden konnten die umfangreiche Artilleriesammlung, 
              Waffen, Rüstungen, Fahnen sowie in geringem Maße Uniformen 
              und Ausrüstungsstücke. Zum Teil stammten die Gegenstände 
              aus den Kriegen des 18. und 19. Jahrhunderts, an denen preußische 
              Truppen beteiligt waren. Erobertes und erbeutetes Kriegsgut hatte 
              Trophäencharakter, es wurde in aufwendigen und imposant wirkenden 
              Raumgestaltungen zusammengefaßt. Aus dem Jahre 1880 heißt 
              es, die Ruhmeshalle hat "den Zweck, das Andenken an die Großthaten 
              der preußischen Armee auch bei den kommenden Geschlechtern 
              wach zu halten und zur lebendigen Anschauung zu bringen durch Sammlung 
              >der Trophäen Preußischen Kriegsruhmes und aller Gegenstände, 
              welche auf die Entwicklung des Brandenburgisch-Preußischen 
              Kriegswesens Bezug haben<"(Rep. Z 580,Bl.1/2). Für 
              den Besucher des Zeughauses sollten sich die Sammlungen über 
              drei Ausstellungsschwerpunkte erschließen, die nach den "Bestimmungen 
              betreffend die Ausstellung der Sammlungen im Zeughaus zu Berlin" 
              aus dem Jahr 1881 wie folgt abgefasst waren: "Die Zeughaus-Sammlung 
              zerfällt in 3 räumlich abgesonderte Teile. I. Die Entwicklungsgeschichte 
              der Hand- und Handfeuerwaffen, mit den Feldzeichen der brandenburgisch-preußischen 
              Armeen, und den erbeuteten Feldzeichen fremder Armeen, sowie den 
              Reliquien der Herrscher und berühmten Heerführer. II. 
              Das Artillerie-Museum. III. Das Ingenieur-Museum 
" 
               
                |  |   
                | Abb. 
                  2 Bildnis Kaiser Friedrichs III. in Generalsuniform mit angelegten 
                  Orden, Öl auf Leinwand, um 1888
 |  Daß entsprechend der Aufgabenstellung des Zeughauses den 
              Gegenständen aus den Nachlässen preußischer Könige 
              und Prinzen sowie bedeutender Feldherren besonderes Augenmerk gewidmet 
              wurde, läßt sich leicht vorstellen. So sollten die Andenken 
              an die Herrscher separat zusammengefaßt präsentiert werden. 
              Feldherrenreliquien fügten sich chronologisch in die Ausstellung 
              ein. Bis 1889 gab es überhaupt noch keine systematisch und 
              konzeptionell ausgerichtete Auszeichnungssammlung im Zeughaus. Lediglich 
              mit den 1883 aus der Königlichen Kunstkammer übergebenen 
              Andenken an Napoleon I. besaß das Zeughaus Orden von herausragender 
              Qualität (Abb. 1). Gemäß dem Vermächtnis Kaiser 
              Wilhelms I. gelangten am 16. Februar 1889 seine eigenen Auszeichnungen 
              sowie nach dessen Tode die seines Nachfolgers, Kaiser Friedrichs 
              III. (Rep. Z 514; Abb. 2), in das Zeughaus. Mit beiden personenbezogenen 
              Teilnachlässen lagen erstmalig etwas umfangreichere Auszeichnungsgruppen 
              vor. Wenn auch die Schaffung eines solchen Bestandes bisher nicht 
              zu den Themen der Sammlungen zählte, so faßte der von 
              1879 bis 1897 fungierende Kommandant des Zeughauses, Oberst Julius 
              Ising, doch bereits im Jahr 1885 den systematischen Aufbau einer 
              deutschen Ehrenzeichensammlung ins Auge. Die Stärken des 1895 zum Generalleutnant beförderten 
              und ein Jahr darauf geadelten Ising lagen vornehmlich auf artilleristischem 
              Gebiet. In seiner langjährigen Tätigkeit stellte er wiederholt 
              seine fachwissenschaftliche Kompetenz sowie Kunst und Kultursachverstand 
              unter Beweis. Als 1885 ein Mann namens August Hoch der Zeughaus-Verwaltung 
              210 "Militair Decorationen vom Feldwebel abwärts der Vergangenheit 
              und Gegenwart in original Exemplaren, mit dem betreffenden Bande 
              ..." zum Kauf anbot, griff Ising sofort zu und formulierte 
              einen Erwerbsantrag bei der für das Zeughaus zu ständigen 
              übergeordneten Dienststelle. Durch zwei in den Jahren 1887 
              und 1888 ausgesprochene Ablehnungen des Allgemeinen Kriegsdepartements 
              ließ sich Generalmajor Ising nicht entmutigen, und in Kenntnis 
              der Langwierigkeit preußischer Dienstwege wiederholte er 1889 
              den begründeten Antrag. Der 1885 gefaßte Entschluß 
              Isings führte dank der Beharrlichkeit des über vier Jahre 
              geführten Kampfes schließlich nach Genehmigung des Kriegsministers 
              zum Erfolg. Von August Hoch erwarb das Zeughaus 321 Militärauszeichnungen 
              aus 36 deutschen Territorien für den Preis von etwas über 
              4.000 Reichsmark (Rep. Z 643). Anfang 1890 konnten die Besucher die in Glasvitrinen geordneten 
              Ehrenzeichen im oberen Stockwerk des Zeughauses besichtigen. Mit 
              diesem Ankauf hatte Ising den Ausgangspunkt für den Aufbau 
              eines Auszeichnungsbestandes als eigenständige und übergreifende 
              Teilsammlung im Zeughaus gelegt. Nicht die Orden, deren Zugang über 
              die Herrscherreliquien und Feldherrenandenken ohnehin zu erwarten 
              war, sollten die Grundlage für eine Auszeichnungssammlung bilden, 
              sondern Ehrenzeichen für Kriegsverdienste, militärische 
              Denkmünzen und Erinnerungszeichen sowie Treueauszeichnungen. 
              Eine Ausstellung von Auszeichnungen für den "kleinen Mann" 
              entsprach am ehesten den Aufgaben von Zeughaus und Ruhmeshalle. 
              Ihre Stiftung war immer aus militärischem oder kriegerischem 
              Anlaß erfolgt, und die Verleihung war an ein konkretes militärisches 
              Verdienst gebunden. Belegt die schnellstmögliche Zurschaustellung 
              aller erworbenen Auszeichnungen einerseits ihre Bedeutung für 
              die propagandistischen Ziele des Zeughauses, so ließ andererseits 
              die Nutzung als Forschungsobjekt nicht lange auf sich warten. 
               
                |  |   
                | Abb. 
                  3 Titelseite des Werkes "Ehren-Zeichen (Kriegs-Denkzeichen, 
                  Verdienst- und Dienstalters-Zeichen) der erloschenen und blühenden 
                  Staaten Deutschlands und Österreich-Ungarns" von Hermann 
                  von Heyden, Meiningen 1897
 |  Der wohl als Begründer der modernen Ehrenzeichenkunde zu bezeichnende 
              Hermann von Heyden (1840-1917) nutzte für Forschungs- und Studienzwecke 
              diesen Auszeichnungsbestand. Einen Niederschlag fand das vor allem 
              in der von ihm verfaßten, auch heute noch zu den Standard- 
              und Grundlagenwerken der Faleristik zählenden Publikation "Ehren-Zeichen 
              ... Deutschlands und Österreich-Ungarns" (Abb. 3). Auch 
              wandte er sich 1892 an das Zeughaus mit der Bitte um Tauschmöglichkeiten 
              sowie Vermittlung von Nachbildungen. Bereits zu diesem Zeitpunkt 
              gab es Ehrenzeichen, die nicht mehr oder nur schwer zu beschaffen 
              waren. Deshalb legte wohl auch der Verkäufer August Hoch Wert 
              darauf, daß es sich bei dem 1885 unterbreiteten Angebot an 
              das Zeughaus um "original Exemplare" handelte. Selten 
              waren vor allem Medaillen und Kreuze aus der Entstehungszeit von 
              Ehrenzeichen. Sie waren sparsam verliehen worden, und nach dem Tode 
              der Beliehenen setzten die meist nicht begüterten Nachfahren 
              den Edelmetallwert der Stücke um. So ließ das Zeughaus 
              das preußische Goldene Militär-Ehrenzeichen von 1806, 
              das in einem Exemplar noch bei der Generalordenskommission lag, 
              durch die Juwelier-Firma Sy & Wagner nachbilden. Solch ein Galvano 
              vermittelte dann das Zeughaus auch für die Sammlung von Heydens.20 
              Dagegen lag das vom Zeughaus gewünschte Militär-Ehrenzeichen 
              von 1814 bei der Ordenskommission schon nicht mehr im Original vor. 
              Auch dieser Umstand verdeutlicht die Richtigkeit von Isings Beharren 
              auf einer Ehrenzeichensammlung, um Stücke für die Nachwelt 
              zu sichern. Was die Auszeichnungen im Zeughaus anbelangt, so markierten 
              sich zwischen 1889 und 1897 bereits zwei Schwerpunkte. Zum einen 
              ergab sich dank den von Ising erworbenen militärischen Ehrenzeichen 
              die Möglichkeit, durch kontinuierliches Sammeln weitgehende 
              Vollzähligkeit für alle deutschen Staaten anzustreben. 
              Andererseits gelangten hochwertige Orden personengebundener Provenienz 
              ins Zeughaus, wodurch eine Ordenssammlung begründet werden 
              konnte.
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