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Aufbau einer neuen Sammlung

Nach der Gründung der DDR sah die SED-Führung ein Ziel der Volksbildungspolitik darin, die Geschichtswissenschaft nach dialektisch-materialistischen Gesichtspunkten auszurichten. Grundlage bildete die marxistisch-leninistische Ideologie. Aus dem im Zeughaus geplanten "Haus der deutschen Kultur" wurde das am 18. Januar 1952 gegründete Museum für Deutsche Geschichte (MfDG). Der klar umrissenen Aufgabe als sozialistisches Geschichtsmuseum waren Ausstellungsarbeiten und Sammlungskonzeption angepaßt. Bereits die mit der Abwicklung befaßten ehemaligen Zeughausmitarbeiter hatten sich unter der Leitung von Professor Paul Post Verdienste um das Sichern und Auffinden von Zeughausgut erworben. Recherchen nahm ebenfalls eine 1951 für das künftige MfDG gebildete Ausstellungsgruppe auf.

Nach einer im gleichen Jahr gefertigten Inventarliste waren unter den aufgespürten und vorhandenen 4.950 Zeughausobjekten keine Orden und Ehrenzeichen. Anknüpfend an die Sammlungstradition des Zeughauses wurde 1952 am MfDG ein Sektor Militaria gebildet. Entsprechend der Aufgabe, die Geschichte des deutschen Volkes darzustellen und zu vermitteln, sollte die neue Sammlung im Unterschied zu der des Zeughauses auch Auszeichnungen für zivile Verdienste einschließen. Ab 1953 konnten Mitarbeiter des MfDG große Teile der Waffen- und Uniformsammlung des verstorbenen Kirchenrates Franz Bonsack von der Erbin käuflich erwerben. Der einst in Gotha ansässige Bonsack hatte 1891 mit dem Sammeln von militärischen Gegenständen des 19. Jahrhunderts begonnen und im Schloß Friedenstein sowie auf der Wachsenburg seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie wurde damals als die größte und umfangreichste in privater Hand eingeschätzt. Durch den Krieg hatten die Bestände kaum Verluste erlitten.

Nach 1945 respektierten die sowjetischen Militärbehörden die als Museum ausgewiesene Privatsammlung und stellten sie unter Schutz. Verluste, mutwillige Zerstörungen und Beschlagnahmen gingen 1953 auf das Konto von Angehörigen der Staatssicherheit, die bei der Gelegenheit auch die Besitzerin verhafteten. Obwohl Schlüssel vorhanden waren, wurden Schlösser aufgebrochen und Vitrinen eingeschlagen. Den Umstand, daß ein Großteil der Sammlung zu diesem Zeitpunkt nach Besichtigung vorab bereits vom MfDG mit finanzieller Unterstützung der Kasernierten Volkspolizei angekauft worden war, ignorierte die Staatssicherheit. Museumsmitarbeiter intervenierten nach Bekanntwerden dieser Nachricht und konnten zur Klärung des Sachverhaltes beitragen. In diesem Zusammenhang muß Oscar Bluth erwähnt werden, der 1954 aus dem Auszeichnungsbestand Bonsacks, der hauptsächlich deutsche Ehrenzeichen umfaßte, 485 Stück auswählte (Abb. 1 u. 2). Ähnlich wie bei dem 1889 vom Zeughaus getätigten Ankauf wurde auch vom MfDG die Auszeichnungssammlung mit einem umfangreichen Erwerb von Ehrenzeichen aus Privatbesitz begründet. Einen Schwerpunkt dieses Ankaufs bildeten Ehrenzeichen der thüringischen Staaten.

Nach einer aus der Aufgabenstellung des Museums resultierenden Sammlungskonzeption sollten vom Militariabestand vor allem solche Sachzeugen erworben werden, die progressive und revolutionäre Ereignisse sowie den Klassenkampf in der deutschen Geschichte verdeutlichen konnten. Da das auch auf die Befreiungskriege zutraf, stellte der Erwerb von Auszeichnungen des zu den Reformkräften zählenden Militärs Hermann von Boyen einen herausragenden Sammlungszuwachs dar (Vgl. Merta, Boyen, 16-24). In verschiedenen Ausstellungen waren diese 9 Objekte immer wieder zu sehen (Abb. 3). Nach Oscar Bluth wurden die Bestände an Uniformen und Auszeichnungen durch Dr. Fritz Kunter betreut, der die Sammlungstätigkeit fortführte. 1960 erwarb er die restlichen etwa 500 Orden und Ehrenzeichen von der Bonsack-Erbin (Abb. 4).

Gerade in den 50er Jahren waren am MfDG die Bedingungen für eine Sammlungstätigkeit günstig. Da das Museum im Entstehen war, fand die Erwerbspolitik von der Leitung gebührende Aufmerksamkeit, und den zuständigen Mitarbeitern wurden diesbezüglich Freiräume zugestanden. Eine wissenschaftlich-inhaltliche Unterstützung durch Generalmajor Dr. Otto Korfes stärkte Ansehen und Position des Sektors Militaria. Die für einen Erwerb zuständigen Mitarbeiter saßen in den einzelnen Sektoren der Abteilung Sammlung, arbeiteten direkt an den Objekten und kannten die Bestände. Bis 1960 konnte eine beachtliche Auszeichnungssammlung aufgebaut werden, deren Schwerpunkt auf zivilen und militärischen Ehrenzeichen der deutschen Länder vor 1918 lag. An die Qualität und die Quantität des Bestandes vor 1945 war jedoch nicht zu denken, dennoch lag mit rund 1.650 Auszeichnungen wieder eine für das Museumswesen führende Sammlung im Zeughaus vor. Dazu zählten auch Zugänge aus Münzkabinetten in Halle und Berlin. Hohe Klassen von Orden waren jedoch kaum zu beschaffen. Viele Familien der einstmaligen Träger und Beliehenen waren adliger Herkunft und hatten aufgrund der Enteignungen durch die Bodenreform oder wegen erlittener Repressalien und Diskriminierungen die DDR verlassen. Der Ankauf der Boyen-Auszeichnungen von der Familie von Tümpling blieb eine Ausnahme. Neben hochwertigen sächsischen Orden (Abb. 5) aus dem Nachlaß des sächsischen Hofjuweliers Scharffenberg konnte vor allem ein Teil seines beachtlichen Literaturbestandes für wissenschaftliche Bearbeitungszwecke angekauft werden. Zu den faleristischen Realien zählen nicht nur die Dekorationen selbst, sondern auch Urkunden, Besitzzeugnisse, Stiftungsdokumente, die in der Sammlung jedoch nur in wenigen Exemplaren vorhanden sind. Gleiches trifft auf Schatullen und Etuis zu. An Werkzeugen zur Herstellung von Medaillen konnte ein zweiteiliger Prägestempel angekauft werden (Abb. 6). Zum Dritten Reich wurde keine Vollzähligkeit angestrebt. Hier beschränkte sich die Sammlungstätigkeit auf das Beschaffen von einigen Auszeichnungen für Kriegs- und Zivilverdienste, die als Belegexemplare in der Sammlung lagen (Abb. 7). Nach Ansicht der Mitarbeiter der Fachabteilung 1917-1945 sollten solche Auszeichnungen nicht in die Ausstellungen gelangen, da sie als Beispiele für die Verherrlichung des nationalsozialistischen Systems gelten konnten. Des weiteren sind auch Auszeichnungen europäischer Länder erworben worden. In erster Linie handelt es sich um Ehrenzeichen. Außereuropäische Stücke gelangten eher "zufällig" in die Sammlung, wurden also ohne System zusammengetragen (Abb. 8). Aber auch Insignien nichtstaatlicher Organisationen und Gemeinschaften zählen durchaus zum Bestandsprofil (Abb. 9).

Zwischen 1957 und 1958 kehrte nach Verhandlungen museales Kulturgut in die DDR zurück, das von den Trophäenkommissionen nach 1945 sichergestellt und in die Sowjetunion verbracht worden war. Darunter befanden sich auch Objekte aus dem Zeughaus, die das Museum für Deutsche Geschichte erhielt. So konnten fast 8.000 Waffen, Uniformstücke und Feldzeichen in die Militaria-Sammlung aufgenommen werden. Obwohl sich derzeitig noch eine Vielzahl von Zeughausgut in Sonderdepots der GUS-Staaten befinden dürfte, erfuhr die Sammlung zweifelsohne durch diese Geste der sowjetischen Seite eine Aufwertung und erlangte einen nationalen und internationalen Stellenwert. Für die Qualität der Auszeichnungssammlung hatten die Rückführungen jedoch kaum Bedeutung. Neben einigen personengebundenen Auszeichnungen (Abb. 10), die sich zum Teil an Uniformen befanden, gehörten zu den 99 überführten Objekten hauptsächlich Einzelstücke, die nicht aus der in sich geschlossenen Ehrenzeichensammlung stammten. Es bleibt nach der Aktenlage fraglich, ob die Ehrenzeichensammlung des Zeughauses überhaupt von sowjetischer Seite sichergestellt und in die UdSSR verbracht worden ist. Nach Kisten- und Auslagerungslisten gelangte dieser Sammlungsteil ebenfalls nach Kaiseroda/Merkers in der Rhön. Wie bereits erwähnt, hatte die amerikanische Besatzungsmacht das Kulturgut aus diesem Bergungsort in einem "Art Collecting Point" zusammengeführt. Spätere Listen geben jedoch über Ehrenzeichen keinen Aufschluß. Somit muß dieser Teil der Auszeichnungssammlung des Zeughauses weiter als verschollen gelten.

Zu den Aufgaben des MfDG gehörte auch das Darstellen der DDR-Geschichte. Die Konzeption beinhaltete das Sammeln und Bewahren, Bearbeiten und Ausstellen von Sachzeugen aus der DDR. Anläßlich der Jahrestage der Republik erarbeiteten mehrere Museen Sonderausstellungen, in denen Aufbauleistungen und andere Errungenschaften des sozialistischen Staates gewürdigt und propagiert worden sind. Die zentralen Ausstellungen veranstaltete immer das MfDG in Form groß angelegter und aufwendig gestalteter Propagandaschauen. Die DDR besaß seit 1950 ein neu geschaffenes und eigenständiges Auszeichnungswesen, das inhaltlich am sowjetischen Vorbild ausgerichtet war. Bis 1964 gab es 65 verschiedene staatliche Auszeichnungsstiftungen von Orden, Preisen, Ehrentiteln und Medaillen für Zivil- und Militärverdienste. Inhalte und Verleihungsmodalitäten, Titel und Gestaltung der Auszeichnungen entsprachen der politisch-ideologischen Ausrichtung des Landes und orientierten sich an den Erfordernissen des sozialistischen Aufbaus. Gleichzeitig belegen sie das Traditionsverständnis der SED-Führung. Die Gründe, warum bisher keine dieser Auszeichnungen in der Sammlung vorhanden war, lassen sich nicht eindeutig benennen. Im Zusammenhang mit DDR-Auszeichnungen fand eine Ausstellung des Historischen Museums in Dresden allgemeine Beachtung. Zu der aus Anlaß des 15. Jahrestages der Republik erarbeiteten Ausstellung heißt es im dazugehörigen Katalog: "Es ist die erste Schau, die sämtliche staatliche Auszeichnungen und darüber hinaus auch die wesentlichsten Ehrenzeichen der Parteien und Organisationen unserer Republik den Besuchern vorstellt. Gleichzeitig erfaßt vorliegender Katalog erstmalig alle staatlichen Auszeichnungen und die Ehrenzeichen der Parteien und Organisationen und bildet sie in Originalgröße ab." Die Beispielwirkung dieser Ausstellung und des Kataloges muß am nationalen Geschichtsmuseum in Berlin im Zusammenhang mit dem Jahrestag wie ein Schock gewirkt haben. Nach diesen Versäumnissen wurde eiligst Kontakt zum Ministerrat aufgenommen, und 1965 gelangten dann erstmals staatliche Auszeichnungen der DDR in das MfDG. Die Übergabe der 189 Stücke wurde als offizieller Auftrag einer übergeordneten Dienststelle verstanden, Auszeichnungen des eigenen Landes zu sammeln. Zu den übergebenen Auszeichnungen gehörten vor allem Erstprägungen aus der unmittelbaren Stiftungszeit (Abb. 11 u. 12).

Historisch bedingte Anlässe und politische Hintergründe führten zum Austausch von Inschriften oder zur Änderung in der Gestaltung von Auszeichnungen. Als 1959 das Staatswappen in die Staatsflagge kam, wurde nach und nach die auf den Rückseiten vieler Auszeichnungen befindliche Friedenstaube durch das neue Symbol ersetzt. Neue Stempel machten sich auch durch die Verwendung billigerer Materialien für die Prägung erforderlich. Deshalb zählt die Erwerbung von Erstprägungen aus den 50er Jahren zu den Seltenheiten im Bestand. In den folgenden Jahren gelang es, die staatlichen Auszeichnungen kontinuierlich zusammenzutragen. Nichtstaatliche Ehrenzeichen und Abzeichen von Parteien, Organisationen und Betrieben ergänzen den Bestand. Die im Jahr 1967 erfolgte Übernahme der Auszeichnungen des 1960 verstorbenen Präsidenten Wilhelm Pieck (Abb. 13) gab für die Museumsleitung den Anstoß, verstärkt Nachlässe von Arbeiterveteranen, Widerstandskämpfern, sogenannten Aktivisten der ersten Stunde und Aufbauhelfern zusammenzutragen. Im Zusammenhang mit Entwicklungsetappen der Wirtschaft und mit Ereignissen aus Politik und Kultur, die nach Ansicht der SED-Führung einer Würdigung bedurften, wurden solche Auszeichnungsgruppen auch immer wieder in Ausstellungen gezeigt. Das trifft gleichermaßen auf die Orden und Ehrenabzeichen Otto Grotewohls und Walter Ulbrichts zu. Sie gelangten 1969 bzw. 1975 in das Museum. Im Laufe seiner politischen Amtszeit hatte Ulbricht alle Orden und eine Vielzahl von Preisen, Ehrentiteln und Medaillen erhalten, die die DDR zu vergeben hatte. Insgesamt brachte er es auf 69 Stück.

Immer wieder vorgenommene Stiftungen neuer Auszeichnungen und eine ausufernde Verleihungspraxis führten zu einer inflationären Entwertung des Auszeichnungswesens in der DDR. Nicht nur die Auszeichnungen selbst, sondern auch die Stiftung und die Verleihung sind Zeugen für die Höhen und Tiefen der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklung der DDR. Mit Hilfe des musealen Bestandes an Auszeichnungen lassen sich Partei- und Staatsgeschichte nachvollziehen. Das Land war politisch und wirtschaftlich an die Sowjetunion gebunden und fest in das sozialistische Lager integriert. Ein Vorhandensein von Auszeichnungen anderer sozialistischer Länder (Abb. 14 u. 15) gehörte zur Sammlungskonzeption. Dagegen spielten neuere Auszeichnungen nichtsozialistischer Staaten eine untergeordnete Rolle. Beachtung fanden vor allem solche Ehrenzeichen, Medaillen und Abzeichen, die für Verdienste um den Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft und für die Teilnahme am Kampf gegen die faschistische Unterdrückung und Besetzung gestiftet worden sind (Abb. 16).

Im Unterschied zur DDR hat die Bundesrepublik Deutschland staatliche Auszeichnungen nur in bescheidenem Umfang gestiftet (Abb. 17). Das vom Bundestag am 26. Juli 1957 verabschiedete Gesetz über "Titel, Orden und Ehrenzeichen" bestimmte die Möglichkeit des offiziellen Tragens einer ganzen Reihe von Auszeichnungen des Dritten Reiches. Vor allem handelt es sich um solche Orden und Ehrenzeichen, die für Kriegsverdienste von 1939 bis 1945 geschaffen worden waren. Da laut Gesetz in der Gestaltung die Hoheitszeichen, Adler und Hakenkreuz, entfernt und durch neutrale Symbole ersetzt werden mußten (Abb. 18), konnten sich die Träger die Stücke neu beschaffen. Vor dem politischen Hintergrund des Kalten Krieges ist diese national und international auf Kritik stoßende Verfahrensweise des "Klassengegners BRD" von der Museumsleitung bereitwillig für propagandistische Ausstellungszwecke aufgegriffen worden. Voraussetzung war jedoch das Beschaffen einer ganzen Reihe dieser "entnazifizierten" Dekorationen. Da für einen Erwerb keine Devisen zur Verfügung standen, gab es sogar die Genehmigung zum Tausch mit einem anerkannten Westberliner Sammler.

Daß eine umfassende DDR-Sammlung am Museum zusammengetragen werden konnte, war vor allem das Verdienst des in der DDR-Abteilung für Militaria zuständigen wissenschaftlichen Bestandsbearbeiters. Trotz vieler Lücken vor allem bei den nichtstaatlichen Auszeichnungen handelt es sich heute um die größte DDR-Sammlung in einem deutschen Museum.

Seit den 70er Jahren gelangten kaum noch altdeutsche Orden und Ehrenzeichen in das Museum. Es wurde immer schwieriger, Lücken durch Ankauf oder Tausch zu schließen. In Auktionen erschien hauptsächlich zweit- und drittklassige Ware zu überteuerten Preisen, die in keinem Verhältnis zum historischen Wert standen. Die Hauptursache für den unterentwickelten Markt bildete die unter Honecker betriebene Politik eines das ganze Land erfassenden Kulturgutexportes, die einen Import ausschloß. Davon waren hauptsächlich private Ordenssammlungen betroffen. Als durch Beschluß des Ministeriums für Kultur im Dezember 1989 die mit dem Export beauftragte Kunst und Antiquitäten GmbH aufgelöst wurde, erhielten kompetente Museumsmitarbeiter Berufungsurkunden zur Auswahl von Kulturgut für den Museumsfonds. Für das Zeughaus konnten auf diesem Weg mehrere Auszeichnungen gesichert werden (Abb. 19).

Die wissenschaftliche Erschließung des Auszeichnungsbestandes litt vor allem unter einer gegen Ende der 60er Jahre vollzogenen Strukturänderung innerhalb des MfDG. Bisher war ein Wissenschaftler für das Sammeln und Bearbeiten der Auszeichnungen zuständig, der im Sektor Militaria direkt bei den Objekten seinen Arbeitsplatz hatte. Nach der neuen Struktur zog man die Bestandswissenschaftler in historischen Fachabteilungen zusammen. Aus diesen Abteilungen heraus sollten sie sowohl die Bestände betreuen als auch inhaltlich und konzeptionell Ausstellungen erarbeiten und aufbauen. Im neu geschaffenen Fundus verblieben technische Verwaltungskräfte. Eine räumliche Trennung der Wissenschaftler von den historischen Sachzeugen und ihre arbeitsorganisatorische Gebundenheit an die Aufgaben der Fachabteilungen führten zu einer Vernachlässigung der Kontinuität im Sammeln, Erschließen und Bearbeiten. Für den Auszeichnungsbestand innerhalb der Militaria-Sammlung gab es, aufgegliedert nach historischen Zeitabschnitten, mehrere Bearbeiter, die durch die Erfüllung der Aufgaben in den Fachabteilungen zunehmend den Kontakt zum Bestand verloren und zu einer wissenschaftlichen Betreuung und Koordinierung untereinander nicht in der Lage waren. Da die Waffen- und Uniformsammlung ohnehin größere Bedeutung für das Museum hat, liegt hier eine weitere Ursache für die Vernachlässigung der Arbeiten am Auszeichnungsbestand. Aus der Erkenntnis dieser Mängel entschloß sich die Leitung, Mitarbeitern des Fundus die Möglichkeit einer Qualifizierung einzuräumen, so daß ab Mitte der 80er Jahre wieder ein Wissenschaftler den gesamten Auszeichnungsbereich direkt betreuen konnte.

Gegenüber der Qualität des wiederaufgebauten Auszeichnungsbestandes sowie dem fachlichen Kenntnisstand der mit der Sammlung betrauten Mitarbeiter nahm sich die Publikationstätigkeit kläglich aus. Sieht man von einigen Abbildungen und Beschreibungen in Ausstellungskatalogen ab, so erschien in den Jahren von 1953 bis 1989 lediglich eine 15 Fotos umfassende Bildserie im Postkartenformat, die deutsche Auszeichnungen vor 1918 vorstellt. Die Kartenmappe enthält einen Kurztext zur historischen Bedeutung von Auszeichnungen sowie inhaltliche Angaben zu den abgebildeten Orden. Die Ursachen dafür, daß über die Auszeichnungen des MfDG nichts publiziert wurde, lagen nicht im Desinteresse des Museums und seiner Mitarbeiter oder in politisch-ideologisch motivierten Aversionen gegenüber der Thematik historischer Auszeichnungen begründet. Wegen der beständig beschränkten Papierkontingente sowie ausgebuchter Druckerei- und Verlagskapazitäten waren Schwerpunkte für Museumsveröffentlichungen zu setzen. Entsprechend dem internationalen Stellenwert der Waffen- und Uniformsammlungen konzentrierte sich die Forschungs- und Veröffentlichungstätigkeit mit Erfolg auf diese Themenkreise.

Im Zeughaus waren vor 1945 Neuerwerbungen an Auszeichnungen gleich in der Ausstellung für die Besucher zu sehen, das heißt, der Gesamtbestand wurde nahezu vollständig gezeigt. Das ließ die Konzeption des MfDG nicht zu. Entsprechend der Aufgabe, die deutsche Geschichte unter Berücksichtigung der Klassenkämpfe umfassend darzustellen, wurden Auszeichnungen in den Ausstellungen zielgerichtet in einer Auswahl bestimmten historischen Ereignissen und Personen zugeordnet. Für Studien-, Vergleichs- und Forschungszwecke war der geordnet untergebrachte Bestand zugänglich. Der Entschluß von 1953, eine Auszeichnungssammlung völlig neu anzulegen, aufzubauen und konzeptionell zeitlich umfassend und territorial übergreifend mit Kontinuität fortzuführen, ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst der Mitarbeiter des MfDG. Wenn auch dieser eigenständige Teilbestand nach der historischen Bedeutung von Auszeichnungen in den Ausstellungen unterrepräsentiert war, so wurde durch das Sammeln und Bearbeiten die museale Aufgabe der Bewahrung doch erfüllt.

Abb. 1
Silberne Erinnerungsmedaille mit dem Bilde Kaiser Franz' II., 3. Ausgabe, Österreich, 1804-1810
(Kat.-Nr. 21b)
Abb. 2
Silberne Belohnungsmedaille, Brandenburg-Bayreuth, um 1790
(Kat.-Nr. 21g)
Abb. 3
Joseph Karl Stieler: Bildnis Hermann von Boyens im Range eines Generalfeldmarschalls in Regimentsuniform mit angelegten Orden und Ehrenzeichen, gemalt kurz vor seinem Tode
Öl auf Leinwand, 1847/48
Abb. 4
Kriegsdenkmünze 1814/15 für Unteroffiziere mit Bandspange, Sachsen-Gotha-Altenburg,1816
(Kat.-Nr. 23)
Abb. 5
Hausorden der Rautenkrone, brillantierter Bruststern, Sachsen, um 1900; getragen von König Eduard VII. von Großbritannien und Irland
(Kat.Nr. 52)
Abb. 6
Prägestempel zur Medaille "Treuen Kriegern" in den Kriegen 1809-1815, Sachsen-Weimar-Eisenach
(Kat.-Nr. 53)
Abb. 7
Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Bandspange für die Schaffung des Protektorats Böhmen und Mähren, Deutschland, 1938/1939
(Kat.-Nr. 54b)
Abb. 8
Löwen-und-Sonnen-Orden für Ausländer, V. Klasse, Persien, um 1900
(Kat.-Nr. 56a)
Abb. 9
Ordenskreuz des Domkapitels zu Brandenburg, Brandenburg, nach 1826
(Kat.-Nr. 59)
Abb. 10
Durch die Sowjetunion 1958 zurückgegebener Uniformrock mit Auszeichnungen aus dem Besitz König Friedrich Wilhelms III. von Preußen, um 1830
Abb. 11
Deutscher Nationalpreis, DDR, 1951
(Kat.-Nr. 60b)
Abb. 12
Medaille zum Ehrentitel "Held der Arbeit", 1. Form, DDR,1950-1953
(Kat.-Nr. 60c)
Abb. 13
Ehrenabzeichen der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, I. Stufe, DDR, um 1954; aus dem Nachlaß von Wilhelm Pieck, verliehen am 14. 06. 1954
(Kat.-Nr. 65c)
Abb. 14
Orden "Grunwald-Kreuz", II. Klasse, Polen, um 1970
(Kat.-Nr. 67a)
Abb. 15
Orden des Sieges, III. Klasse, Vietnam, um 1958
(Kat.-Nr. 67e)
Abb. 16
Auszeichnungen für Verdienste um den Widerstand
Partisanenkreuz, Polen, um 1945
(Kat.Nr. 68a)
Abb. 17
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Großes Verdienstkreuz, BRD, um 1965 (Kat.-Nr. 69)
Abb. 18
Deutsches Kreuz in Silber, Deutschland, 1941-1945, und in der Trageweise ab 1957, BRD
(Kat.-Nr. 70 a/b)
Abb. 19
Ein Paar Epauletten zur Ordenstracht des preußischen Malteser-Ordens, um 1900
(Kat.-Nr. 71)