5 Fragen an: Thomas Strehl

21. Januar 2022

Das Zeughaus des Deutschen Historischen Museums wird saniert und die Dauerausstellung „Deutsche Geschichte vom Mittelalter bis zum Mauerfall“ abgebaut. Gleichzeitig arbeitet das DHM an einer neuen Ständigen Ausstellung – ein Großprojekt, das das gesamte Museum betrifft. In der Interview-Reihe „5 Fragen an…“ kommen Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen zu Wort und berichten von ihren Erinnerungen an die frühere Dauerausstellung und derzeitigen Erlebnissen. Diesmal sprachen wir mit Thomas Strehl, Ausstellungshandwerker für Beleuchtung und Elektrik am Deutschen Historischen Museum.

Lieber Herr Strehl, die Dauerausstellung ist seit Ende Juni 2021 geschlossen. Gab es für Sie ein Objekt oder einen Bereich in der Ausstellung, mit dem Sie eine besondere Erinnerung oder Geschichte verbinden?

Thomas Strehl: Ja, das gab es beides: Mein Lieblingsobjekt ist die Florida-Reklame und ist es schon immer gewesen. Zum einen weil ich es ästhetisch schön finde und zum anderen ist es ein Objekt, das auch eine Funktion hatte, weil es geleuchtet hat. Ich habe zudem damals im Jahr 2006 persönlich bei der Montage mitgeholfen und das Objekt seitdem betreut. Wenn etwas kaputt war, die Glasröhren demontiert werden oder wir Techniker*innen beauftragen mussten, war ich dafür zuständig. So ist es mir nach und nach ans Herz gewachsen.

Darüber hinaus habe ich zu dem Bereich über das geteilte Deutschland der Dauerausstellung eine besondere Bindung und zwar zu dem Teil über das geteilte Deutschland. Dieser betraf mich sozusagen persönlich: Mein Vater, der Maurermeister war, nahm an den Arbeiteraufständen am 17. Juni 1953 in Berlin teil und wurde verhaftet. Er war für kurze Zeit in Ostberlin im Gefängnis und ist nach seiner Entlassung unmittelbar in den Westen geflohen. Erst nach der Wiedervereinigung, im Jahr 1990, betrat er erstmals wieder den Boden der ehemaligen DDR, vorher traute er sich das nicht. In West-Berlin war er dagegen häufig aus beruflichen Gründen, er ist jedoch stets geflogen und nicht mit dem Auto oder dem Zug angereist

Waren Sie 2006 beim Aufbau und der Eröffnung der Dauerausstellung dabei? Ist Ihnen aus dieser Zeit etwas prägend in Erinnerung geblieben? Oder gab es für Sie einen Umbau oder die Umgestaltung eines Bereichs, der Sie persönlich beeindruckt hat?

Ich habe quasi mit dem Abbau der ersten Dauerausstellung des Museums meine Tätigkeit am Haus begonnen. Ich kam 1998 an das DHM und Ende des Jahres wurde das Haus bereits geschlossen. Eine spannende Phase, die schließlich im Aufbau der damaligen neuen Dauerausstellung und Eröffnung im Jahr 2006 mündete. Hiervon sind vor allem die sehr langen Abende zum Ende des Aufbaus in Erinnerung geblieben. Alles in allem hat dieses große Projekt wirklich Spaß gemacht.

Aus unserer Sicht, also aus Sicht der Handwerker*innen, schaut man natürlich ganz anders auf Umbauten und Umgestaltungen in der Ausstellung. Da stellen sich Fragen wie: Was kann man wie umsetzen? Und ich denke besonders darüber nach, wie die Ausstellung bestmöglich beleuchtet werden kann.

Besonders war in jedem Fall die Umgestaltung des Bereichs zum Thema Kolonialismus in der Dauerausstellung 2020. Auch wenn dieser unglücklicherweise pandemiebedingt nur kurz zu sehen war.

Zudem fand ich aber auch die kleinen Interventionen, die immer wieder in der Dauerausstellung zu sehen waren, sehr interessant. Dazu gehört die Ausstellung „ZEITSCHICHTEN. Deutsche Geschichte im Spiegel des Berliner Zeughauses“, in der man mittels historischer Fotografien sehen konnte, wie die heutigen Orte und Bereiche des Zeughauses in vorherigen Jahrhunderten aussahen. Da gab es bspw. ein Bild von den Treppen im Zeughaushof und parallel konnte man den heutigen Zustand sehen, wo ebendiese Treppen nicht mehr vorhanden sind. Dieser Blick und Fokus auf die Architektur des Hauses hat mir sehr gefallen.

Der Zeughaushof mit einer Installation im Rahmen der Ausstellung „ZEITSCHICHTEN. Deutsche Geschichte im Spiegel des Berliner Zeughauses“ © Siesing/DHM

Was stellt für Sie die größte Herausforderung beim Abbau der Dauerausstellung dar?

Für uns ist der Ablauf des gesamten Abbaus von besonderer Wichtigkeit, da wir planen und wissen müssen zu welchen Zeitpunkten, an welchen Orten Großobjekte aus der Dauerausstellung entfernt werden, um hierfür rechtzeitig die entsprechenden Teile der Ausstellungsarchitektur zurückzubauen bzw. abzureißen. Ebenfalls müssen diese Bereiche dann stromfrei gemacht und Lampen demontiert werden. Bei den Autos im Erdgeschoss wurden die darunterliegenden Vitrinen bspw. im Vorfeld komplett elektrisch befreit.

Um eine Größenvorstellung von der Ausstellung zu erhalten: Wie viele Lampen bzw. Leuchtmittel befanden sich in der Ausstellung?

In der Dauerausstellung gab es circa 2.800 Leuchten. Täglich sind wir daher durch die Ausstellung gegangen und haben visuell geprüft, wo etwas kaputt ist. Zudem konnten wir in bestimmten Bereichen per Computer nachvollziehen, ob Lampen ausgefallen sind.
Wir waren an jedem Tag mit dem Liftroller unterwegs, um die kaputten Lampen auszutauschen, diese zu justieren und schließlich einzumessen. Letzteres geschah stets in Rücksprache mit den Wissenschaftler*innen und Restaurator*innen, da die Exponate sehr unterschiedlich auf die Lichtleistung (den Lux-Wert) reagieren.

Gibt es etwas, was Sie relevant für die neue Ständige Ausstellung finden?

Wir wünschen uns ein neues Lichtsystem. Das aktuelle System ist veraltet und mit Halogenbeleuchtung ausgestattet. In den letzten Jahren bzw. im Laufe des letzten Jahrzehnts gab es jedoch eine starke Entwicklung im Hinblick auf die Nutzung von LED. Auch den Pei-Bau können wir auf fast allen vier Etagen mittlerweile mit LED beleuchten.
Einige Bereiche des Zeughauses wurden bereits auf LED umgerüstet. So konnte geprüft werden welche Kosten für die Anschaffung und Unterhaltung von einem Lichtsystem mit LED-Beleuchtung im Gegensatz zu Halogenbeleuchtung zu kalkulieren ist.  Schließlich hat die Beleuchtung auch Einfluss auf die Wärmeentwicklung und somit ebenso auf die Klimaanlage.
Die LED-Beleuchtung ist im musealen Raum besonders zu begrüßen, weil das Schädigungspotential der Objekte durch LED weitaus geringer ist und diese sogar, zumindest theoretisch, heller ausgeleuchtet werden können.