Juristin, Frauenrechtlerin
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1857
22. September: Anita Augspurg wird als jüngste Tochter des Obergerichtsanwalts Wilhelm Augspurg und dessen Frau Auguste (geb. Langenbeck) in Verden an der Aller geboren. Ihre Familie besteht von väterlicher wie von mütterlicher Seite seit Generationen aus Juristen und Medizinern.
Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule in Verden arbeitet sie zunächst in der väterlichen Anwaltspraxis mit. -
ab 1878
Nachdem sie in Berlin ihr Lehrerinnenexamen abgelegt hat, beginnt sie eine Ausbildung als Turnlehrerin.
Gleichzeitig nimmt sie privaten Schauspielunterricht bei der Schauspielerin Johanna Frieb-Blumauer (1816-1886). -
1881-1885
Kleinere Engagements an Theatern in Meiningen, Augsburg und Amsterdam.
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1888
Augspurg übersiedelt nach München und eröffnet gemeinsam mit Sophie Goudstikker das fotografische Atelier "Elvira", das besonders in Künstlerkreisen einen ausgezeichneten Ruf erlangt.
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1891
Als Mitbegründerin des deutschen Frauenvereins "Frauenwohl" wirkt sie an einer Petition mit, Frauen in Deutschland zum Hochschulstudium zuzulassen.
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1893
Da Frauen im Deutschen Reich der Zugang zu den Universitäten versagt war, schreibt sich Augspurg in Zürich für den Studiengang Jura ein.
Unter Mitarbeit von Augspurg wird in Karlsruhe das erste Mädchengymnasium eröffnet, dessen Abschlussprüfung zum Studium an allen deutschen Hochschulen berechtigt. -
1894
Augspurg veröffentlicht "Die ethische Seite der Frauenfrage".
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1896
Sie lernt Lida Gustava Heymann, ihre spätere Arbeits- und Lebensgefährtin, kennen.
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1897
Augspurg promoviert mit dem Thema "Über die Entstehung und Praxis der Volksvertretung in England". Das Doktorexamen macht sie zur ersten deutschen Juristin. Teilnahme am Internationalen Abolitionistischen Kongress in London. Die Bewegung der Abolitionisten setzt sich für die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution ein.
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1898
Sie gehört zu den Mitbegründern des deutschen Zweigverbands der Internationalen Abolitionistischen Förderation in Hamburg.
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ab 1899
Augspurg übersiedelt nach Berlin.
Zusammenarbeit mit Minna Cauer, der Herausgeberin der Zeitschrift "Die Frauenbewegung", die dem radikalen Flügel der Frauenbewegung angehört. Augspurg ist publizistisch für deren Beilage "Parlamentarische Angelegenheiten und Gesetzgebung" und für die "Zeitschrift für Frauenstimmrecht" tätig. -
1902
Gründung des "Deutschen Verbands für Frauenstimmrecht", dessen Präsidentin sie wird.
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1908
Kurze Mitgliedschaft von Heymann und Augspurg in der Freisinnigen Volkspartei. Die Arbeit in der von Männern dominierten Organisation, in denen sie als Frauen nicht gleichberechtigt sind, missfällt ihnen.
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1915
Während des Ersten Weltkriegs initiiert sie den Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag mit, auf dem der "Internationale Ausschuss für einen dauernden Frieden" gegründet wird.
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1918
Der Ausschuss wird in "Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit" umbenannt. Augspurg gehört bis 1933 dem Siebenerausschuss an, der den Vorstand des deutschen Zweigs der Liga bildet.
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1919-1933
Sie gibt zusammen mit Heymann die feministische und pazifistische Zeitschrift "Die Frau im Staat" heraus.
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1933
Augspurg und Heymann gehen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ins Schweizer Exil. Da ihr Vermögen in Deutschland konfisziert wird, leben sie von publizistischen Tätigkeiten und von der Unterstützung durch Freunde.
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1941
Augspurg verfasst zusammen mit Heymann ihre Autobiografie "Erlebtes - Erschautes: Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940".
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1943
20. Dezember: Anita Augspurg stirbt fünf Monate nach dem Tod ihrer Lebensgefährtin in Zürich.