Fred Stein 1909-1967

Fotograf

Fred Stein ist der Urheber zahlreicher Portraits von bedeutenden Persönlichkeiten wie Hannah Arendt, Albert Einstein und Willy Brandt. 1933 musste der Jude und Sozialist Stein vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen. Im Pariser Exil begann der ausgebildete Jurist als Portrait- und Pressefotograf zu arbeiten und zählte damit zu den zahlreichen autodidaktischen Fotografinnen und Fotografen jüdischer Herkunft. Seine Arbeiten befinden sich heute in den Sammlungen vieler Museen.

 

  • 1909

    Alfred "Fred" Stein wird am 3. Juli in Dresden geboren. Er ist das erste von zwei Kindern des Rabbiners Dr. Leopold Stein (1874–1916) und von Eva Stein (geb. Wollheim, 1883–1958). Schon früh ist Stein in sozialistischen Jugendorganisationen aktiv und Mitglied der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft (DJJG).

  • 1927

    Abitur am König-Georg-Gymnasium in Dresden. Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Beginn des Studiums der Rechtswissenschaften in Heidelberg, später in München und Berlin.

  • 1930

    Erste juristische Staatsprüfung an der Universität Leipzig. Anschließend Referendariat in Dresden und am Landgericht Bautzen.

  • 1933

    Am 30. Juni wird Stein als Jude auf der Grundlage des nationalsozialistischen "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus dem Justizdienst entlassen und nicht zum zweiten Staatsexamen zugelassen.

    Im August heiraten Fred Stein und Liselotte "Lilo" Salzburg (1910-1997). Anfang Oktober Flucht nach Paris. Fred und Lilo Stein mieten eine Wohnung am Montmartre.

  • 1934

    Eröffnung des Studio Stein mit finanzieller Unterstützung der Familie Salzburg. Stein beginnt als Portrait- und Pressefotograf für die deutsche Exilpresse, französische Zeitungen und Zeitschriften sowie die kommunistische und jüdische Presse zu arbeiten. Lilo Stein arbeitet im Studio Stein mit.

  • 1935

    Eintritt in den Verband deutscher Journalisten in der Emigration. Stein wird außerdem Mitglied der Association Professionnelle de la Presse Étrangère en France.

    Stein ist zusammen mit Man Ray (1890-1976), Ilse Bing (1899-1998) und anderen in der Ausstellung "La publicité par la photographie" in der Pariser Galerie de la Pléiade vertreten. Zwei weitere Male werden seine Fotografien hier gezeigt.

    Gerda Taro (1910-1937), die der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschland (SAP) nahesteht, lebt zeitweise als Untermieterin bei den Steins. Ihr Lebensgefährte Robert Capa (1913-1954) nutzte deren Dunkelkammer. Fred und Lilo Stein sind Teil eines Pariser Netzwerks aus emigrierten Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen.

  • 1937

    Wahl in den Vorstand des Verbands deutscher Journalisten in der Emigration. Stein vertritt den Journalistenverband beim Deutschen Kulturkartell, in dem sich verschiedene Emigrantenorganisationen zusammengeschlossen hatten.

  • 1938

    Geburt der Tochter Ruth Marion Stein.

  • 1939

    Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs muss sich Fred Stein am 5. September als „feindlicher Ausländer“ bei den französischen Behörden melden und wird zehn Monate in Internierungs- und Arbeitslagern inhaftiert.

  • 1940

    Im Mai kann Stein aus einem Lager in Saint-Nazaire fliehen und sich nach Südfrankreich in die unbesetzte Zone durchschlagen. In Toulouse trifft er Lilo und Marion Stein wieder. Lilo Stein rettet in einem Koffer Negative und Fotoabzüge aus Paris.

  • ab 1941

    Mit Unterstützung des US-amerikanischen Journalisten Varian Fry (1907-1967) und des Emergency Rescue Committee erhält die Familie Stein Notfallvisa für die USA. Am 6. Mai verlässt sie an Bord eines französischen Schiffes Marseille.

    Am 13. Juni 1941 Ankunft in New York. Stein wird Mitglied der Fotografenvereinigung Photo League, die er 1945 wegen deren Verbindungen zu kommunistischen Organisationen wieder verlässt. Stein arbeitet eine Zeit lang für die Fotoagenturen Black Star und PIX, Inc. Veröffentlichungen im "Aufbau", in "The New York Times" und im "Life Magazine".

  • 1943

    Geburt des Sohnes Peter Stein.

  • 1946

    Ausstellung in der Tribüne für freie deutsche Literatur und Kunst, New York.

  • 1947

    Herausgabe des Buches „5th AVE." bei Pantheon Books, New York.

    Nach 1950 konzentriert sich Stein auf Portraitfotografien prominenter Persönlichkeiten aus den Bereichen Literatur, Theater, Kunst, Musik, Wissenschaft und Politik.

  • 1952

    Verleihung der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft.

  • 1954

    Stein erhält eine Pension als Landgerichtsrat im Rahmen der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts.

    Ausstellung "Creative Minds", New York Public Library, Zweigstelle Hudson Park, New York.

  • 1957

    Eintritt in die American Society of Magazine Photographers.

  • 1958

    Erste Deutschlandreise seit seiner Flucht im Jahr 1933. Beginn der Zusammenarbeit mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

  • 1959

    Teilnahme an der Ausstellung "Photography at Mid-Century" im George Eastman House, Rochester, New York, und Einzelausstellung in der Carl Schurz Memorial Foundation, Old Custom House, Philadelphia.

  • 1961

    Veröffentlichung des Buches "deutsche portraits – portraits allemands – german portraits" im Verlag Ernst Battenberg in Stuttgart.

    In seinen letzten Lebensjahren arbeitet Stein an einem nicht realisierten Buchprojekt mit dem Arbeitstitel "Das war nicht unser Deutschland. Deutsche Dichter und Denker gegen das Dritte Reich. Ein Lesebuch für die Kommenden".

  • 1967

    Am 27. September stirbt Fred Stein nach kurzer Krankheit in New York.

  • 1968

    Gedächtnisausstellungen im Goethe House, New York, und in der Adelphi University Gallery, Garden City, New York.

Ulrike Kuschel
Stand: 1. Dezember 2020
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