Heinrich Harrer 1912–2006

Bergsteiger und Forscher

  • 1912

    6. Juli: Heinrich Harrer wird als ältestes Kind des Postbeamten Josef Harrer und dessen Frau Johanna Harrer in Obergossen (Österreich) geboren.

  • 1927

    Umzug der Familie nach Graz.
    Harrer wird Mitglied im Österreichischen Alpenverein. In Graz kommt er erstmals mit den Expeditionsberichten des berühmten Asienforschers Sven Hedin in Kontakt.

  • 1933-1938

    Sport- und Geographiestudium an der Universität Graz.

  • 1936

    Mitglied im österreichischen Kader für die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Patenkirchen in den Skisport-Disziplinen Abfahrt und Slalom.

  • ab 1937

    Nach der staatlichen Prüfung zum Skilehrer und Bergführer arbeitet er als Trainer der österreichischen Ski-Nationalmannschaft der Damen.

  • 1938

    1. April: Unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich tritt Harrer der Schutz-Staffel (SS) im Dienstgrad eines Oberscharführers bei.
    1. Mai: Beitritt zur Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP).
    24. Juli: Harrer erklimmt gemeinsam mit dem Österreicher Anderl Heckmaier (1906-2005) und einer deutschen Seilschaft als Erster den Gipfel des Eiger (3970 Meter) im Berner Oberland (Schweiz) durch die berüchtigte Nordwand und erlangt dadurch Weltruhm. Der Triumph wird von der NS-Propaganda als Symbol für die Überlegenheit der deutschen Rasse instrumentalisiert. Nach ihrer Rückkehr werden die Bergsteiger von Adolf Hitler in Breslau empfangen.
    Harrer schreibt einen Beitrag für das NS-Propaganda-Werk "Um die Eiger Nordwand", das von der Franz Eher Nachfolger GmbH, dem Zentralverlag der NSDAP, veröffentlicht wird.
    Dezember: Heirat mit Lotte Wegener, der Tochter des Grönlandforschers und Entdeckers der Kontinentalverschiebung Alfred Wegener (1880-1930).

  • 1939

    Als Mitglied der deutschen Expedition der nationalsozialistischen Himalaya-Stiftung reist Harrer zum Nanga Parbat nach Indien.
    Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs werden er und seine Gefährten im Hafen von Karatschi verhaftet und im britischen Gefangenenlager Deolali (Nord-Indien) interniert.

  • 1944

    29. April: Harrer und seinem Kollegen Peter Aufschnaiter (1899-1973) gelingt die Flucht. Sie legen rund 2000 Kilometer zu Fuß zurück und überqueren zahlreiche Himalaya-Pässe.

  • 1946

    Die Flüchtenden erreichen Lhasa, die Hauptstadt Tibets. Harrer arbeitet zunächst als Übersetzer und Fotograf im Dienst der tibetischen Regierung.

  • 1946-1951

    Als Lehrer und Berater des Dalai Lama, dem geistlichen und weltlichen Oberhaupt des Himalayastaates, lebt Harrer in Lhasa.

  • 1950

    Im Herbst dringen Einheiten der chinesischen "Volksbefreiungsarmee" in Tibet ein und besetzten am 9. September 1951 die tibetische Hauptstadt. Harrer verlässt das Land.

  • 1952

    Rückkehr nach Österreich.

  • 1952-1996

    Zahlreiche Forschungsreisen unter Anderem zu den Quellen des Amazonas (1953), nach Alaska (1955), zum Ruwenzori-Gebirge (1957), nach Neuguinea (1962, Nord-Süd-Durchquerung), Borneo (1971/72), Zaire, Uganda (1977) und Bhutan (mehrfach zwischen 1980 und 1986).

  • 1953

    In dem Buch "Sieben Jahre in Tibet" beschreibt Harrer seine abenteuerliche Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft.

  • 1982

    Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz durch Bundespräsident Karl Carstens.

  • 1997

    Die Verfilmung von Harrers Buch "Sieben Jahre in Tibet" löst eine Debatte über die NS-Vergangenheit des Bergsteigers aus. Harrer gerät in die Kritik, weil er seine nominelle Mitgliedschaft in NSDAP und SS öffentlich nie thematisiert hatte.

  • 2002

    Veröffentlichung seiner Autobiographie "Mein Leben".

  • 2006

    7.Januar: Heinrich Harrer stirbt in Friesach (Österreich).

Lucia Halder
Stand: 14. September 2014
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