Ricarda Huch 1864-1947

18. Juli: Ricarda Huch wird in Braunschweig als Tochter des Großkaufmanns Richard Huch und dessen Frau Emilie (geb. Hähn) geboren.

Nach dem Abitur beginnt sie ihr Studium der Geschichte, Philosophie und Philologie in Zürich. Noch sind Frauen in Deutschland an den Universitäten nicht zugelassen.
Sie veröffentlicht erste Gedichte unter dem Pseudonym R. I. Carda.

Als eine der ersten Frauen promoviert Huch mit einer Arbeit zur Geschichte der Schweiz und arbeitet als Bibliothekarin in Zürich.
Unter dem Pseudonym Richard Hugo erscheint ihr erster Lyrikband "Gedichte", der Jugendstil-Tendenzen vorausnimmt und von dem sie sich später distanziert.

Sie veröffentlicht erste Dramen und Erzählungen sowie den autobiographischen Roman "Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren", in dem sie ihre Liebe zu ihrem Vetter und Schwager Richard Huch rückschauend in den Raum des Lyrisch-Romanhaften projiziert.

Eine veränderte Neuauflage ihrer "Gedichte" erscheint unter ihrem eigenen Namen. Sie reflektiert in ihnen grundsätzliche Lebensfragen und bedient sich dabei einer volksliedartigen oder hymnischen Form.

Umzug nach Bremen, wo sie als Lehrerin für Deutsch und Geschichte arbeitet.

Huch geht nach Wien und beschließt, als freie Schriftstellerin zu arbeiten.

Heirat mit dem italienischen Zahnarzt Ermanno Ceconi, dem sie nach Triest folgt. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.

Der erste Band ihrer literaturwissenschaftlichen Studie "Die Romantik" erscheint. Huch will zur Erneuerung ihrer Epoche im Geist der Romantik beitragen und verpflichtet sich auch in späteren Veröffentlichungen dem philosophischen Ansatz der Romantik.

Umzug nach München.

Veröffentlichung des gesellschaftskritischen Romans "Aus der Triumphgasse".

Ihr Roman "Vita somnium breve" (später unter dem Titel "Michael Unger") erscheint.

Sie schreibt die Biographie "Gottfried Keller", in dessen Persönlichkeit sie ihr Ziel der Vergeistigung der Natur verwirklicht sieht.

Scheidung von Ceconi.

Huch publiziert den historischen Roman "Die Geschichten von Garibaldi".

Heirat mit ihrem Vetter und Schwager Richard Huch, mit dem sie nach Braunschweig zieht.
In ihrer Sammlung "Neue Gedichte" veröffentlicht sie sexuell freizügige Liebeslyrik, die von männlichen Kollegen wie Richard Dehmel verurteilt wird.

Nach der Scheidung von Richard Huch kehrt sie nach München zurück.

Ihre historische Darstellung des Dreißigjährigen Kriegs "Der große Krieg in Deutschland" erscheint in drei Bänden.

In der Charakterstudie "Wallenstein" stellt sie dessen Persönlichkeit als exemplarisch für den Geist der Epoche dar.

Während des Ersten Weltkriegs, den sie ablehnt, lebt Huch in der Schweiz. Sie verfaßt von nun an kaum noch poetische Werke, sondern historische und religionsphilosophische Schriften wie "Der Sinn der Heiligen Schrift".

Die Kriminalgeschichte "Der Fall Deruga" erscheint, die mehrmals verfilmt wird.

In der Studie "Michael Bakunin und die Anarchie" schildert sie die politischen Ideen des Marxismus und der Anarchie im 19. Jahrhundert.

Huch wird Ehrensenatorin der Universität München.

Auch in der Studie über "Stein" (später unter dem Titel "Der Erwecker des Reichsgedankens") verbindet sie Geschichte mit Gegenwart, indem sie den Freiherrn vom und zum Stein als Ideal eines humanen Menschen zeichnet, von dem sie die Regeneration ihrer eigenen Zeit erhofft.

Huch lebt von nun an bei ihrer Tochter in Berlin, Heidelberg, Freiburg und Jena.

Ihre Untersuchung der Revolution von 1848 erscheint unter dem Titel "Alte und neue Götter".

Sie erhält den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.

Huch tritt aus der Preußischen Akademie der Künste aus.

Der erste Band ihrer dreibändigen Abhandlung "Deutsche Geschichte" erscheint, in dem sie sich zu den Prinzipien der Humanität und Freiheit bekennt.

Veröffentlichung ihrer Erinnerungen "Frühling in der Schweiz".

In ihrem letzten Gedichtband "Herbstfeuer" vereint sie die seit 1930 entstandene Lyrik.

Huch wird Ehrenpräsidentin des ersten deutschen Schriftstellerkongresses in Ost-Berlin.
Umzug nach Frankfurt/Main.
17. November: Ricarda Huch stirbt in Schönberg (heute: Kronberg, Taunus).