Abgeordnete
Friedrich von Raumer
* 14. Mai 1781 Wörlitz b. Dessau, † 14. Juni 1873 Berlin
Friedrich Ludwig Georg von Raumer wurde 1781 als Sohn eines fürstlichen Domänenpächters und Kammerdirektors in Wörlitz bei Dessau geboren. Von 1798 1801 absolvierte er ein Studium der Rechts und Kameralwis¬senschaften sowie der Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften in Halle und Göttingen. 1801 machte er ein landwirt-schaftliches Praktikum in Dessau, 1801-03 leistete er ein Referendariat bei der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer und der Kammerjustiz¬deputation in Berlin ab und bis 1809 arbeitete er als Assessor bei mehreren staatlichen Institutionen. Auch in verschiedenen Räten war er von 1809-1811 als Mitarbeiter vertreten. 1811 erlangte er seine Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg. Seit 1811 war er verheiratet. 1811-19 dozierte er als Professor der Staatswissenschaften und der Geschichte in Breslau und war 1819 dort auch Rektor der Universität. Ab 1819 59 lehrte er als Professor der Staatswissenschaften und der Geschichte in Berlin und hatte 1822 dort ebenfalls die Stelle des Rektors der Universität Berlins inne. Er hielt seit 1849 auch Vorlesungen für Frauen und war Förderer der ersten preußischen Volksbibliotheken. Seit 1814 unternahm er zahlreiche größere Reisen mit längeren Forschungsaufenthalten durch Europa, Amerika und Vorderasien. Er war Verfasser geschichts , wirtschafts , staats und lite¬raturwissenschaftlicher Werke und mehrerer Reisberichte sowie zahlrei¬cher politischer Artikel und arbeitete bei vielen Zeitungen und Zeitschrif¬ten mit. Aufgrund seiner liberalen Ansichten geriet er immer wieder in Konflikt mit der Amtsgewalt, so bekam er z.B. 1822 Druckverbot für eine konstitutionelle Forderungen enthaltende Rede zum fünfundzwanzigjäh¬rigen Regierungsjubiläum des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., wurde zu einer Geldstrafe wegen seiner Kritik am neuhumanistischen Gymnasium verurteilt und trat aufgrund eines durch seine Akademierede über Friedrich den Großen verursachten Skandal 1847 freiwillig aus der Preußischen Akademie der Wissenschaft aus. Vom 25. Mai 1848-10. Mai 1849 war er als Abgeordneter aus dem Wahlkreis Brandenburg (Berlin) in der Frankfurter Nationalversammlung vertreten und trug die Wahl Fried-rich Wilhelms IV. zum deutschen Kaiser mit. Er starb 1873 in Berlin.