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Die Liste der „Gottbegnadeten“. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik

Viele renommierte Protagonisten des nationalsozialistischen Kunstbetriebs waren auch nach 1945 hauptberuflich als bildende Künstler tätig. Sie produzierten Werke für den öffentlichen Raum, erhielten lukrative Aufträge von Staat, Wirtschaft und Kirche, lehrten an Kunstakademien, nahmen an Wettbewerben teil und waren in Ausstellungen vertreten. Dabei konnten sie auch von dem antimodernistischen Klima der Nachkriegsjahrzehnte profitieren. Ausgangspunkt für die erste Ausstellung zu diesem Thema ist die 1944 im Auftrag von Adolf Hitler und Joseph Goebbels zusammengestellte „Gottbegnadeten-Liste“. Die darauf verzeichneten 114 Bildhauer und Maler galten als „unabkömmlich“ und blieben vom Front- und Arbeitseinsatz verschont. Nachkriegskarrieren „gottbegnadeter“ Künstler wie Willy Meller, Adolf Wamper, Richard Scheibe, Arno Breker, Hermann Kaspar, Werner Peiner, Rudolf Hermann Eisenmenger oder Paul Mathias Padua konterkarieren das Bild des kunstpolitischen Neuanfangs nach 1945. In der Ausstellung werden ihre Karrieren in der Bundesrepublik und in Österreich, ihre Netzwerke, die Wahl der Bildthemen und die Rezeption der Arbeiten gleichermaßen betrachtet. Somit lassen sich Fragen der Kontinuitäten, Erwartungshaltungen und Anpassungsleistungen adäquat, aus gleichzeitig zeitgeschichtlicher und kunstgeschichtlicher Perspektive erfassen.

Interaktive Karte

Die interaktive Karte dokumentiert etwa 300 Arbeiten von Künstlern der „Gottbegnadeten-Liste“ in Deutschland und Österreich, bietet weiterführende Informationen zu den Werken, Künstlern und Auftraggebern. Die Meldung weiterer, noch nicht eingetragener Werke ist über die Citizen Science-Funktion möglich.

Filmvorführungen und Gespräche

Im Zeughauskino waren am 9. bzw. am 16. November 2021 die WDR-Dokumentation Die Kunst im Dritten Reich (1975) und der Dokumentarfilm Zeit der Götter (1993) zu sehen, begleitet von Gesprächen, die der Kurator der Ausstellung Wolfgang Brauneis mit der langjährigen WDR-Redakteurin Wibke von Bonin bzw. dem Filmemacher Lutz Dammbeck führte. Der Eintritt ist frei, Tickets können an der Kinokasse reserviert werden.

Tagung

Am 15. November 2021 fand im Zeughauskino begleitend zur Ausstellung die Tagung „Die Künstler der ‚Gottbegnadeten-Liste‘ nach 1945. Geschichte / Kunst / Politik” – u.a. mit Irith Dublon-Knebel, Stefanie Endlich, Martin Hochleitner, Michaela Melián, Oliver Rathkolb und Michael Wildt – statt.

Werke „gottbegnadeter“ Künstler im (halb)öffentlichen Raum

Kuratorenführungen durch Berlin, München, Düsseldorf und Wien

Die Arbeiten der Künstler der „Gottbegnadeten-Liste“ prägen bis heute das Gesicht vieler Innenstädte: Getragen von Zustimmung und weiter funktionierenden Netzwerken gewannen sie auch nach 1945 zahlreiche Wettbewerbe und erhielten Aufträge für Kunst am Bau, zur Gestaltung von Foyers und Plätzen, Museen und Mahnmalen. Diese Räume sind Zeugnis ihrer nahezu bruchlosen Karriereverläufe. Kurator Wolfgang Brauneis zeigte dies auf je zweistündigen Wegen durch Berlin am 12.09.2021, München am 19.09.2021, Düsseldorf am 10.10.2021 und Wien am 17.10.2021.

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