Gottfried Benn 1886-1956

Schriftsteller, Arzt

  • 1886
    2. Mai: Gottfried Benn wird in Mansfeld (Westprignitz) als Sohn eines lutherischen Pfarrers geboren.
  • 1903
    Benn beginnt sein Theologie- und Philosophiestudium in Marburg.
  • 1905
    Beginn des Medizinstudiums in Berlin.
  • 1911
    Er wird Unterarzt in einem Prenzlauer Infanterieregiment.
  • 1912
    Aus gesundheitlichen Gründen nimmt er Abschied vom Militär und arbeitet als Pathologe und Serologe an Berliner Krankenhäusern.
    Mit dem Gedichtband "Morgue" erregt Benn in avantgardistischen Kreisen großes Aufsehen, da er die herkömmliche Vorstellung von Lyrik radikal in Frage stellt. Die Provokation seiner Lyrik beruht vor allem auf der Darstellung der Banalität der menschlichen Existenz und ihres körperlichen Verfalls. Außerdem ist seine künstlerische Methode, sein artistischer Umgang mit Sprache neuartig und beeinflusst die expressionistische Lyrik.
  • 1913
    Die Gedichtsammlung "Söhne" erscheint mit einer Zueignung an die Dichterin Else Lasker-Schüler, mit der er zu dieser Zeit ein Liebesverhältnis hat.
  • 1914-1917
    Im Ersten Weltkrieg wird Benn Oberarzt im besetzten Brüssel, wo die sogenannten Rönne-Novellen entstehen.
  • 1917
    Benn lässt sich als Dermatologe und Venerologe in Berlin nieder.
    Veröffentlichung der Prosasammlung "Gehirne" sowie der Gedichtsammlung "Fleisch", die in ihrer schroffen Menschenverachtung seine Reaktion auf die Greuel des Kriegs zeigt.
  • 1922
    Mit der Publikation der "Gesammelten Schriften" endet seine expressionistische Phase.
  • 1927/28
    Nach der Veröffentlichung der Bände "Gesammelte Gedichte" und "Gesammelte Prosa" wendet sich Benn der Essayistik zu, wobei er sich auf geschichtsphilosophische Zeitkritik und den Nihilismus konzentriert.
  • 1931
    Uraufführung des von Paul Hindemith vertonten Oratoriums "Das Unaufhörliche", das von der Kritik als zu nihilistisch abgelehnt wird.
  • 1932
    Wahl in die Preußische Akademie der Künste.
    Die Auseinandersetzungen mit Egon Erwin Kisch um das Verhältnis von Politik und Kunst verschaffen ihm größere Publizität.
  • 1933
    März: Obwohl bedeutende Künstler die Akademie nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler verlassen, verbleibt Benn in ihr.
    In den Rundfunkvorträgen "Der neue Staat und die Intellektuellen" und "Antwort an die literarischen Emigranten" verteidigt er den Nationalsozialismus, von dem er eine Wiedergeburt der deutschen Nation erhofft.
    In seiner Lyrik feiert er Friedrich Nietzsche und fordert zu männlich-heroischer Größe auf.
    Bekenntnis zum Expressionismus.
  • 1935
    Benn wird Sanitätsoffizier in Hannover.
  • 1936
    Zu seinem 50. Geburtstag erscheint der Band "Ausgewählte Gedichte", die von der SS-Zeitschrift "Das Schwarze Korps" als "widernatürliche Schweinereien" attackiert werden.
    In der Folgezeit seiner "Inneren Emigration" hält Benn dem "Reich der Macht" das autonome "Reich des Geistes" entgegen.
  • 1938
    Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer und Schreibverbot.
    Heirat mit Herta von Wedemeyer.
  • 1943-1945
    Die Wehrmachts-Dienststelle, in der Benn tätig ist, wird nach Landsberg/Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski) verlegt. Dort lässt er illegal "Zweiundzwanzig Gedichte 1936-1943" drucken, arbeitet am Roman "Phänotyp" und den "Statischen Gedichten", in denen er das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit sowie das des Künstlers zu seinem eigenen Leben reflektiert.
  • 1945
    Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt sich seine Frau, weil sie ohne Nachricht von Benn bleibt, das Leben. Kurz daruf kehrt er nach Berlin zurück und praktiziert wieder als Arzt.
  • 1948
    In der Schweiz erscheint die Lyriksammlung "Statische Gedichte", die seinen späten Ruhm begründet.
  • 1949
    Mit drei neuen Publikationen (Lyrik, Essays, Prosa) gerät Benn wieder in das Bewusstsein der literarischen Öffentlichkeit und beeinflusst mit seinem Spätwerk die deutsche Nachkriegslyrik maßgeblich.
    Benn wird von den zurückkehrenden Exilschriftstellern wegen seiner Haltung im Nationalsozialismus kritisiert. Die nachfolgende Schriftstellergeneration verehrt ihn jedoch wegen seines modernen Stils.
  • 1950
    In seiner Autobiographie "Doppelleben" rechtfertigt er sein Verhalten im Nationalsozialismus.
  • 1951
    Benn erhält den Georg-Büchner-Preis.
  • 1956
    Zahlreiche Ehrungen zu seinem 70. Geburtstag.
    7. Juli: Gottfried Benn stirbt in Berlin an Krebs.
Levke Harders
14. September 2014

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