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In einem kargen Hospizzimmer liegt der kranke Alte Zhao Jinzhang und versucht sein Leben zu erinnern. Mäandernde Gedächtnisartikulationen deuten eine Vergangenheit als Kuomintang-Anhänger und Opern-Sänger an, aber auch stolze Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei und bizarre Episoden um einen kinderfressenden Hund. Wiederholt springt die Erzählung unvermittelt in die Gegenwart und zu dem elegischen Ist-Zustand des Redners. Mit zunehmender Dauer des Films und Intensivierung von Zhaos Demenz schieben sich Zeit- und Realitätsebenen immer schwerer zu entschlüsselnd ineinander. Regisseurin Ji Dan folgt den Ausführungen ihres Protagonisten trotzdem bedingungslos, dokumentiert mit großer Ruhe Selbstbeschreibungen und Sprachlosigkeit des Zeugnisgebenden und begnügt sich oft damit, seine Blicke in die Kamera aus nächster Nähe zu registrieren. Gerade durch diese ästhetische Zurückhaltung entwickelt sich Dream of the Empty City zu einem äußert empathischen Film, der zum letztmöglichen Zeitpunkt die Geschichte eines Menschen aufzeichnet, der ansonsten in Vergessenheit geraten wäre. (chl)