1. Deutsches Historisches Museum: Gustav Sabac el Cher
– ein preußischer Militärmusiker
 
   
 
DHM, Unter den Linden 2, Berlin
       
 

Im Besitz des Deutschen Historischen Museums befindet sich ein Gemälde des Königsberger Künstlers Emil Doerstling. Es stellt Gustav Sabac el Cher dar, einen der letzten -> schwarzen preußischen Militärmusiker.

Gustav Sabac el Cher wurde am 10. März 1868 in Berlin geboren. Seinen Vater, August Sabac el Cher, hatte Prinz Albrecht als Kind von einer Ägyptenreise mitgebracht. Er gab ihm auch seinen Namen. Damals wurden immer wieder Kinder aus Afrika an europäische Adelshäuser verschleppt. An diesen war es verbreitet, sich mit einem oder mehreren schwarzen Dienern zu umgeben. Viele dieser Kinder starben bald - an europäischen Kinderkrankheiten oder in Folge von Heimweh. Doch der kleine August hatte Glück: Er blieb am Leben, lernte Deutsch, wurde getauft und zunächst als Page eingesetzt. Später stieg er zum ,Leibdiener des Prinzen Albrecht auf und schaffte es später sogar Prinzlicher Silberverwalter zu werden. 1867 heiratete er die Berlinerin Anna Jung. Zwei Kinder gingen aus dieser Ehe hervor: Gustav und seine jüngere Schwester Elisabeth Bertha Charlotte.

Gustav besuchte als begabtes Kind bis zum 14. Lebensjahr die höhere Bürgerschule. Schon früh zeigte sich sein musikalisches Talent. Mit acht Jahren nahm er Geigenunterricht, und mit 17 Jahren begann er seine Laufbahn als Militärmusiker bei der Kapelle des Füsilier Regiments Nr. 35 Prinz Heinrich von Preußen in der Stadt Brandenburg. Mit 25 Jahren besuchte er die königliche Hochschule für Musik in Charlottenburg. Zwei Jahre später bekam er die Dirigentenstelle beim Ersten Grenadierregiment in Königsberg angeboten. Dort wurde er bald eine stadtbekannte Persönlichkeit, was sich in zahlreichen Zeitungsartikeln widerspiegelt. El Cher komponierte selbst Musikstücke und arrangierte verschiedene Mozart-Ouvertüren für Militärmusik.


 

Dieses Gemälde von Emil Doerstling (1890) stellt den preußischen Militärmusiker Gustav Sabac el Cher mit seiner Verlobten Gertrud Perlig dar.

Bestand des DHM

 

 

1901 heiratete Gustav Sabac el Cher die Lehrertochter Gertrud Perlig. Acht Jahre später quittierte er den Dienst in der Armee und zog mit seiner Frau und den beiden Söhnen wieder nach Berlin. Er arbeitete weiterhin als ziviler Kapellmeister und nahm Engagements in verschiedenen deutschen Städten an. Während der Weimarer Republik trat er wiederholt in dem neuen Medium Rundfunk als Dirigent von großen Orchestern auf.

Ende der zwanziger Jahre eröffnete die Familie in der Nähe von Königs Wusterhausen eine Gartenwirtschaft. In Folge der Machtübernahme der Nationalsozialisten blieben die Gäste aus,und die El Chers mussten ihr jahrelang gut gehendes Ausflugslokal schließen. Sie zogen wieder zurück nach Berlin und eröffneten in der Oranienburgerstraße 39 ein Kaffeehaus. Dieses mussten sie allerdings wenige Monate später auf Druck der Behörden erneut aufgeben.

Am 4. Oktober 1934 starb Gustav Sabec el Cher in Berlin. Seine Witwe erhielt ein Beileidstelegramm des im holländischen Exil lebenden Kaisers Wilhelm II. und des Kronprinzen Wilhelm, in dessen Königsberger Regiment ihr Mann einst gedient hatte. Ein halbes Jahr später starb auch Gertrud Sabec el Cher. Beide wurden in Berlin begraben und erst später von ihren Söhnen, die sich wieder in Königs Wusterhausen niedergelassen hatten, dorthin überführt. [1]

 

Fußnoten:

[1] Siehe auch: Gorch Pieken: Preußisches Liebesglück. In: Ulrich van der Heyden / Joachim Zeller (Hg.): Kolonialmetropole Berlin. Eine Spurensuche. Berlin 2002. S. 268-274.

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Gustav Sabac el Cher in preußischer Militäruniform um 1900.

Bestand DHM