12. Charlottenburg:
Das Olympiastadion -
Schwarze Sportler im Nationalsozialismus

 
   
 

Das Olympiastadion 1936.

       
 

Die Olympischen Spiele von 1936 im nationalsozialistischen Berlin sollten unter anderem die „rassische Überlegenheit des nordischen Menschen“ beweisen. „Der Rassenstandpunkt soll in keiner Weise bei der Besprechung sportlicher Resultate Anwendung finden, vor allem sollen die Neger nicht in ihrer Empfindlichkeit getroffen werden.“ [68]

Dieser Versuch misslanggänzlich, denn schwarze Athleten gewannen eine Goldmedaille nach der anderen. [69] Sie kamen allerdings nicht aus Afrika  - nur zwei afrikanische Länder beteiligten sich an den Olympischen Spielen von 1936, Ägypten und Südafrika, wobei Südafrika mit einer ausschließlich weißen Mannschaft antrat – sondern aus den USA. Vor allem der schwarze Läufer und Weitspringer Jesse Owens wurde damals zum allgemeinen Publikumsliebling auserkoren.

James Cleveland Owens stammte aus Alabama. Er wuchs in armen Verhältnissen auf und hatte als Kind noch Baumwolle gepflückt. Auf dem College fiel bald seine große Laufbegabung auf. Als er 1936 zu den Olympischen Spielen nach Deutschland kam, hatte er bereits eine große Fan-Gemeinde in Berlin. Vier Goldmedaillen gewann er: Er führte seine Vier-mal-hundert-Meter-Staffel zum Sieg, stellte einen neuen olympischen Rekord im Weitsprung auf und gewann im Hundert- und im Zweihundertmeterlauf. Außer Jesse Owens gewannen 1936 noch viele andere schwarze Sportler Medaillen, z.B. der Kanadier Dr. Phil Edwards, die US-Amerikaner Ralph Metcalfe, Matthew Robinson, Archie Williams, James LuValle, John Woodruff, Cornelius Johnson, David Albritton, Fredrick Pollard – um nur einige zu nennen.

Die Nationalsozialisten waren nicht begeistert: Als Jesse Owens seine zweite Medaille gewann, erhob sich die komplette anwesende NS-Elite in der Führer-Loge und verließ wütend das Olympia-Stadion. „Die Amerikaner sollen sich schämen, dass sie sich ihre Medaillen von Negern gewinnen lassen“[70], soll Adolf Hitler gesagt haben.

Die „arische Herrenrasse“ enttäuschte die Siegeserwartungen, deswegen änderte die nationalsozialistische Propaganda ihre Argumentation und versuchte, die Leistungen der schwarzen Sportler abzuwerten. Man behauptete nun, die Schwarzen seien zwar möglicherweise sportlich besonders leistungsfähig, dies aber sei dadurch begründet, dass sie den Tieren näher stünden als die Weißen.

Doch eine derartige Propaganda konnte allerdings weder nachträglich die „rassische Überlegenheit des nordischen Menschen“ beweisen, noch vermochte sie etwas an der allgemeinen Beliebtheit der schwarzen Sportler zu ändern. Jesse Owens wurde z.B. während der gesamten Dauer der Olympischen Spiele auf Schritt und Tritt von Reportern, Amateurfotografen und Autogrammjägern umlagert. Das Olympische Komitee verbot schließlich Autogramme – angeblich um Owens zu schützen, tatsächlich jedoch, um die Begeisterung etwas zu dämpfen.

 

Jesse Owens, mit vier Goldmedaillen der erfolgreichste Sportler der Olympiade 1936.

Bestand des DHM.

 

 

 

Fußnoten:

[68] Cf. Peter Martin: „Rassenkampf“ im Sport. In: Peter Martin/ Christine Alonzo (Hg.): Zwischen Charleston und Stechschritt. Schwarze im Nationalsozialismus. München-Hamburg 2004. S. 332.
[69] Ebd.
[69] Zit. nach: ebd.

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