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Flucht, Vertreibung, Annäherung
Aber das Leben geht weiter
D 2011, R: Karin Kaper, Dirk Szuszies, 104’ DigiBeta

Drei polnische und drei deutsche Frauen aus mehreren Generationen, deren Familiengeschichte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf dramatische Art kreuzte, setzen bewusst persönlich zum Thema „Flucht und Vertreibung“ ein Zeichen der Annäherung. Der Dokumentarfilm Aber das Leben geht weiterberücksichtigt nicht nur die erschütternden Vorkommnisse in den Kriegswirren bis zur endgültigen Vertreibung der deutschen Familie aus ihrem niederschlesischen Dorf Niederlinde im Sommer 1946, er wirft auch ein Licht auf die Entwicklungen der Nachkriegszeit sowie späterer Jahrzehnte bis heute. Dem Schicksal der deutschen wird das der polnischen Familie gegenübergestellt, die ihrerseits 1940 von der sowjetischen Armee aus Ostgebieten Polens nach Sibirien verschleppt wurde. Nach einer unglaublichen, sogar bis Kirgistan führenden Odyssee bekam sie schließlich im Sommer 1945 den Hof der Deutschen zugesprochen.
Aber das Leben geht weitererzählt ein jahrzehntelanges besonderes Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen. Kommentarlos kommen die Frauen zu Wort und lassen den Betrachter Anteil nehmen an ihrer subjektiven Sicht der Ereignisse. Ein Film über Heimat, Krieg, das Überleben in der Fremde, darüber wie die große Geschichte in das Dasein der Menschen hineinblitzt und Lebensbahnen durcheinanderwirbelt.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung
In Anwesenheit von Karin Kaper, Dirk Szuszies und weiteren Gästen

am 21.6.2011 um 20.00 Uhr

 

 

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Gute Geschäfte – Kunsthandel in Berlin

Vom 10. April bis zum 31. Juli 2011 zeigt das Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. im Centrum Judaicum die Ausstellung Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933-1945. Die Ausstellung präsentiert exemplarisch die Geschichte von 14 Kunsthandlungen und Auktionshäusern im Kontext der nationalsozialistischen Kunstpolitik. Das Zeughauskino und das Aktive Museum begleiten die Ausstellung mit zwei Filmprogrammen. Im Anschluss an die Filmvorführungen finden jeweils Publikumsgespräche statt.

 

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Hitlers Sonderauftrag Linz

BRD 1987, R: Erwin Leiser, 64’  16 mm

1937 – Kunst und Macht
D 1992, R: Erwin Leiser, 60’ DVD

Der 1938 aus Berlin emigrierte Erwin Leiser gilt als ein Pionier, der sich mit dem Thema Nationalsozialismus und Kunst beschäftigte lange bevor es in das öffentliche Bewusstsein rückte. Die Dokumentation Hitlers Sonderauftrag Linz setzt sich mit Hitlers Traum auseinander, seiner „Heimatstadt“ mehr Bedeutung zu verleihen und dabei vor allem die Bereiche Kunst und Kultur zu berücksichtigen. Die Nazis kauften und raubten ab 1938/39 in Deutschland und in den besetzten Gebieten zahlreiche Kunstwerke, unter anderem für ein in Linz geplantes „Führermuseum“. Besonderen Raum gibt Leiser den Auseinandersetzungen um die nach 1945 einsetzende Rückgabe verfolgungsbedingt entzogener Kunstgegenstände.
In dem Film 1937 – Kunst und Macht nimmt Leiser die Rekonstruktion der Ausstellung Entartete Kunst von 1937 zum Anlass für eine Reise in die Vergangenheit. Dabei geht es um die Verfemung der künstlerischen Moderne als „entartete Kunst“. Leiser zeigt Filmaufnahmen der gleichnamigen Ausstellung, die 1937 in München präsentiert wurde, befragt Zeitzeugen und Historiker und begibt sich auf die Suche nach verschollenen Kunstwerken.
Die beiden Filme Hitlers Sonderauftrag Linz und 1937 – Kunst und Macht sind heute selbst historische Dokumente, da in ihnen zahlreiche inzwischen verstorbene Zeitzeugen zu Wort kommen. (mg, cfd)

Einführung: Marion Goers und Christine Fischer-Defoy
am 5.7.2011 um 20.00 Uhr

 

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Venus vor Gericht

D 1941, R/B: Hans H. Zerlett, D: Hannes Stelzer, Hansi Knoteck, Paul Dahlke, Siegfried Breuer, Ernst Fritz Fürbringer, 86’  35 mm

Komödie und Propagandafilm – wie geht das? In dem Spielfilm Venus vor Gericht, von dem kurze Sequenzen zurzeit im Neuen Museum in der Ausstellung Der Berliner Skulpturenfund über die spektakulären Ausgrabungen vor dem Berliner Rathaus zu sehen sind, wird man mit dieser Frage aufs merkwürdigste konfrontiert. Der Regisseur und Drehbuchautor Hans H. Zerlett, in einer zeitgenössischen Werbeankündigung als Milieugestalter und -kritiker gepriesen, zeichnet in Venus vor Gericht ein diffamierendes, antisemitisches Bild der Weimarer Republik und des Kunsthandels in Berlin.
Ein Bildhauer und Nationalsozialist folgt seinen politischen und künstlerischen Idealen und will ein „wahres“ Kunstwerk schaffen. Die Darstellung der von den Nationalsozialisten verhassten Weimarer Republik wartet dabei mit den bekannten ideologischen Zuschreibungen auf: In der Provinz hat das spießige Kleinbürgertum, haben der Bürgermeister und seine Wirtschaftspartei das Sagen; in der Großstadt Berlin hingegen wird der Kunsthandel zur „jüdisch-dekadenten“ Branche, die Parteien-Demokratie und ihre Politiker sind korrupt und die Unabhängigkeit der Justiz und die Freiheit von Presse und Kunst gleichen nur noch Chimären. (hs)

Einführung: Heike Stange
am 6.7.2011 um 20.00 Uhr

 

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Lange Nacht der Museen – Musik
Menschen am Sonntag

D 1930, R: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, B: Billie Wilder, K: Eugen Schüfftan, 80’ 35 mm

Ein Klassiker des Experimentalfilms, eine Produktion unabhängiger Filmenthusiasten mit wenig Geld, ein später Stummfilm über die Wochenenderlebnisse fünf junger Berliner. Ausschließlich mit Laiendarstellern in Szene gesetzt, ist Menschen am Sonntag ein präzises Porträt des sachlichen Zeitgeistes der späten zwanziger Jahre und zugleich einer der poetischsten Filme der Weimarer Republik. Ein Sonntag in Berlin und eine Verabredung für eine Fahrt ins Grüne. Die eine verschläft den Sonntag, die anderen – eine Schallplattenverkäuferin und ein Mannequin, ein Taxifahrer und ein Weinverkäufer – treffen sich am Nikolassee zum Picknick und Schwimmen. Sie genießen die Sonne und hören Schallplatten auf einem tragbaren  Grammophon. Die Paare nähern sich an und trennen sich wieder – viel mehr passiert nicht. Eine Freizeit fernab der drängenden gesellschaftlichen Probleme, eine Auszeit vom Alltag: Aber kein Eskapismus, nur ein Innehalten und Durchatmen. – Ein Film voll dokumentarischer Sachlichkeit, der Berlin weniger in seinen Bauten und Denkmälern als vielmehr in seiner Atmosphäre und seinem Lebensgefühl ein Denkmal setzt. (jg)

Klavierbegleitung: Eunice Martins
am 27.8.2011 um 19.00 Uhr

 

 

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Die Drei von der Tankstelle

D 1930, R: Wilhelm Thiele, D: Lilian Harvey, Willy Fritsch, Oskar Karlweis, Heinz Rühmann, 99’ 35 mm

Ein Klassiker des Depressionskino, eine teure Großproduktion der mächtigen Ufa, eine frühe Tonfilm-Operette über das Thema der Arbeitslosigkeit. Mit Stars wie Willy Fritsch und Lilian Harvey, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann ist Die Drei von der Tankstelle nicht nur ein modernes Kinomärchen, sondern auch einer der optimistisch-beschwingtesten Filme der Weimarer Krisenjahre. „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste was es gibt auf der Welt“ singen die drei gleich zu Beginn des Films – eine Freundschaft, die allerdings auf die Probe gestellt wird, als sie, nachdem sie Pleite gegangen sind, eine Tankstelle eröffnen und sich alle drei in ihr beste Kundin verlieben: Lilian ist nicht nur jung und schön, sondern auch reich, und so nimmt das Spiel seinen Lauf. Es wird viel gesungen und schön getanzt – viel mehr passiert nicht bis zum Happy End. Anderthalb Stunden beste Kinounterhaltung, fernab der Katastrophe der Massenarbeitslosigkeit, leichtfüßig und lebenslustig. – Ein früher Tonfilm, der stilbildend für das Genre der Tonfilm-Operette wurde, leichte Unterhaltung, die das Herz wärmt und gute Laune macht. (jg)

am 27.8.2011 um 21.00 Uhr

 

 

 

 

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