Denkmal von Hermann von Wissmann
Am Ende des Rundgangs der Ausstellung „Deutscher Kolonialismus. Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart“ liegt ein Denkmal gestürzt auf dem Boden. Wieso das „Denkmal von Hermann von Wissmann mit Askari und Löwe“ in dieser Form präsentiert wird, erklären wir in unserer Reihe „Wozu das denn?“.
Hermann von Wissmann (1853–1905) war zwischen 1885 und 1886 in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Gebiet von Tansania, Burundi und Ruanda, als Gouverneur tätig. Sein Denkmal wurde von Adolf Kürle entworfen und vier Jahre nach von Wissmanns Tod, am 3. April 1909, in Daressalam eingeweiht.
1919 verlor Deutschland infolge der Niederlage im Ersten Weltkrieg und aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages seinen Status als Kolonialmacht. Von der britischen Mandatsmacht wurde das Denkmal daher nach London verbracht und im Imperial War Museum als Kriegstrophäe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf Bitten der Kolonialbewegung konnten deutsche Regierungsvertreter die Freigabe des Denkmals aushandeln. 1922 wurde es vor der Universität Hamburg aufgestellt. Während der Weimarer Republik und der NS-Zeit stand das Wissmann-Denkmal immer wieder im Zentrum kolonialrevisionistischer Feierlichkeiten, auf denen die Rückgabe der Kolonien an Deutschland gefordert wurde.
1961 forderten Studierende in Hamburg erstmals erfolglos die Demontage des Denkmals, da es die deutsche Kolonialvergangenheit verherrliche und die Darstellung ihre afrikanischen Kommilitonen beleidige. Die Proteste verstärkten sich mit der zunehmenden Politisierung der Studierendenbewegung. Der Sturz des Denkmals im September 1967 sollte schließlich ein Zeichen gegen die „ungebrochene Ausbeutung der Dritten Welt“ darstellen und mit dem Traditionalismus der Universität brechen. Nachdem das Denkmal in der Nacht des 31. Oktober 1968 erneut mit Farbe besprüht und gestürzt wurde, sah schließlich auch die Universität Hamburg keine Möglichkeit einer dauerhaften Aufstellung mehr. Es wurde daraufhin in der Sternwarte Bergedorf eingelagert.
Um den Umgang Deutschlands mit seiner kolonialen Vergangenheit zu visualisieren, hat das Ausstellungsteam des Deutschen Historischen Museums entschieden, das Denkmal auch in der Ausstellung liegend zu präsentieren.
Die Ausstellung „Deutscher Kolonialismus. Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart“ ist noch bis zum 14. Mai geöffnet. Am 5. und 6. Mai sowie am 12. und 13. Mai 2017 ist die Ausstellung zudem verlängert bis 20 Uhr geöffnet.