Anna Seghers 1900-1983

Schriftstellerin

Seghers wird als Netty Reiling geboren und ist schon während der Studienzeit literarisch produktiv. Ihre Erzählung „Aufstand der Fischer in St. Barbara“, für die sie den Kleist-Preis erhält, veröffentlicht sie 1928 unter dem Namen Anna Seghers. Im selben Jahr tritt sie in die KPD ein. 1933 geht sie über die Schweiz ins Pariser Exil, wo sie als Autorin verschiedener Exilzeitschriften tätig ist und sich im Schutzverband Deutscher Schriftsteller engagiert. 1940/41, als sie in Marseille auf das Ausreisevisum nach Mexiko wartet, beginnt sie den Roman „Transit“. Im mexikanischen Exil ist sie weiterhin politisch aktiv und beendet ihren bekanntesten Roman „Das siebte Kreuz“. 1947 kehrt sie nach Deutschland zurück und lebt ab 1950 als angesehene Schriftstellerin in der DDR.

  • 1900

    19. November: Anna Seghers wird als Netty Reiling, Tochter des Kunsthändlers Isidor Reiling und dessen Frau Hedwig (geb. Fuld), in Mainz geboren.

  • 1919

    Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Sinologie und Philologie in Köln und Heidelberg.

  • 1924

    Sie beendet ihr Studium mit einer Promotion über Rembrandt.
    Sie schreibt ihre erste Erzählung "Die Toten der Insel Djal", die erst postum veröffentlicht wird.

  • 1925

    Heirat mit dem kommunistischen Gesellschaftswissenschaftler László Radványi (später: Johann-Lorenz Schmidt) aus Ungarn. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor.

  • 1927

    Die Erzählung "Grubetsch" wird unter dem Pseudonym "Seghers" veröffentlicht, woraufhin als Autor ein Mann vermutet wird.

  • 1928

    Für die Erzählung "Aufstand der Fischer von St. Barbara" (publiziert unter dem Namen Anna Seghers) erhält sie den Kleist-Preis. Die Erzählung wird 1934 von Erwin Piscator in der Sowjetunion verfilmt.
    Eintritt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD).

  • 1929

    Mitarbeit im "Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller" (BPRS).

  • 1932

    In ihrem Roman "Die Gefährten" warnt Seghers vor dem drohenden Faschismus in Deutschland.

  • 1933

    Nachdem sie von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) kurzzeitig verhaftet wurde, gelingt ihr die Flucht nach Paris. Dort arbeitet sie in antifaschistischen Exilzeitschriften mit, so auch an den in Prag erscheinenden "Neuen Deutschen Blättern".
    In ihrem ersten Exilwerk, dem Roman "Der Kopflohn", fragt sie nach den Ursachen für den Nationalsozialismus in Deutschland.

  • 1935

    Der Roman "Der Weg durch den Februar" schließt thematisch daran an.

  • 1938/39

    Briefwechsel mit dem Philosophen und Literaturtheoretiker Georg Lukács (1885-1971).

  • 1940

    Nach dem Einmarsch deutscher Truppen flieht sie von Paris nach Marseille in den unbesetzten Teil Frankreichs.

  • 1941

    Über zahlreiche Stationen flieht sie weiter nach Mexiko.
    Im mexikanischen Exil gründet sie den antifaschistischen Heinrich-Heine-Klub als deutsche Literatur- und Kulturvereinigung und wird dessen Präsidentin.

  • 1942

    Zusammen mit Ludwig Renn organisiert sie die Bewegung "Freies Deutschland" und gibt die gleichnamige Zeitschrift heraus.
    Der Roman "Das siebte Kreuz" (englisch und deutsch) begründet ihren Weltruhm und wird 1944 in den USA verfilmt. Das Symbol des siebten Kreuzes steht bei ihr für den unausbleiblichen Untergang des Nationalsozialismus.

  • 1944

    Der von persönlichen Erlebnissen inspirierte Roman "Transit", den sie noch im französischen Exil begonnen hatte, erscheint in spanischer und englischer Sprache (deutsch erst 1948).
    In dem Essay "Aufgaben der Kunst" setzt sie sich mit dem Problem des Realismus auseinander. Für sie sind Kunst und Politik auch im persönlichen Leben nicht zu trennen.

  • 1947

    Über Schweden und Frankreich kehrt Seghers nach Deutschland zurück und zieht nach West-Berlin, wird aber Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ).
    Für "Das siebte Kreuz" erhält sie den Büchner-Preis.

  • 1948

    Sie wird Vizepräsidentin des "Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands".

  • 1949

    Mit "Die Toten bleiben jung" schreibt Seghers einen sozialistischen Gesellschaftsroman, der 1968 verfilmt wird.
    In der Erzählung "Die Hochzeit von Haiti" nimmt sie wieder die im mexikanischen Exil gewonnenen karibischen Motive auf.

  • 1950

    Umzug nach Ost-Berlin.
    Als Mitbegründerin der Friedensbewegung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wird sie Mitglied im Präsidium des Weltfriedensrats.
    Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste.

  • 1951

    Sie erhält den ersten Nationalpreis der DDR.
    Reise nach China.

  • 1952-1978

    Als Mitbegründerin des Schriftstellerverbands der DDR wird sie dessen Vorsitzende. Ihr Nachfolger wird Hermann Kant.

  • 1957

    Entstehung der Novelle "Der gerechte Richter", die sie aus politischen Gründen nicht veröffentlicht. Die Novelle erscheint erst 1990.

  • 1959

    Ehrendoktorwürde der Universität Jena.
    Der Roman "Die Entscheidung" schließt an die Handlung von "Die Toten bleiben jung" an.

  • 1967

    In der Erzählung "Das wirkliche Blau" widmet sie sich noch einmal den Erlebnissen des mexikanischen Exils.

  • 1971

    Die Liebesgeschichte "Die Überfahrt" bildet den Höhepunkt ihres Alterswerks.

  • 1980

    Erzählungen "Drei Frauen aus Haiti".
    Sie erhält den Ehrentitel "Held der Arbeit".

  • 1981

    Sie wird Ehrenbürgerin ihrer Geburtsstadt Mainz.

  • 1983

    1. Juni: Anna Seghers stirbt in Ost-Berlin.

Levke Harders, Sonja Kock, Antonia Meiners
Stand: 23. März 2021
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