Martin Buber 1878-1965

Sozial- und Religionsphilosoph

Buber setzt sich schon während seiner Studienzeit mit einer geistigen Erneuerung des Judentums auseinander und findet früh zur zionistischen Bewegung. In den 1920er Jahren engagiert er sich im Bildungswesen und lehrt an der Universität Frankfurt am Main. Eine 1925 mit Franz Rosenzweig begonnene Übersetzung der Bibel ins Deutsche wird er 1961 vollenden. Seine Professur an der Frankfurter Universität legt er 1933 nieder und beteiligt sich am Aufbau einer Einrichtung für jüdische Erwachsenenbildung. 1938 emigriert er nach Palästina und lehrt Sozialpsychologie an der Jerusalemer Universität. Sein konsequentes Eintreten für jüdisch-arabische Verständigung stößt allerdings auf geringe Resonanz. 1960 wird er erster Präsident der Akademie der Wissenschaften Israels.

  • 1878
    8. Februar: Martin Buber wird als Sohn einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Wien geboren.
  • 1881-1892
    Nach der Scheidung seiner Eltern lebt er bei seinen Großeltern in Lemberg.
  • ab 1896
    Nach dem Besuch des polnischen Gymnasiums in Lemberg studiert Buber u.a. Philosophie, Psychiatrie sowie Germanistik in Wien, das er in Leipzig, Berlin und Zürich fortsetzt.
  • 1898
    Buber gründet in Leipzig einen Verein jüdischer Studenten und eine zionistische Ortsgruppe.
  • 1899
    Heirat mit Paula Winkler, die erst später zum Judentum konvertiert und unter dem Pseudonym Georg Munk als Schriftstellerin arbeitet.
    Teilnahme als Delegierter am dritten Zionistenkongress in Basel.
    Redakteur der zionistischen Zeitschrift "Die Welt".
  • 1901
    Buber nimmt am fünften Zionistenkongress in Basel teil, wo er die "kulturzionistische" Richtung vertritt.
  • 1902
    Mitbegründer des Jüdischen Verlags, der seine Aufgaben im Sinne der kulturellen und geistigen "Erneuerung des Judentums" versteht.
  • 1903
    Dissertation.
    Buber zieht sich aus der zionistischen Parteiarbeit zurück.
  • 1905/06
    Während eines Aufenthalts in Florenz entstehen "Die Geschichten des Rabbi Nachman" und "Die Legenden des Baalschem" (veröffentlicht 1908).
  • 1906
    Umzug nach Berlin, wo er bis 1915 als Herausgeber der sozialpsychologischen Schriftenreihe "Die Gesellschaft" tätig ist.
  • 1910
    Buber übersetzt die "Reden und Gleichnisse des Tschuang Tse".
  • 1909-1911
    In den "Drei Reden über das Judentum" finden sich erste Ansätze eines wieder zunehmenden Interesses an Fragen der zionistischen Bewegung.
  • 1913
    Mit der Prosadichtung "Daniel" versucht Buber, eine Synthese westlicher Lebensphilosophie und östlicher Mystik zu finden.
    Buber plant eine jüdische Schule in Deutschland, die Erziehung "im Sinne eines wahrhaften und lebendigen Judentums inaugurieren sollte".
  • 1916
    Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs wendet sich Buber wieder ganz der zionistischen Bewegung zu. Es entstehen die Aufsätze und Ansprachen "Die jüdische Bewegung".
    Umzug nach Heppenheim an der Bergstraße.
  • 1916-1924
    Buber leitet die Monatszeitschrift "Der Jude" als Sprachrohr jüdischer Neubesinnung und Sammlung.
  • ab 1919
    Lehrtätigkeit am Freien jüdischen Lehrhaus und an der Universität in Frankfurt/Main.
    Buber initiiert Tagungen zur Erneuerung des Bildungswesens.
  • 1921
    Teilnahme am zwölften Zionistenkongress in Karlsbad.
    Rückzug aus der aktiven Parteiarbeit.
  • 1923
    Veröffentlichung seiner Grundschrift "Ich und Du".
    An der Universität in Frankfurt erhält Buber den einzigen Lehrauftrag für Religionswissenschaft und jüdische Ehtik in Deutschland.
  • ab 1924
    Tätigkeit in freien Lehrgruppen in der Schweiz, in Holland und in Deutschland.
  • ab 1925
    In Zusammenarbeit mit Franz Rosenzweig Übersetzung der Bibel, an der Buber nach dem Tod Rosenzweigs allein weiterarbeitet und die er 1961 vollendet. Über die Grundlagen der Übersetzung legen beide in dem Gemeinschaftswerk "Die Schrift und ihre Verdeutschung" Rechenschaft ab.
  • 1930
    Honorarprofessur für Sozialwissenschaft an der Universität Frankfurt.
  • 1932
    Mit dem Werk "Königstum Gottes" treten auch biblische Themen in Bubers literarischem Œuvre auf.
  • 1933
    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten legt Buber seine Professur nieder und beteiligt sich am Aufbau einer "Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung" bei der Reichsvertretung der Deutschen Juden.
  • 1935
    Verbot jeglicher öffentlichen Lehrtätigkeit.
  • 1938

    Vor dem Novemberpogrom emigriert Buber nach Jerusalem, wo er eine Professur für Sozialpsychologie übernimmt und sich am Aufbau jüdischer Erziehungsarbeit beteiligt.

  • 1944
    Mit der Schrift "Israel und Palästina" tritt Buber für jüdisch-arabische Verständigung ein, findet aber nur geringen Zuspruch.
  • 1947
    Erster Besuch in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
  • 1949
    Buber gründet in Jerusalem ein Seminar für Erwachsenenbildung, das er bis 1953 leitet.
  • 1953
    Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in Frankfurt.
  • 1960-1962
    Erster Präsident der Akademie der Wissenschaften Israels.
  • 1962
    Ehrendoktorwürde der Universität Münster.
  • 1963
    Verleihung des niederländischen Erasmus-Preises.
  • 1964
    Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg.
  • 1965
    13. Juni: Martin Buber stirbt in Jerusalem.
Janca Imwolde, Silke Maurmair, Antonia Meiners
24. März 2021

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