„DER STRENGE GLAMOUR VON KÖNIGIN LUISE IMPONIERT MIR“

Mein Geschichtsstück: Die Travestiekünstlerin Biggy van Blond stellt ihr Lieblingsobjekt im Deutschen Historischen Museum vor.

Mein Geschichtsstück im Deutschen Historischen Museum sind Reitjacke und Reithut von Königin Luise von Preußen. Beide gehörten zu den liebsten Kleidungsstücken Luises, die eine sehr begabte und furchtlose Reiterin war und nach Aussage ihres Mannes „nie schöner, als zu Pferde“ war. Besonders imponiert mir der strenge Glamour des um 1800 gefertigten Ensembles.

Den Reiz, den es auf Luise ausübte, kann ich gut nachvollziehen. Das Geschichtsstück ist nicht zufällig gewählt: Ich habe ein Faible für auffällige Kostüme. Bei meinen Travestie-Shows im Berliner BKA-Theater wähle ich schillernde, glamouröse Outfits – etwa im Leopardenlook. Luise und ich hätten uns in Puncto Mode also bestimmt blendend verstanden. Auch wenn ich bei meinen Auftritten eher auf zeitgenössische Kostüme zurückgreife, könnte ich mir gut vorstellen, ein historisches Outfit wie dieses auf der Bühne zu tragen.

BIGGY I. ALS REGENTIN? KEINE GUTE IDEE

Die Person Luise von Preußen fasziniert mich. Sie achtete nicht übermäßig auf das Protokoll und wurde wegen ihrer Anmut und ihrer Gelassenheit von vielen Zeitgenossen verehrt. Gewissermaßen war sie das erste deutsche It-Girl. Schade, dass sie bloß 34 Jahre alt wurde.

Ich selbst hätte trotzdem nicht mit Luise tauschen wollen. Als Biggy I. wäre ich keine gute Regentin gewesen. Mein lockeres Mundwerk, dazu der viele Champagner auf den Empfängen: Ich hätte vermutlich ständig Staatsaffären ausgelöst.

Viel besser gelegen hätte mir die Rolle des schwarzen Schafs am Hofe – so wie Luises kleine Schwester Friederike es verkörperte. Sie hatte viele Männer und erfüllte die Erwartungen der Familie nicht ganz. So ein Enfant terrible wäre ich gerne gewesen, die „Prinzessin daneben“, dem Leben und dem Volke zugewandt. Meine Untertanen hätten mich und meine Skandale geliebt!

MENSCHEN MÖGEN ES, WENN MONARCHEN NICHT PERFEKT SIND

Es ist schön, wenn Monarchien beim Volk Gefühle auslösen. Das passiert auch heute vor allem dann, wenn Monarchen nicht perfekt sind – denn das mögen die Menschen. Bis heute ist es so, dass Adelshäuser viel Potential für Klatsch und Tratsch bieten. Auch wenn ich mit unserer heutigen Staatsform sehr zufrieden bin: Aus Sicht des Kabaretts ist es schade, dass wir in Deutschland keine Monarchie mehr haben. Es würde mir und meinen Kolleginnen tolles Material liefern.