Einführung | Vormärz und Morgenröte | Arbeit, Kapital und Wissen

Freude am Konsum | Lebensträume - Gesellschaft und Kultur der Gründerzeit

Die Jagd nach dem Glück | Gründerbiografien-Auswahl

 

 

Lebensträume - Gesellschaft und Kultur der Gründerzeit

Die Auflösung der alten ständischen Ordnung stellte neue Anforderungen an die Menschen. Liberale Politiker und Sozialreformer wurden nicht müde, auf Eigenverantwortung und Verpflichtung zur Selbsthilfe hinzuweisen. Kultur und Bildung sollten den mündigen Bürger prägen und ihm zugleich den Weg in den wirtschaftlichen Erfolg ebnen. Dagegen thematisierten Sozialliberale und Sozialdemokraten die geringe Chancengleichheit von Bürgern und Arbeitern vor allem in der damals teuer erkauften und keineswegs allgemein zugänglichen Bildung. Die Soziale Frage blieb ungelöst. Das Bürgertum rückte enger zusammen, starke familiäre und gesellschaftliche Verbindungen bildeten die Basis der wirtschaftlichen Existenz und sozialen Stellung, der durch Konventionen und aufwendige Lebensstile, insbesondere dem Bau repräsentativer Villen sichtbar Ausdruck gegeben wurde. Individuelle Lebensträume mussten sich diesen gesellschaftlichen Anforderungen weitgehend unterordnen.

 

 

 

 

Die Siegesparade 1866 in Berlin, Fotografie, Berlin, DHM

»Äußerlich gelten die 1850er Jahre als ein Jahrzehnt der Restauration, in der jede oppositionelle Regung von den Behörden unnachgiebig verfolgt wurde. Der Bund der Kommunisten wurde zerschlagen, sein Zentralvorstand im Kölner Kommunistenprozess von 1852 abgeurteilt. Ähnlich ging es den Aktivisten der Arbeiterverbrüderung, wenn sie nicht rechtzeitig ins Exil flüchteten. Gleichwohl war die deutsche Arbeiterbewegung nicht gänzlich untergegangen. Einige Berufsvereinigungen wie die der Zigarrenarbeiter und Buchdrucker hielten dem Verbindungsverbot stand, andere Arbeiter unterliefen das Verbot, indem sie sich in unpolitisch auftretenden Bildungsvereinen sammelten; auch konnte das Koalitionsverbot nicht die Streikwelle unterbinden, die 1857 über Deutschland schwappte.«

 

Die Leseprobe ist dem Katalog zur Ausstellung entnommen.

Karsten Rudolph: Ausgeschlossen: Die Sozialdemokratie zur Zeit der Reichsgründung, S. 381