Zeughauskino

 

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  BERLIN.DOKUMENT

 

BERLIN.DOKUMENT

BERLIN.DOKUMENT –unter diesem Titel präsentiert das Zeughauskino monatlich ein Programm mit dokumentarischen Aufnahmen von Berlin. Die Veranstaltungen im Januar, Februar und März versammeln vor allem Filme aus den 1920er Jahren. Eingeführt werden die Programme von Jeanpaul Goergen, der die Reihe konzipiert und kuratiert hat.

 

BERLIN.DOKUMENT
Berlin in den Zwanziger Jahren (1)

Neues Sehen, Neue Themen
Kurzfilmprogramm, ca. 110’ 35 mm

Mitte der zwanziger Jahre propagiert das Neue Berlin selbstbewusst ein neues Lebensgefühl, das sich nicht nur in modernen Wohnungsbauten, sondern auch in einer veränderten Wahrnehmung und filmischen Darstellung der Großstadt ausdrückt. Dem Wohnungselend in den Berliner Mietskasernen stellt 1926 der Kulturfilm Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich? Beispiele Neuen Bauens in Dahlem, Köpenick, Pankow und Britz gegenüber. Ein Spaziergang durch Berlin (1926) zeigt nicht mehr die touristischen Sehenswürdigkeiten der Stadt, sondern die zahlreichen Straßenhändler und Blumenfrauen. Der Berliner Funkturm gilt nun als neues modernes Wahrzeichen der Stadt. In Rennsymphonie (1928) wirft Hans Richter einen frischen ironischen Blick auf die Pferderennen in Hoppegarten. Mit einer kleinen Handkamera dokumentiert Wilfried Basse in Markt in Berlin (1929) ungestelltes Leben auf dem Markt am Wittenbergplatz. Am Rande Berlins aber leben die Großstadt-Zigeuner (1932): Roma-Familien, die Lászlo Moholy-Nagy erst verjagen wollen, ihn dann aber aufnehmen und gemeinsam ausgelassen feiern. 1933/34 dreht Peter Pewas jüdisches Leben im Scheunenviertel; sein Film Alexanderplatz überrumpelt aber wird beschlagnahmt und ist nur noch in Fragmenten erhalten.
Der frühe Tonfilm überliefert das Berlin der Revuen, Tanzpaläste und Unterhaltungskunst, etwa in Die Kapelle Etté spielt den Boston Ramona (1929) oder in Wenn Nelson spielt (1929), ein Querschnitt durch die größten Erfolge des Kabarettisten und Komponisten Rudolf Nelson. Mit dem Radio tritt ein neues Massenmedium auf den Plan: Im Ton- und Bildbericht der Eröffnungsfeier der siebenten deutschen Funkausstellung und Phonoschau 1930 in Berlin ist auch Albert Einstein zu sehen und zu hören. (jg)

Klavierbegleitung: Eunice Martins
Einführung: Jeanpaul Goergen

am 25.1.2012 um 20.00 Uhr
am 27.1.2012 um 18.30 Uhr

 

 

BERLIN.DOKUMENT
Berlin in den Zwanziger Jahren (2)

Berlin
DK 1907, 12’ DigiBeta

Das verkehrte Berlin
D 1911, R: Guido Seeber, 3’ digital

Rundgang durch Berlin
D 1918, 4’ 35 mm

Berlin. Die Sinfonie der Grosstadt
D 1927, R: Walter Ruttmann, K: Reimar Kuntze, Robert Baberske, Lászlo Schäffer, 64’ 35 mm

Keine Postkartenansichten und Sehenswürdigkeiten – stattdessen der Rhythmus der Großstadt vom Erwachen der Stadt über den Arbeitsbeginn, die Mittagspause hin zu Sport und Freizeit sowie den nächtlichen Vergnügungen: Berlin als Erlebnis! Aufnahmen mit versteckter Kamera, keine Schauspieler, keine gestellten Szenen, wirkliches Leben; unzählige Einzelbeobachtungen und Momentaufnahmen werden zu einem Querschnitt durch den Mechanismus Metropole montiert. „Tag für Tag fuhr ich mit meinem Aufnahmewagen durch die Stadt, um bald im Westen den verwöhnten Kurfürstendammbewohner zu überlisten, bald im Scheunenviertel ärmstes Berlin einzufangen. (...) Wenn es mir gelungen ist, die Menschen zum Schwingen zu bringen, sie die Stadt Berlin erleben zu lassen, dann habe ich mein Ziel erreicht...“ (Walter Ruttmann, 1927). Zur Uraufführung von Berlin. Die Sinfonie der Grosstadt im September 1927 lief im Vorprogramm ein heute verschollener Kurzfilm mit Aufnahmen aus dem Kaiserreich. Wir zeigen statt dessen einen dänischen Berlin-Film von 1907, Guido Seebers Filmexperiment Das verkehrte Berlin von 1911 sowie einen kurz vor Kriegsende 1918 aufgenommenen Rundgang durch Berlin. (jg)
Von Berlin. Die Sinfonie der Grosstadt präsentieren wir eine Kopie der rekonstruierten Fassung des Bundesarchiv-Filmarchiv.

Klavierbegleitung: Günter A. Buchwald
Einführung: Jeanpaul Goergen

am 24.2.2012 um 19.00 Uhr
am 28.2.2012 um 20.00 Uhr

 

 

BERLIN.DOKUMENT
Berlin in den Zwanziger Jahren (3)

Jagd auf Dich. Filmdarsteller aus dem Kinopublikum
D 1930, R: Ernst Angel, K: Eugen Schüfftan und Kuron Gogol, 42’ 35 mm, nl. ZT

Menschen am Sonntag. Ein Film ohne Schauspieler
D 1930, R: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, B: Billie Wilder, K: Eugen Schüfftan, 67’ 35 mm

Die Wochenenderlebnisse fünf junger Berliner, nur mit Laiendarstellern in Szene gesetzt: Ein Mannequin, ein Chauffeur, eine Filmkomparsin, ein Gelegenheitsarbeiter und eine Schallplattenverkäuferin spielen sich selbst. Während die eine den Sonntag verschläft, treffen sich die anderen am Nikolassee zum Picknick und Schwimmen. Sie genießen die Sonne und hören Schallplatten auf einem tragbaren Grammophon. Die Paare nähern sich an und trennen sich wieder – viel mehr passiert nicht. Eine Freizeit fernab der großen gesellschaftlichen Probleme, eine Auszeit vom Alltag, aber kein Eskapismus, nur ein Innehalten und Durchatmen. Menschen am Sonntag ist ein präzises Porträt des sachlichen Zeitgeistes der Zwanziger Jahre und zugleich einer der poetischsten Filme der Weimarer Republik – ein Film voll dokumentarischer Sachlichkeit, der Berlin nicht in seinen Bauten und Sehenswürdigkeiten sondern in seiner Atmosphäre und seinem Lebensgefühl ein Denkmal setzt. Unabhängige Filmenthusiasten mit wenig Geld realisierten dieses Experiment.
Auch in Ernst Angels Avantgardefilm Jagd auf Dich (1930) suchen Filmleute einen frischen und unverstellten Blick auf die Wirklichkeit. Sie haben die ewig gleichen Liebesfilme der Traumfabrik ebenso satt wie die einstudierten Gesten der Filmstars. Voller Enthusiasmus gehen sie daher mit der Kamera auf den Kurfürstendamm, um für ihren wirklichkeitsnahen Film Laiendarsteller mit ausdrucksstarken Gesichtern zu gewinnen: „Filmdarsteller aus dem Kinopublikum“. (jg)
Von Menschen am Sonntag zeigen wir die rekonstruierte Fassung der Deutschen Kinemathek.

Klavierbegleitung: Eunice Martins
Einführung: Jeanpaul Goergen

am 21.3.2012 um 20.00 Uhr
am 23.3.2012 um 18.00 Uhr

 

 

 

 

 
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