Die PEKING und das Meer

Momentan dreht sich in meinem Kopf, wenn ich an das Thema „Meer“ denke, alles um die PEKING. Damit ist jetzt nicht die Stadt im fernen Osten gemeint, sondern der Flying P-Liner. Dieses Museumsschiff, das zuletzt in New York lag und im vergangenen Jahr (2017) über den Atlantik in die Werft nach Wewelsfleth gebracht wurde. Genau dieses Schiff schippert in meinem Kopf herum.

Vor ein paar Wochen fand das Symposium „Das Leitobjekt PEKING – Strategien für die Zukunft des Deutschen Hafenmuseums“ statt, an dem ich teilnehmen durfte. Dieses Symposium zeigte mir, eine Landratte par excellence, welche Bedeutung dieses Schiff eigentlich für einige Menschen, die Stadt Hamburg, New York und auch für die ganze Welt hat und hatte. Denn die Peking segelte in den Jahren 1911 bis 1932 die Route von Europa nach Chile und transportierte Salpeter. Im Rahmen dieser Tagung wurde mir erst richtig bewusst, welche geschichtliche Bedeutung diese riesige Stahlkonstruktion überhaupt hat und welches Herzblut an diesem Frachtschiff hängt. Aber woher kommt diese Begeisterung für das Schiff? Vielleicht muss man dafür die Geschichte kennen, vielleicht muss man dafür Hamburger sein, aber vielleicht reicht es, wenn man sich für die Weite des Meeres begeistern kann.

Die PEKING wird vom Schlepper in die Werft gezogen © SHMH

PEKING – eine Viermastbark

Die PEKING wurde 1911 bei Blohm+Voss gebaut. Sie gehört zu den berühmten Flying P-Linern und ist eine Viermast-Stahlbark. Sie gehörte der Reederei F. Laeisz. Benannt wurde sie nach Chinas Hauptstadt – also doch China. Die Flying P-Liner sind berühmt für ihre Sicherheit und Zuverlässigkeit, aber auch ihre schnittige Eleganz im Wasser. Sie zeigen die höchste Effizienz, die jemals in der motorfreien Segelschifffahrt erzielt werden konnte. Diese 88 Schiffe fangen alle namentlich mit „P“ an, weil die Reedersgattin Sophie Laeisz mit einer Frisur gesegnet war, die an einen Pudel erinnert. Die erste Bark der Reederei hieß dann tatsächlich auch PUDEL, alle weiteren wurden mit einem P-Wort getauft. Die PEKING segelte als Frachtschiff zwischen Europa und Chile und transportierte Salpeter.
Aktuell befindet sich die Peking in der Werft und die Restaurierungsarbeiten sind in vollem Gang. Mit schwerem Geschütz müssen Schadstoffe abgestrahlt werden, Schicht für Schicht arbeiten sich die Experten vorwärts. Danach wird der Schiffsrumpf mit Stahlplatten ausgebessert, die Decks werden neu gemacht und die Schwimmfähigkeit wieder hergestellt. Wie lang diese Arbeiten noch dauern, ist schwer abzuschätzen, planmäßig soll sie 2020 in Hamburg im Hansahafen ihr neues Zuhause finden.

Die PEKING in Brunsbüttel © SHMH

Schiffe ins Museum!

Im Symposium hält die Projektleiterin Ursula Richenberger, Deutsches Hafenmuseum, eine leidenschaftliche Rede, sie stellt die Frage: ein Deutsches Hafenmuseum ohne Schiff? Für sie ist diese Frage fast schon irrelevant, weil es undenkbar ist. Natürlich hat jedes Hafenmuseum oder Maritime Museum ein Schiff. Alle maritimen Museen auf der ganzen Welt beherbergen Schiffe. Dies zeigen die vielen Vorträge von anderen internationalen Kulturinstitutionen wie dem Vasa Museum in Stockholm, Museum aan de Stroom (MAS) in Antwerpen , dem Maritime Museum Aland, Mystic Seaport Museum in Connecticut oder auch dem Southstreet Seaport in New York, wo zuvor die PEKING lag. Aber wie . Capt. Jonathan Boulware in dem Symposium sagte: „Ships must live!“ Wie wahr. Sie dürfen also nicht verstauben.

Steuerrad der PEKING © Joachim Kaiser

Salpeter

Schiffe bedeuten Fortschritt, Kontakt zu anderen Nationen, Austausch, Handel etc., an ihnen kann man einen Großteil der Geschichte der ganzen Welt festmachen. Die PEKING hatte ihre Jungfernfahrt am 16. Mai 1911 und Zielhafen war Valparaíso (Chile). An Bord waren Stückgüter, auch ein Klavier, Maschinenteile, die aus Deutschland nach Chile transportiert wurden. Wichtigstes Frachtgut auf der Rückfahrt von dort war Salpeter. Aber warum ausgerechnet Salpeter? Und warum war es der Aufwand wert, dieses Gut so weit zu verschiffen?
Salpeter bildet sich in ariden (ein sehr trockenes Klima, der Niederschlag ist geringer als die mögliche Verdunstung), heißen, vegetationslosen Gebieten. Es dient zur Herstellung von Ammoniak, eine Quelle für Stickstoff-Verbindungen für Nitratdünger. Genau, für Dünger! Mit anderen Worten war Salpeter wichtig, für das Wachstum von Nahrungsmitteln. Man bedenke die Zeit – 1911! Bereits 1898 wies William Crookes auf eine Hungersnot hin, wenn sich das Problem um den Stickstoffdünger nicht löst, denn die Weltbevölkerung wuchs zu der Zeit rasant.

Einblick in den Innenbereich der PEKING © SHMH

Was bedeutet mir das Meer?

Wenn ich an die PEKING denke, denke ich natürlich auch an die Überfahrt, wie sie nach Deutschland in einem Dockschiff gebracht wurde. Zu gern hätte ich dies gesehen und viel lieber noch, wäre ich an Bord gewesen. Ein Schiff, das von einem anderen Schiff über das weite Meer huckepack getragen wird. Ich beneide ein klein wenig die zahlreichen Schaulustigen, die in Brunsbüttel die PEKING bereits erwartet hatten. Auf den Fotos wird mir bewusst, welche Anziehungskraft so ein Schiff und das Meer hat.

Die PEKING im Dockschiff © SHMH

Von einem Schiff lässt sich die Weite des Meeres gleich ganz anders fühlen als vom Strand, wo ich mich in der Regel sonst befinde. Aber umso mehr freue ich mich tatsächlich, wenn die PEKING eines Tages wirklich in Hamburg liegt, das Herzstück des neuen Deutschen Hafenmuseums und die Skyline von Hamburg verändern wird. Dann werde auch ich am Ufer stehen, der Viermastbark entgegenblicken und ihr zusehen, wie sie in Hamburg ein neues Zuhause findet.

Bullaugen – Es gibt Bullaugen in 5 verschiedenen Größen und Ausfertigungen. Darunter sind noch 3 Originale aus der Bauzeit und einige wenige aus der Umbauzeit von 1927 bei Blohm und Voss. Der Großteil stammt aus England. Diese können zum Teil für die Bereiche umgebaut werden, wo Originale fehlen. Die Bullaugen Öffnungen aus der Arethusa Zeit werden wieder verschlossen und dicht gemacht. Deshalb werden einige Bulleyes übrig bleiben und später in der Ausstellung des Deutschen Hafenmuseums zu sehen sein. © SHMH

Dieser Beitrag wurde im Rahmen der Blogparade #DHMMeer von Wera Wecker verfasst. Wera Wecker ist als Referentin für Online-Kommunikation bei der Stiftung Historische Museen Hamburg tätig. Seit 2001 ist sie im Museumsbetrieb tätig und absolvierte ihr Volontariat im Bereich PR und Marketing im Freilichtmuseum am Kiekeberg. An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster studierte sie Germanistik und Pädagogik. Seit rund 15 Jahren bloggt sie privat auf verschiedenen Portalen.