Adam von Trott zu Solz 1909-1944

Diplomat

  • 1909
    9. August: Adam von Trott zu Solz wird als Sohn des preußischen Kultusministers August von Trott zu Solz in Potsdam geboren.
  • 1927-1931
    Er studiert Jura in Göttingen, München und Berlin.
  • 1931
    Promotion mit der Dissertation "Hegels Staatsphilosophie und das internationale Recht".
    Trott erhält ein Cecil-Rhodes-Stipendium und studiert an der Universität Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaftslehre. In Großbritannien knüpft er für die Zukunft wichtige Kontakte.
  • 1933
    Rückkehr nach Deutschland. Dem NS-Regime steht er ablehnend gegenüber, nachdem er bereits die Machtübernahme der Nationalsozialisten einem englischen Freund gegenüber als "schreckliches Unglück" für Deutschland bewertet hat. Trotz seiner angestrebten Beamtenlaufbahn bekundet er, der "Dienst an den Rechten des einzelnen" sei ihm wichtiger als der "Dienst am Staat".
  • 1933-1936
    Trott absolviert seine Referendariatsausbildung.
    Ungeachtet behördlichen Drucks weigert er sich, Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) oder einer NS-Organisation zu werden. Trott knüpft Kontakte zu verschiedensten Regimegegnern, insbesondere zu sozialistischen Widerstandsgruppen.
  • 1935
    Er veröffentlicht eine Auswahl der politischen und journalistischen Schriften Heinrich von Kleists (1777-1811). In Trotts doppelsinnigen Einleitung, die den Vergleich mit der Gegenwart nahelegt, fordert er den Kampf gegen Unfreiheit und Despotie und warnt mittels der Schrift "Fragment: An die Zeitgenossen" vor der Judenverfolgung.
  • 1936
    Er besteht das Assessorexamen.
  • 1937/38
    Das Rhodes-Stipendium ermöglicht Trott einen längeren Studienaufenthalt in den USA und vor allem in China.
  • 1939
    Nach seiner Rückkehr aus China sucht Trott vergeblich eine berufliche Position ohne den Preis eines Parteibeitritts. Er erneuert und erweitert seine Kontakte zu Regimegegnern, darunter hohe Militärs und Mitarbeiter im Auswärtigen Amt.
    Juni: Wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs engagiert sich Trott in Großbritannien für einen Plan zur Verhinderung oder wenigstens zur Verzögerung des Kriegs. Er wird dabei u.a. vom britischen Premierminister Arthur Neville Chamberlain empfangen.
    Oktober: Er folgt einer Einladung zu einer Konferenz in den USA und bemüht sich dort in den folgenden Monaten durch vielfältige Kontakte darum, auf die Existenz einer deutschen Opposition sowie auf die Notwendigkeit eines Engagements der amerikanischen Regierung für eine konstruktive Friedensordnung hinzuweisen.
  • 1940
    8.Juni: Trott heiratet Clarita Tiefenbacher. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor.
    Nach seiner Rückkehr aus den USA entscheidet er sich, eine Anstellung im Auswärtigen Amt anzunehmen und damit zugleich für die Mitgliedschaft in der NSDAP. Sie dient ihm in den nächsten Jahren als Tarnung für seine vielfältigen Widerstandaktivitäten.
  • 1940-1944
    Er ist in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amts tätig, zuletzt als Legationsrat (ab November 1943). Seine Tätigkeit verschafft ihm Legitimation für die unauffällige Pflege regelmäßiger Kontakte im Ausland wie im Inland, z.B. mit den Gruppen um Hans von Dohnányi und Dietrich Bonhoeffer im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht.
  • ab 1941
    Trott gehört zum inneren Zirkel des von Peter Graf Yorck von Wartenburg gemeinsam mit Helmuth James Graf von Moltke initiierten Kreisauer Kreises. Die Gruppe beschäftigt sich vor allem mit der staatlichen, wirtschaftlichen und sozialen Neuordnung Deutschlands nach dem Sturz der NS-Diktatur.
    Als Mitarbeiter des Auswärtigen Amts, vor allem als Leiter des Sonderreferats Indien, hat er Gelegenheit zu zahlreichen Reisen ins besetzte und neutrale Ausland, auf denen er Kontakt zu den Alliierten zu knüpfen sucht. Als außenpolitischer Sprecher des Kreisauer Kreises bemüht er sich neben der Anerkennung des deutschen Widerstands um die Zusage der westlichen Alliierten, einen Staatsstreich nicht militärisch auszunutzen. Mit dem erklärten Kriegsziel der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands lehnen die Alliierten jedoch jegliche Kooperation mit Vertretern des deutschen Widerstands ab.
  • 1943
    Juni: Neben Fragen der neuen Wirtschaftsverfassung und der Bestrafung der NS-Verbrechen werden auf der dritten Kreisauer Haupttagung die Grundlagen künftiger deutscher Außenpolitik unter der Leitung von Trott diskutiert. Trott gehört zu den ausdrücklichen Befürwortern einer europäischen Föderation, wie auch aus seinen "Bemerkungen zum Friedensprogramm der amerikanischen Kirchen" vom November 1943 hervorgeht.
    Er freundet sich mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Beide arbeiten u.a. mit eng mit Julius Leber zusammen.
  • 1944
    Als einer der Befürworter eines Attentats gegen Adolf Hitler beteiligt sich Trott an Vorbereitungen dazu. Nach einem gelungenen Staatsstreich ist er als Unterhändler mit den Westalliierten vorgesehen.
    Juni/Juli: Trott sorgt dafür, dass Amerikaner und Briten durch Mittelsmänner über den bevorstehenden Umsturzversuch informiert werden. Vorherige Bemühungen Trotts um einen Kontakt zur Sowjetunion, in die er in Schweden auch den späteren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt einschaltet, bleiben erfolglos.
    25. Juli: Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wird die Verbindung Trotts zu Stauffenberg aufgedeckt. Er wird verhaftet.
    15. August: Der Volksgerichtshof verurteilt ihn zum Tode.
    26. August: Adam von Trott zu Solz wird in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Arnulf Scriba
14. September 2014

lo