Édouard Daladier 1884-1970

Politiker

  • 1883
    18. Juni: Édouard Daladier wird in Carpentras (Frankreich) als Sohn eines Bäckers geboren.
  • 1919
    Der als Lehrer arbeitende Daladier wird für die Radikalsozialistische Partei in das französische Parlament gewählt.
  • 1924
    Unter Ministerpräsident Édouard Herriot (1872-1957) wird er zum Minister ernannt. Er bleibt Minister in fast allen französischen Regierungen der nächsten 16 Jahre.
  • 1927
    Im Wechsel mit Herriot leitet Daladier die Radikalsozialistische Partei.
  • 1932-1934
    Kriegsminister in verschiedenen Kabinetten.
  • 1933
    Während der Krise infolge der Weltwirtschaftskrise ist er Ministerpräsident, wird aber nach zehn Monaten im Amt gestürzt. Das Parlament lehnt seine rigiden Sparmaßnahmen zur Haushaltssanierung ab.
  • 1934
    27. Januar: Nach dem Rücktritt seines Nachfolgers Camille Chautemps (1885-1963) wird Daladier wieder zum Ministerpräsidenten berufen. Er soll vor allem gegen die starke faschistische Bewegung in Frankreich vorgehen und deren provokante Massenaufmärsche verhindern.
    6. Februar: Daladier löst einen Polizeipräfekten ab, der die rechtsextreme Bewegung einseitig unterstützt hat. Daraufhin kommt es in Paris zu Ausschreitungen zwischen faschistischen Demonstranten und der Polizei, bei denen 17 Menschen erschossen werden.
    7. Februar: Als Reaktion auf den Vorwurf einer "Regierung der Mörder" tritt Daladier zurück.
  • 1936
    Gegen den Widerstand von Herriot führt Daladier die Radikalsozialisten in das Volksfrontbündnis von Léon Blum. Nach dem Sieg der Allianz bei den Parlamentswahlen wird Daladier Verteidigungsminister in der Regierung Blum.
  • 1938
    8. April: Nach dem Rücktritt von Blum wird Daladier zum dritten Mal Regierungschef. In seinem Kabinett sind keine Sozialisten mehr vertreten. Daladier will ohne die Volksfrontmehrheit im Parlament regieren. Mit Paul Reynaud holt er einen ausgesprochenen Gegner Blums in die Regierung.
    29. April: Auf einer gemeinsamen Konferenz mit dem britischen Ministerpräsidenten Arthur Neville Chamberlain erklärt Daladier, dass die tschechoslowakische Regierung im Rahmen der Sudetenkrise Zugeständnisse gegenüber den Forderungen Adolf Hitlers machen müsse.
    29./30. September: Auf der Münchner Konferenz versucht Daladier mit Chamberlain und Benito Mussolini einen drohenden Krieg des Deutschen Reichs gegen die Tschechoslowakei zu verhindern. Sie geben der Forderung Hitlers nach und stimmen einer Abtretung des Sudetengebiets an Deutschland zu ("Appeasement"-Politik).
    November: Aus Protest gegen das Münchner Abkommen treten die Radikalen aus der Volksfront aus. Daladier stützt sich auf eine Mehrheit von Konservativen und dem "Nationalen Block". Er leitet eine Sanierungspolitik ein, um die Inflation einzudämmen. Ein Generalstreik der sozialistischen Gewerkschaft wird durch den Einsatz bewaffneter Truppen beendet.
  • 1939
    31. März: Daladier schließt sich der britischen Garantieerklärung für Polen an, um das Sicherheitsbündnis gegen Hitlers Expansionspolitik in Osteuropa zu stärken.
    26. August: Um einen Krieg zwischen Deutschland und Polen zu verhindern, ruft Daladier gemeinsam mit Franklin D. Roosevelt und Papst Pius XII. zu Vermittlungsgesprächen auf.
    3. September: Zwei Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs durch den deutschen Angriff auf Polen verkündet Daladier Frankreichs Kriegserklärung an das Deutsche Reich.
    13. September: Daladier bildet ein Kriegskabinett, in dem er zusätzlich das Außenministerium übernimmt.
  • 1940
    März: Wegen der immer lauter werdenden Forderung nach einer aktiven Kriegführung tritt er als Ministerpräsident und Außenminister zurück. Sein Nachfolger wird Reynaud. Daladier bleibt als Verteidigungsminister im Kabinett. Kurz darauf übernimmt er wieder das Außenministerium.
    September: Nach der dem überraschend schnellen Vormarsch der deutschen Truppen und der französischen Niederlage plädiert er für eine Fortsetzung des Widerstands von Nordafrika aus. Er wird von der Vichy-Regierung unter Henri Philippe Pétain festgenommen.
  • 1941
    Oktober: Pétain verkündet die Festungshaft für Daladier und Blum, in der sie auf einen Prozess wegen Landesverrats warten sollen.
  • 1942
    In Riom (Frankreich) wird gegen Daladier und Blum als "Hauptverantwortliche für die Niederlage" ein Prozess eröffnet. Er wird jedoch vom Großteil der Bevölkerung abgelehnt und kurz darauf eingestellt.
  • 1943
    April: Daladier wird zusammen mit Blum nach Deutschland gebracht. Sie bleiben dort in Haft, weil die Deutschen die Bildung einer französischen Exilopposition verhindern wollen.
  • 1945
    April: Nach seiner Befreiung aus der deutschen Haft kehrt Daladier nach Frankreich zurück.
  • 1948-1958
    Als Parlamentsabgeordneter versucht er, wieder eine einflussreiche Stellung in der französischen Politik zu gewinnen. Da er von Politik und Medien mit der Niederlage Frankreichs im Krieg identifiziert wird, gelingt ihm dies jedoch nicht.
  • 1957
    Als Nachfolger des verstorbenen Herriot wird er Vorsitzender der Radikalen, kann jedoch keinen weitergehenden Einfluss erlangen.
  • 1958
    Nach seiner Wahlniederlage als Parlamentsabgeordneter zieht er sich aus der Politik und aus dem öffentlichen Leben zurück.
  • 1970
    10. Oktober: Édouard Daladier stirbt in Paris.
Manfred Wichmann
14. September 2014

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