Franz von Papen 1879-1969

Politiker

  • 1879
    29. Oktober: Franz von Papen wird als Sohn eines Gutsbesitzers in Werl (Westfalen) geboren.
  • 1913
    Nach einer militärischen Ausbildung zum Kavallerieoffizier beginnt Papen eine diplomatische Laufbahn als deutscher Militärattaché an den Botschaften in Washington und Mexiko.
  • 1915
    Auf Druck der Vereinigten Staaten wird er wegen eines diplomatischen Missgeschicks zurückberufen.
    Im Ersten Weltkrieg wird Papen zunächst als Bataillonschef an die Westfront berufen.
  • 1917/18
    Er ist zunächst Generalstabsoffizier im Vorderen Orient und danach Major in der türkischen Armee in Palästina.
  • 1918/19
    Als Oberstleutnant nimmt er seinen Abschied vom Militär. Er beginnt, politisch tätig zu werden, und engagiert sich im konservativen Herrenklub.
  • 1921-1932
    Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für die Zentrumspartei. Er ist ein Vertreter des rechten, monarchistischen Flügels seiner Partei.
  • 1923
    Er erwirbt ein Aktienpaket des Zentrumsorgans "Germania" und wird dessen Aufsichtsratsvorsitzender.
  • 1925
    Im Gegensatz zu seiner Parteiführung, die den Zentrumspolitiker Wilhelm Marx nominiert hat, tritt er für die Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten ein. Er hat daraufhin in seiner Partei nur noch eine Randstellung.
  • 1932
    1. Juni: Auf Betreiben des Generals Kurt von Schleicher beruft Hindenburg Papen zum Nachfolger des Reichskanzlers Heinrich Brüning (Zentrum).
    Papens "Kabinett der nationalen Konzentration" - bestehend aus konservativen, vor allem adligen Beamten ohne politisches Mandat - wird im Reichstag nur von der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) toleriert und ist ohne parlamentarische Mehrheit auf das Vertrauen das Reichspräsidenten angewiesen.
    3. Juni: Papen tritt aus der Zentrumspartei aus und kommt so einem Parteiausschluss wegen seiner Koalitionsbildung und seiner Illoyalität gegenüber Brüning zuvor.
    4. Juni: Auf Antrag Papens löst Hindenburg den Reichstag auf. Er regiert, gestützt auf das Notverordnungrecht des Reichspräsidenten, unabhängig vom Reichstag.
    12. Juni: Papen hebt das Verbot der nationalsozialistischen Wehrverbände Schutzstaffel (SS) und Sturmabteilung (SA) auf. Im Gegenzug verspricht ihm Adolf Hitler die Tolerierung durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).
    17. Juni - 9. Juli: Bei der Konferenz von Lausanne erreicht Papen die - von seinem Vorgänger vorbereitete - Begrenzung der deutschen Reparationsschulden auf drei Milliarden Reichsmark.
    20. Juli: Auf Grundlage einer Notverordnung des Reichspräsidenten setzt Papen die sozialdemokratisch geführte preußische Regierung unter Otto Braun ab und lässt sich zum Reichskommissar für Preußen einsetzen ("Preußenschlag"). Damit leitet er die Gleichschaltung des größten deutschen Landes ein.
    31. Juli: Bei den Reichstagswahlen wird die NSDAP mit 37,4 Prozent stärkste Partei. Das Angebot Papens, als Vizekanzler in sein Kabinett einzutreten, lehnt Hitler ab.
    9. September: Per Notverordnung wird vom Kabinett Papen ein Wirtschaftsprogramm zur Arbeitsbeschaffung in Kraft gesetzt, das verstärkte Staatsausgaben bei Lohnrücknahmen vorsieht. Die Gewerkschaften lehnen es ab.
    12. September: Nach einem mit großer Mehrheit (512 zu 42 Stimmen) verabschiedeten parlamentarischen Misstrauensvotum gegen die Regierung Papen löst Hindenburg den Reichstag erneut auf.
    17. November: Reichskanzler Papen tritt zurück, da seine Politik im neugewählten Reichstag auch weiterhin keine Unterstützung findet. Sein Nachfolger wird Schleicher.
  • 1933
    Januar: Papen ist maßgeblich am Sturz der Regierung Schleicher beteiligt und führt als Beauftragter Hindenburgs Koalitionsgespräche mit der NSDAP.
    30. Januar: Nach vergeblichen Versuchen, die NSDAP als "Juniorpartner" für eine Regierungsbeteiligung zu gewinnen, stimmt Papen der Bildung eines Kabinetts unter Hitler zu. Er selbst wird nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Vizekanzler und will die NSDAP in das mehrheitlich von Deutschnationalen getragene Kabinett einbinden.
    März: Papen führt im Reichstagswahlkampf den Wahlblock Schwarz-Weiß-Rot, bestehend aus Deutschnationalen und dem Wehrverband "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten".
    Juli: Er ist Bevollmächtigter der Reichsregierung beim Abschluss des Konkordats mit dem Vatikan, welches einen Ausgleich zwischen nationalsozialistischer Regierung und Katholischer Kirche in Deutschland bewirken soll.
  • 1934
    Juni: Papen, der wie seine deutschnationalen Kollegen im Kabinett Hitler an den Rand gedrängt ist, tritt als Sprecher einer konservativen Opposition in Erscheinung.
    1. Juli: Nach der Ermordung konservativer Regimekritiker im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches tritt Papen aus der Regierung aus.
    28. Juli: Berufung als Außerordentlicher Gesandter an die deutsche Botschaft in Wien.
  • 1936
    Er erhält den Botschafterrang.
  • 1939
    April: Er wird Botschafter in Ankara.
  • 1940
    18. Juni: Abschluss des deutsch-türkischen Freundschaftsvertrags. Es gelingt Papen, den Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch die Türkei bis in das Jahr 1944 hinauszuzögern.
  • 1946
    Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft wird Papen im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess freigesprochen.
    In einem Entnazifierungsverfahren wird er jedoch wenig später zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt.
  • 1949
    Nach seiner vorzeitigen Entlassung zieht sich Papen ins Privatleben zurück.
  • 1952
    In seiner Schrift "Der Wahrheit eine Gasse" verteidigt Papen seine Politik vor und während des nationalsozialistischen Regimes.
  • 1968
    Das Buch "Vom Scheitern einer Demokratie 1930-1933" erscheint.
  • 1969
    2. Mai: Franz von Papen stirbt in Obersasbach (Baden).
Gabriel Eikenberg, Sonja Kock
14. September 2014

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