Josef von Sternberg 1894-1969

Regisseur

  • 1894
    29. Mai: Josef von Sternberg (eigtl. Jonas Sternberg) wird als zweiter Sohn des österreichischen Geschäftsmanns Moses Sternberg und dessen Frau Serafina (geb. Singer) in Wien geboren.
  • 1901
    Sein Vater holt ihn und die restliche Familie nach Amerika, wo er beruflich Fuß fassen wollte.
  • 1904
    Das Ehepaar Sternberg kehrt mit mittlerweile fünf Kindern für vier Jahre nach Wien zurück, weil der Vater in Amerika wirtschaftlich erfolglos blieb.
  • 1909
    Wieder in Amerika, verlässt Sternberg vorzeitig die Schule und begibt sich auf Arbeitssuche. Seine Einbürgerung als amerikanischer Staatsbürger findet statt.
  • 1909-1911
    Er übernimmt verschiedene Gelegenheitsarbeiten, z. B. als Lagerist in einer Spitzenhandlung und als Verkäufer von Modeschmuck. Nach Sternbergs Aussage lebt die Familie ständig am Rande des Existenzminimums.
  • ab 1911
    Arbeit für eine Filmreparaturwerkstatt, die später an den Filmverleih "World Film Corporation" (WFC) in Fort Lee (New Jersey) verkauft wird.
  • ab 1914
    Sternberg erhält eine feste Anstellung bei der WFC und macht dort Karriere. Er wird mit Schnitt und Untertitelung der neu produzierten Filme betraut.
  • 1917
    Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg wird er für zwei Jahre in die Armee eingezogen und in Washington stationiert.
  • 1923
    Sternberg übersiedelt nach Hollywood und ist Regieassistent in dem Film "By Divine Right". Weil die Produzenten einen aristokratischen Namen bevorzugen, wird er im Vorspann des Films als Josef von Sternberg geführt. Er behält diesen Titel bei.
  • 1924
    Sommer: Sternberg führt in dem Film "The Salvation Hunters", dessen Drehbuch er selbst verfasst hat, erstmals Regie. Über Nacht wird er damit in Hollywood zu einer Berühmtheit. Auf Anregung Charlie Chaplins und anderer Filmgrößen erwirbt die "United Artists" den Film für den Vertrieb.
  • 1925
    Februar: "The Salvation Hunters" gelangt in die Kinos und wird ein Publikumserfolg.
    Vertrag mit der Metro-Goldwyn-Mayer-Filmgesellschaft (MGM). Sein erster Film für die MGM ("The Exquisite Sinner") ist ein Misserfolg. Während der Dreharbeiten zum zweiten Film "The Masked Bride" kommt es zu Unstimmigkeiten mit der Filmgesellschaft. Sternberg, der seine eigene Vorstellung vom Filmen durchsetzen will, legt aus Protest die Arbeit nieder. Die Zusammenarbeit wird aufgelöst.
  • 1926
    Sternberg heiratet die Schauspielerin Riza Royce.
    Er wird von Chaplin beauftragt, den Film "The Sea Gull" zu drehen. Dieser wird nie veröffentlicht.
  • 1927-1935
    Arbeit für die Paramount-Filmgesellschaft.
  • 1927
    Mit "Underworld" prägt Sternberg als einer der ersten Filmregisseure das neue Genre des Gangsterfilms.
  • 1928
    Premiere der drei Filme "The Last Command", "The Drag Net" und "The Docks of New York". In "The Last Command" arbeitet Sternberg erstmals mit dem deutschen Charakterdarsteller Emil Jannings zusammen, der für seine schauspielerische Leistung in diesem Film den ersten "Oscar" der Filmgeschichte erhält. Mit "The Docks of New York" schafft Sternberg seinen eindrucksvollsten Stummfilm, dessen Erfolg jedoch durch das Aufkommen der Tonfilme geschmälert wird.
  • 1929
    Sternberg dreht mit "Thunderbolt" seinen ersten Tonfilm.
    Noch vor der Premiere reist er nach Deutschland, um dort auf Wunsch von Jannings für die Universum-Film AG (Ufa) den ersten deutschen Tonfilm zu produzieren.
  • 1930
    Sternberg verfilmt unter dem Titel "Der blaue Engel" den Roman "Professor Unrat" von Heinrich Mann. Der Film entsteht in Zusammenarbeit mit Carl Zuckmayer als einem der federführenden Drehbuchautoren der Ufa. Die Hauptrolle besetzt Sternberg gegen den Widerstand des Produktionsteams mit der noch unbekannten Berliner Schauspielerin Marlene Dietrich, die durch den Film Weltruhm erlangt.
    Seine Ehe mit Royce wird geschieden.
  • 1931-1935
    In Hollywood entstehen insgesamt sieben Filme in Zusammenarbeit von Sternberg und Dietrich, darunter die Welterfolge "Marokko" (1931), "Die Blonde Venus" (1932) und "Shanghai Expreß" (1932).
    Die erfolgreiche berufliche Zusammenarbeit mit Dietrich wirkt sich auf sein Privatleben belastend aus, da beiden immer wieder ein Verhältnis nachgesagt wird. Sternberg kündigt das Arbeitsarrangement auf.
  • 1933
    Januar: Sternberg trifft kurz vor der nationalsozialistischen Machtübernahme in Berlin ein. Er stellt fest, dass durch die politischen Verhältnisse eine filmische Zusammenarbeit mit deutschen Gesellschaften schwierig ist. Der Finanzier des "Blauen Engels", Alfred Hugenberg, unterstützt Adolf Hitler und dessen Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Sternberg reist unverrichteter Dinge wieder ab.
  • 1935
    Er wechselt zusammen mit seinem langjährigen Produktionschef zur Columbia-Filmgesellschaft, weil die Paramount dessen Anstellung zugunsten von Ernst Lubitsch gekündigt hat. Schon nach dem zweiten Film "The King steps out" erfolgt der Bruch.
  • 1938
    Sternberg bekommt von der österreichischen Regierung eine Stelle als Filmbeauftragter angeboten. Er hofft, diese Position nutzen zu können, um das Land mit den Mitteln der Kunst gegen das NS-Regime zu stärken. Durch den "Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich kommt es nicht mehr zur Verwirklichung des Plans.
    Er erleidet einen schweren gesundheitlichen Zusammenbruch.
  • 1939
    Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dreht Sternberg "Sergeant Madden" für die MGM.
  • 1941
    Während die USA in den Krieg eintreten, produziert er "Shanghai Gesture" für die United-Artists-Filmgesellschaft. Seine körperliche Verfassung ist schlecht und behindert ihn bei der Arbeit.
  • 1943
    Sternberg dreht im Auftrag des "Office of War Information" den Dokumentarfilm "The Town" über die Kleinstadt Maddison in Indiana.
  • 1945
    Heirat mit Jean Avette McBride. Die Ehe wird nach zwei Jahren geschieden.
  • 1947
    Sternberg gibt erstmals Unterricht am "Cinema Department" der Universität von Kalifornien.
  • 1948
    Nach dem Umzug von Hollywood nach New York distanziert er sich von seinem bisherigen Schaffen, das er als unreife Filmversuche bewertet. Er kündigt eine neue Produktion an, welche die Summe seiner filmischen Vorstellungen enthalten soll.
    Oktober: Sternberg heiratet Meri Otis Wilner. Aus der Ehe geht ein Sohn hervor.
  • 1949
    22. November: Sternberg lässt seine umfangreiche Kunstsammlung in New York versteigern, um die Finanzierung seines eigenen Films zu sichern.
  • 1952
    In Japan dreht Sternberg sein angekündigtes künstlerisches Vermächtnis "The Saga of Anathan", in welchem er von der Regie bis zur Produktion die künstlerische Kontrolle ausübt. Der Publikumserfolg dieser poetischen Studie über die Schwarzweißfotografie bleibt aus.
  • 1960
    Er begleitet Dietrich auf ihrer Tournee durch die Bundesrepublik und wird in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen.
  • 1963
    Sternberg erhält den Bundesfilmpreis, obwohl er nur einen Film in Deutschland gedreht hat.
    Seine Erinnerungen erscheinen unter dem Titel "Fun in a Chinese Laundry".
  • 1969
    22. Dezember: Josef von Sternberg stirbt in Hollywood an Herzversagen.
Michaela Kipp
14. September 2014

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