Konrad Adenauer 1876 - 1967

Konrad Adenauer ist von 1949 bis 1963 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Der Jurist und Zentrums-Partei-Politiker ist von 1917 bis 1933 Oberbürgermeister Kölns. Im Nationalsozialismus wird er seiner Ämter enthoben und zeitweise verhaftet. Nach dem Krieg ist Adenauer Mitbegründer der Christlich Demokratischen Union (CDU) und prägt die Politik der Nachkriegsjahre in Deutschland entscheidend: Er gestaltet die europäische Integration, setzt auf soziale Marktwirtschaft und treibt die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland voran.

  • 1876

    5. Januar: Konrad Hermann Josef Adenauer wird in Köln als drittes von fünf Kindern des katholischen Kanzleirats Konrad Adenauer und seiner Frau Helene (Geburtsname: Scharfenberg) geboren.

  • 1894-1901

    Nach dem Abitur Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Freiburg, München und Bonn. Anschließend Referendariat in Köln.

  • 1901-1906

    Gerichtsassessor zunächst bei der Staatsanwaltschaft, dann in einer privaten Kanzlei. Anschließend Hilfsrichter beim Landgericht Köln.

  • 1904

    Heirat mit Emma Weyer. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Konrad, Max und Ria.

  • 1905
  • ab 1906

    Beigeordneter der Stadt Köln.

  • ab 1909

    Erster Beigeordneter der Stadt Köln, zuständig für das Finanz-, Personal- und Ernährungsdezernat.

  • 1915

    Adenauer lässt sich das von ihm erfundene "Kölner Brot" patentieren.

  • 1916

    Tod seiner Frau Emma.

  • 1917

    Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Köln.

  • 1918

    12. Februar: Adenauer wird auf Lebenszeit in das preußische Herrenhaus berufen.

    8. November: Der Arbeiter- und Soldatenrat ernennt ihn zum Ordnungsbeauftragten.

    10. November: Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. wird in Köln unter Beteiligung der bürgerlichen und der sozialistischen Parteien ein Wohlfahrtsausschuss gebildet; Adenauer wird Vorsitzender.

  • 1919

    1. Februar: Rede Adenauers vor einer Versammlung der linksrheinischen Abgeordneten der deutschen Nationalversammlung, der preußischen Landesversammlung und der Oberbürgermeister der besetzten rheinischen Städte in Köln. Adenauer schlägt die Bildung eines westdeutschen Bundesstaates im Verband des Deutschen Reiches vor.

    20. Juni: Aufgrund seiner Verdienste um die Gründung der Universität Köln wird er zum Dr. h.c. rer. pol. und Dr. h.c. med. ernannt. Später erhält er die Ehrendoktorwürde von drei weiteren Fakultäten der Kölner Universität: Dr. h.c. jur. (1922), Dr. h.c. phil. (1923) und Dr. h.c. rer.nat. (1956).

    25. September: Heirat mit Auguste (Gussie) Zinsser. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Ferdinand, Paul, Lotte, Libeth und Georg.

  • 1921

    7. Mai: Adenauer wird für ein Jahr zum Präsidenten des Preußischen Staatsrats gewählt. In den folgenden 12 Jahren wird er in diesem Amt bestätigt.

  • 1922

    17.-29. August: Präsident des 62. Deutschen Katholikentages in München.

  • 1923

    25. Oktober: Auf einer Konferenz zwischen Vertretern des von französischen Truppen besetzten Ruhrgebiets und der Reichsregierung in Hagen spricht Adenauer von der Möglichkeit einer Loslösung der Rheinlande vom Deutschen Reich und plädiert für Verhandlungen mit Frankreich.

  • 1925

    Oberbürgermeister Adenauer eröffnet die Jahrtausendausstellung in Köln, eine große Kulturschau über die tausendjährige Zugehörigkeit der Rheinlande zum Deutschen Reich.

  • 1926

    Adenauer verhandelt über eine Kandidatur für das Reichskanzleramt.

  • 1928

    12. Mai: Adenauer eröffnet mit der "Pressa" die erste internationale Presseausstellung der Welt.

    Adenauer verspekuliert sein Vermögen durch den Ankauf von Glanzstoff-Aktien. Ein öffentlicher Skandal kann nur dadurch vermieden werden, dass sich Adenauer vom Vorstandsvorsitzenden der Glanzstoff-AG ein Aktienpaket im Nominalwert von 250.000 Reichsmark "ausleiht".

  • 1933

    6. Februar: Staatsratspräsident Adenauer widersetzt sich in dem durch die Verfassung vorgesehenen "Drei-Männer-Gremium" der vorzeitigen Auflösung des Preußischen Landtags.

    19. Februar: Oberbürgermeister Adenauer ist nicht bereit, den zu einer Wahlkampfrede aus Berlin angereisten Reichskanzler Adolf Hitler zu empfangen, und lässt Hakenkreuzfahnen von der Deutzer Brücke entfernen.

    13. März: Adenauer verlässt Köln und findet für ein Jahr Schutz im Kloster Maria Laach. Der NS-Gauleiter gibt die Absetzung Adenauers als Oberbürgermeister bekannt.

  • 1934

    Verhaftung durch die Gestapo. Nach zwei Tagen wird Adenauer wieder entlassen.

  • ab 1935

    Mai: Adenauer lebt zurückgezogen vor allem in Rhöndorf. Mittelsmänner verschiedener, vor allem katholischer Widerstandsgruppen versuchen, Adenauer für den Widerstand zu gewinnen. Er lehnt jedoch alle derartigen Aufforderungen ab.

  • 1944

    Nach dem Attentat vom 20. Juli Verhaftung und Internierung in einem Lager auf dem Messegelände in Köln. Nach seiner Flucht erneute Verhaftung und Internierung im Gestapo-Zuchthaus Brauweiler.

  • 1945

    Mai: Wiedereinsetzung als Oberbürgermeister von Köln durch die amerikanische Militärregierung.

    2. September: Gründungs- und Vorstandsmitglied der "Christlichen-Demokratischen Partei" (CDP) im Rheinland.

    Oktober: Absetzung als Oberbürgermeister von Köln durch die britischen Militärbehörden "wegen Unfähigkeit".

  • 1946

    22. Januar: Adenauer wird in Herford zum 1. Vorsitzenden der neugegründeten Christlich Demokratischen Union (CDU) in der britischen Besatzungszone gewählt.

    März: Mitglied des Zonenbeirats für die britische Besatzungszone und Mitglied des Provinzialrats der Nordrheinprovinz.

    17. Juli: Nach Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen wird Adenauer Fraktionsvorsitzender der CDU im ersten Landtag.

  • 1947

    5./6. Februar: Auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft von CDU und Christlich Sozialer Union (CSU) in Königstein/Taunus weist Adenauer den vom Berliner CDU-Vorsitzenden Jakob Kaiser (1888-1961) erhobenen Führungsanspruch zurück.

  • 1948

    3. März: Tod seiner zweiten Ehefrau Auguste.

    1. September: Wahl zum Präsidenten des Parlamentarischen Rates in Bonn.

  • 1949

    14. August: Per Direktmandat wird Adenauer Mitglied des 1. Deutschen Bundestages. Er behält sein Mandat bis 1966.

    15. September: Wahl zum 1. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland mit nur einer Stimme Mehrheit.

    22. November: Gemeinsam mit den Alliierten Hohen Kommissaren unterzeichnet Adenauer das Petersberger Abkommen, das wesentliche Erleichterungen in der Währungs- und Demontagefrage sowie die Berechtigung enthält, konsularische Beziehungen zu westlichen Staaten aufzunehmen und internationalen Organisationen beizutreten.

    3. Dezember: Adenauer spricht sich in einem Interview mit dem "Cleveland Plain Dealer" für einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag aus.

  • 1950

    13./15. Januar: Treffen mit dem französischen Außenminister Schuman.

    20./22. Oktober: Auf dem 1. Bundesparteitag der CDU in Goslar wird Adenauer zum Bundesvorsitzenden gewählt. Bis 1966 wird er immer wieder in diesem Amt bestätigt.

  • 1951

    15. März: Adenauer übernimmt zusätzlich das neugeschaffene Amt des Außenministers. Der Schwerpunkt seiner Politik liegt auf einer Westintegration der Bundesrepublik.

    18. April: Erster Besuch in Paris zur Unterzeichnung des Vertrages über die Montanunion.

    24. September: Beginn der Verhandlungen mit den Alliierten Hohen Kommissaren über die Ablösung des Besatzungsstatuts. Parallel dazu wird in Paris über die Bildung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) verhandelt.

    3.-8. Dezember: Erster Besuch in Großbritannien.

  • 1952

    10. März: Auf die "Stalin-Note" der Sowjetregierung an die Westmächte zur deutschen Einheit reagiert Adenauer nicht.

    26./27. Mai: Unterzeichnung des Deutschlandvertrags über die Beziehungen der Bundesrepublik zu den drei Westmächten in Bonn und des EVG-Vertrages in Paris.

    10. September: Unterzeichnung des Luxemburger Abkommens, dem Wiedergutmachungsabkommen mit Israel.

  • 1953

    6.-17. April: Besuchsreise durch die USA.

    6. September: Nach den 2. deutschen Bundestagswahlen wird Adenauer im Oktober erneut zum Bundeskanzler gewählt.

    Oktober: Adenauers enger Vertrauter Hans Globke, der wegen seiner NS-Vergangenheit in die Schlagzeilen gerät, wird zum Staatssekretär und Chef des Bundeskanzleramtes ernannt.

  • 1955

    Mit Inkrafttreten der Pariser Verträge erreicht Adenauer die endgültige Souveränität der Bundesrepublik. Er gibt das Auswärtige Amt an Heinrich von Brentano (1904-1964) ab.

    9.-13. September: Moskaureise: Herstellung offizieller diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion. In der Folge können zahlreiche deutschen Kriegsgefangene aus der UdSSR heimkehren.

    22. September: Verkündung der Hallstein-Doktrin zur diplomatischen Isolierung der DDR.

  • 1956

    23. Mai: Auf einer Tagung des "Bundesverbandes der Deutschen Industrie" (BDI) in Köln greift Adenauer in seiner Rede die Wirtschaftspolitik von Bundeswirtschaftsminister Erhard an.

    7. Juli: Der Bundestag verabschiedet das von Adenauer forcierte Wehrpflichtgesetz.

  • 1957

    25. März: Unterzeichnung der Römischen Verträge. In den Verträgen einigen sich Frankreich, Italien, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und die Bundesrepublik auf die Errichtung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM).

    4. April: Adenauer befürwortet gegenüber der Presse die Ausstattung der Bundeswehr mit Kernwaffen als "Weiterentwicklung der Artillerie".

    15. September: Bei den Wahlen zum 3. Deutschen Bundestag erreicht die CDU/CSU die absolute Mehrheit. Wiederwahl Adenauers zum Bundeskanzler.

  • 1958

    23. Januar: In einer Bundestagsdebatte greifen die ehemaligen Bundesminister des ersten Kabinetts Adenauer Thomas Dehler und Gustav Heinemann die "verfehlte Deutschlandpolitik" Adenauers an.

    14./15. September: Adenauer trifft sich mit dem französischen Ministerpräsidenten Charles de Gaulle auf dessen Landsitz in Colombey-les-deux-Eglises zu Gesprächen.

  • 1959

    7. April: Nominierung Adenauers zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Zwei Monate später tritt er von der Kandidatur zurück. Mit seinem geplanten Nachfolger im Bundeskanzleramt, dem Wirtschaftsminister Erhard, zeigt sich Adenauer nicht einverstanden.

    26./27. August: US-Präsident Eisenhower zu Besuch in Bonn.

  • 1960

    16. Januar: Rundfunk- und Fernsehansprache Bundeskanzler Adenauers zu antisemitischen Schmierereien in der Bundesrepublik.

    29./30. Juli: Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle in Rambouillet bei Paris.

  • 1961

    28. Februar: Adenauers Projekt einer Deutschland-Fernsehen GmbH wird seitens des Bundesverfassungsgerichts als unvereinbar mit dem Grundgesetz bezeichnet.

    13. August: Trotz Mauerbau in Berlin unterbricht Adenauer nicht seine Wahlkampfreise; erst am 22. August fliegt er nach Berlin.

    17. September: Verlust der absoluten Mehrheit der Unionsparteien bei der Bundestagswahl. Eine Koalition wird von derFreien Demokratischen Partei (FDP) an die Bedingung geknüpft, dass Adenauer noch vor Beendigung der Legislaturperiode zurücktritt.

    7. November: Wiederwahl Adenauers zum Bundeskanzler.

  • 1962

    2.-8. Juli: Der Staatsbesuch Adenauers in Frankreich wird von de Gaulle als Akt der Versöhnung beider Staaten gestaltet.

    4.-9. September: Staatsbesuch de Gaulles in der Bundesrepublik.

    Oktober/November: Die Spiegel-Affäre führt zu einer schweren Regierungskrise. Fünf Minister der FDP treten zurück und auch Verteidigungsminister Strauß stellt sein Amt zur Verfügung.

    7. Dezember: Adenauers Entschluss, im Herbst 1963 als Bundeskanzler zurückzutreten, wird bekanntgegeben.

  • 1963

    22. Januar: Adenauer und de Gaulle unterzeichnen in Paris den Vertrag über deutsch-französische Zusammenarbeit.

    23.-26. Juni: Staatsbesuch Präsident Kennedys in der Bundesrepublik und in Berlin.

    19. August: Beitritt der Bundesrepublik zum Atomteststopp-Abkommen.

    15. Oktober: Rücktritt Adenauers als Bundeskanzler. Sein Nachfolger wird Ludwig Erhard.

  • 1964

    In einem Interview mit der Zeitung "Bild am Sonntag" kritisiert Adenauer die Europapolitik Erhards und betont, dass der Weg nach Europa nur über Paris führe.

  • 1965

    September: Adenauer spricht sich in einem Zeitschrifteninterview für eine große Koalition aus.

  • 1965-1968

    Veröffentlichung der Memoiren unter dem Titel "Konrad Adenauer - Erinnerungen".

  • 1966

    23. März: Adenauer verzichtet auf eine erneute Kandidatur zum CDU-Parteivorsitz.

    2.-10. Mai: Reise durch Israel.

  • 1967

    Februar: Letzte Auslandsreise Adenauers nach Spanien.

    19. April: Konrad Adenauer stirbt in Rhöndorf bei Bonn.

    25. April: Staatsakt im Bundestag in Bonn. Pontifikalrequiem im Kölner Dom. Beisetzung Adenauers auf dem Waldfriedhof in Rhöndorf.

 

(db/iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 04.08.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Blume, Dorlis, Zündorf, Irmgard: Konrad Adenauer, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografien/konrad-adenauer.html
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