Barbara Hille
Zeughaus Berlin, 26. März - 15. Juni 1993
Ehe und Familie in den Lebensperspektiven der Jugendlichen in der DDR
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Deutschland um 1900

DDR
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Barbara Hille


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Geschlechtstypische Rollenvorstellungen

Von den Jugendlichen in beiden deutschen Staaten wurde mehrheitlich gewünscht, daß die Frauen Familienaufgaben und Berufstätigkeit verbinden sollten.

Die meisten Jugendlichen in der Bundesrepublik wünschten sich für die Frauen in der generativen Phase, d.h. für die Phase der Geburt und Betreuung der kleinen Kinder eine befristete Unterbrechung bzw. Reduzierung der Berufstätigkeit. Die Befürworter einer Familienform mit langfristig nicht erwerbstätiger Hausfrau waren nur noch zu geringen Anteilen, unter den männlichen Jugendlichen etwas stärker vertreten.

Die meisten Jugendlichen in der DDR wünschten sich eine kurzfristige Unterbrechung

der Berufstätigkeit nach der Geburt der Kinder sowie die anschließende Ausübung von Teilzeitarbeit, solange die Kinder klein waren. Dieser Wunsch wurde jedoch in der DDR offiziell kritisch beurteilt, weil dies eine Fixierung der traditionellen geschlechtsspezifischen Aufgabenteilung innerhalb und außerhalb der Familie zur Folge hätte. Der chronische Mangel an Arbeitskräften dürfte jedoch der Hauptgrund gewesen sein, der gegen eine Teilzeitarbeit für Frauen sprach. Etwa ein Drittel der weiblichen Jugendlichen wollte unter allen Umständen permanent berufstätig bleiben, was nur von einem Fünftel der männlichen jugendlichen gewünscht wurde. Insgesamt befürworteten etwas mehr männliche Jugendliche, daß ihre künftige Ehepartnerin nach der Eheschließung bzw. Geburt von Kindern den Beruf aufgeben sollte. Mit diesen traditionell geprägten Vorstellungen männlicher Jugendlicher, die sich allerdings im Zeitvergleich allmählich abgebaut haben, wurden Komplikationen in der künftigen Partnerschaft und im familiären Bereich vorprogrammiert.

Traditionelle, geschlechtstypisch differente Erwartungen zeichneten sich auch in den Partnerwunschbildern der Jugendlichen ab. Auf die Frage nach dem idealen Partner wurden überwiegend typisch "männliche" bzw. "weibliche" Eigenschaften und Verhaltensweisen genannt. So wurde z.B. die körperliche Anziehungskraft der Frau von den Jungen besonders hoch eingeschätzt, die geistige Überlegenheit und die berufliche Weiterentwicklung des Mannes von den Mädchen als besonders wichtig angesehen. Allerdings erwarteten Jungen wie Mädchen gleichermaßen von ihrer künftigen Partnerin bzw. Partner "hohe Leistungen im Beruf" und "gleiche Freizeitinteressen". Mehr Mädchen als Jungen wünschten sich schließlich, daß sich ihr künftiger Partner für ihre beruflichen Probleme interessieren sollte.

Auch hinsichtlich der Aufgabenverteilung innerhalb der Familie strebten die weiblichen Jugendlichen häufiger als die männlichen eine partnerschaftliche Lösung an. Somit blieben die männlichen Jugendlichen offensichtlich länger traditionell geprägten Vorstellungen verhaftet,

während die weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen eindeutiger den Anspruch auf eine ausgewogene, gleichberechtigte Rollen- und Aufgabenverteilung erhoben. Sie beurteilten das Funktionieren von Ehe und Familie, die Diskrepanzen zwischen Erwartungen und Realität entsprechend kritischer und ergriffen in jungen Ehen häufiger als die Männer die Initiative zur Ehescheidung.

 
           
 
 
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