Die Sieger

Die prägenden Mythen der unmittelbaren Nachkriegszeit entstanden zuerst bei den alliierten Siegermächten. Sie formierten sich sehr schnell – meistens innerhalb weniger Jahre. An erster Stelle stand in allen Ländern selbstverständlich der Sieg über das Deutsche Reich und den Nationalsozialismus bzw. Faschismus. Daher rührt, daß bis heute der 8./9. Mai in vielen Ländern ein nationaler Feiertag ist. Trotzdem hat jedes Land seine eigene Erinnerung an dieses Ereignis.

Die Vereinigten Staaten knüpften an die Ziele an, die sie im Zweiten Weltkrieg verfolgt hatten. Sie wollten innerhalb und außerhalb der eigenen Grenzen amerikanische Werte – Demokratie und Freiheit – verteidigen. Der „Große Vaterländische Krieg“ war das Großereignis in der Geschichte der Sowjetunion. Bis in die Gegenwart fußt darauf das Selbstbewußtsein auch des postsowjetischen Rußlands als Führungsmacht. Großbritannien versteht sich immer noch als Teil der „Großen Drei“, die im Februar 1945 in Jalta zusammentrafen. Churchill im Bunde mit Roosevelt und Stalin verkörperte Britanniens letzte Chance, das Schicksal des Planeten mit zu entscheiden. Frankreich konnte die Vision einer Großmacht wahren, da es von den USA, der UdSSR und Großbritannien als Sieger anerkannt wurde. Als staatliches Ritual war in der Volksrepublik Polen der 9. Mai als „Tag des Sieges“ einer der wichtigsten Gedenktage. In der Erinnerung sah sich die Volksrepublik Polen als Partner der siegreichen Allierten an vielen Fronten, nicht zuletzt bei der Eroberung Deutschlands. Wie andere hatten die Norweger an der Seite der Alliierten gekämpft, um den Krieg zu gewinnen. Auch hier überlagert die Erinnerung an Widerstand und den Sieg demütigende Erinnerungen an die Besatzungszeit.

USA
SU-Rußland
Großbritannien
Frankreich
Polen
Norwegen