Ernst Torgler 1893-1963

Politiker

  • 1893
    25. April: Ernst Torgler wird als Sohn eines städtischen Angestellten in Berlin geboren.
  • 1904-1907
    Während seines Besuchs der Gemeindeschule in Berlin arbeitet er gleichzeitig als Laufbursche.
  • 1907-1909
    Torgler absolviert eine Lehre zum Verkäufer.
  • 1907
    Er wird Mitglied des Vereins der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins.
  • 1909-1925
    Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter, Buchhalter, Verkäufer und Handlungsreisender.
  • ab 1910
    Mitglied im Zentralverband der Handlungsgehilfen.
  • 1911
    Torgler tritt der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei.
  • 1914-1918
    Im Ersten Weltkrieg leistet er als Soldat Militärdienst.
  • 1918/19
    Torgler ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats Neuruppin.
  • 1919
  • 1920
    Teilnahme am Vereinigungsparteitag der USPD mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
  • 1921-1930
    Tätigkeit als unbesoldeter Stadtrat in Berlin-Lichtenberg.
  • 1924-1933
    Mitglied des Reichstags für die KPD.
  • 1927-1929
    Stellvertretender Vorsitzender der KPD-Reichstagsfraktion.
  • 1929-1933
    Vorsitzender der KPD-Reichstagsfraktion.
  • 1932/33
    Gemeinsam mit Wilhelm Pieck gibt Torgler das Mitteilungsblatt der kommunistischen Reichstagsfraktion "Der Rote Wähler" heraus.
  • 1933
    27. Februar: Einen Tag nach dem Reichstagsbrand stellt sich Torgler entgegen dem Wunsch der KPD-Führung freiwillig der Polizei. Gegen ihn erging auf Befehl Hermann Görings ein Haftbefehl. Torgler hatte am Tag zuvor als einer der letzen das Regierungsgebäude verlassen, die Nacht aus Furcht vor einer Verhaftung nicht zu Hause verbracht und will nun die Verdächtigungen entkräften.
    ab 3. April: Torgler sitzt in Untersuchungshaft im Berliner Gefängnis Alt-Moabit.
    5. April - 1. September: Er bleibt Tag und Nacht gefesselt.
    24. Juli: Torgler wird des Hochverrats und wegen Brandstiftung angeklagt. In der Anklageschrift heißt es, er sei wegen des inzwischen ergangenen Gesetzes zur "Gleichschaltung" der Länder mit dem Reich nicht mehr durch Immunität geschützt.
    Gemeinsam mit ihm werden wegen des Reichstagsbrands Georgi Dimitrow (1882-1949), zwei bulgarische Emigranten und der holländische Wanderbursche Marinus van der Lubbe angeklagt.
    21. September - 23. Dezember: Reichstagsbrandprozess vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig.
    23. Dezember: Torgler und die drei Bulgaren werden wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Van der Lubbe wird zum Tode verurteilt und wenig später durch das Fallbeil hingerichtet.
    Unmittelbar nach der Urteilsverkündung wird Torgler in "Schutzhaft" genommen und in die Haftanstalt Berlin-Plötzensee gebracht.
  • 1934
    Um anderslautenden Gerüchten zu begegnen, wird Torgler unversehrt und in Zivil der Presse präsentiert.
  • 1935
    Er wird entlassen. Torgler lebt vorübergehend unter einem Decknamen in Süddeutschland.
    Der Brüsseler Parteitag der in der Illegalität weiter existierenden KPD schließt Torgler aus der Partei aus, weil er sich 1933 freiwillig der Polizei stellte.
  • 1936
    Torglers Sohn Kurt, der in die Sowjetunion emigrierte, wird dort verhaftet und zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
  • 1938/39
    Torgler arbeitet als Vertreter bei der Firma Elektrolux.
    Er steht unter der Überwachung des Sicherheitsdienstes (SD).
  • 1939
    Torglers Sohn Kurt wird zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von der Sowjetunion an Deutschland ausgeliefert.
  • ab Juni 1940
    Torgler arbeitet dem Propagandaministerium zu und ist bei einem zunächst nach Frankreich gerichteten, später im Osten stationierten kommunistischen Geheimsender tätig. Möglicherweise wurde Torglers Sohn als Druckmittel benutzt, um ihn zur Zusammenarbeit mit dem NS-Regime zu bewegen.
  • 1941
    Unmittelbar nach dem Beginn des Unternehmens "Barbarossa" konferiert Joseph Goebbels, Minister für Propaganda und Volksaufklärung, mit Torgler über die wirkungsvollste Art und Weise, antibolschewistische Propaganda zu betreiben.
  • ab 1943
    Torgler arbeitet für die Berliner "Cautio" Treuhand GmbH, eine Scheinfirma des Propagandaministeriums.
  • 1944
    Nach dem Attentat am 20. Juli ergeht gegen Torgler Haftbefehl. Laut eigener Aussage entgeht er der Verhaftung, weil sein damaliger Chef für seine politische Harmlosigkeit gebürgt haben soll.
  • 1945
    Gegen Kriegsende gelangt er mit einer NS-Dienststelle aus dem Wartheland (heute: Polen) nach Bückeburg.
    Er wird in der Stadtverwaltung Bückeburg angestellt.
  • 1947
    Der Widerständler Hans Bernd Gisevius (1904-1974) verdächtigt Torgler öffentlich der Zusammenarbeit mit dem NS-Regime. Er soll 1940 in Prag im Stab Reinhard Heydrichs tätig gewesen sein.
  • 1948
    Torgler dementiert in der Wochenzeitung "DIE ZEIT" die Anschuldigung als "niederträchtige Lüge oder mindestens dummes, leichtfertiges Geschwätz".
  • 1949
    Er wird Mitglied der SPD.
  • ab 1950
    Torgler lebt zurückgezogen in Bückeburg.
  • 1963
    19. Januar: Ernst Torgler stirbt in Hannover.
Susanne Eckelmann
14. September 2014

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