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Die verbreitete Annahme, das US-amerikanische Kino sei schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zugunsten von einheimischen Produktionen aus den deutschen Kinos gedrängt worden, ist falsch. Etwa 250 amerikanische Spielfilme liefen zwischen 1933 und 1940 in den deutschen Kinos. Vor allem einige Produktionen der US-Studios MGM, Paramount und 20th-Century-Fox, die bis Sommer 1940 Verleih-Niederlassungen in Berlin besaßen, zählten zu den größten Publikumserfolgen dieser Jahre.

Umfragen zeitgenössischer Filmzeitungen vermitteln den Eindruck, dass die amerikanischen Satrs beliebter waren als die deutschen, Journalisten berichten von Abendvorstellungen, die schon am Mittag ausverkauft waren, und von langen Besucherschlangen vor den Kinos, die sich auf Hollywood-Filme spezialisiert hatten wie dem Marmorhaus und dem Capitol am Zoo in Berlin. Doch die beiden größten Fans des Hollywood-Kinos saßen in der Reichskanzlei und im Propagandaministerium. Während Adolf Hitler Hollywood-Filme in erster Linie zum eigenen Vergnügen konsumierte und sich beinahe jeden Abend einen Spielfilm vorführen ließ, waren US-Filme für Joseph Goebbels in vielerlei Hinsicht der Maßstab, nach dem sich die deutsche Filmproduktion ausrichten sollte.

Die von Frederik Lang kuratierte Retrospektive Was Volk und Führer liebten... widmet sich dem US-amerikanischen Programmangebot der deutschen Kinos während des Dritten Reichs. Es rekonstruiert ausgewählte historische Kinoprogramme und präsentiert neben dem US-amerikanischen Spielfilm auch das begleitende Beiprogramm, bestehend aus Wochenschau, Kulturfilm und Werbung. Einführungen von Referenten, darunter der australische Filmhistoriker und Autor des Buches The Collaboration. Hollywood's Pact with Hitler Ben Urwand begleiten die Filmprogramme.

Die Retrospektive Was Volk und Führer liebten wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.

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