Zeughauskino

 

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WIEDERENTDECKT


 

WIEDERENTDECKT

Wiederentdeckt – so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg, die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme „aus der zweiten Reihe“ sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg.

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv

 

WIEDERENTDECKT
Zum 70. Geburtstag von Peter Gotthardt

Der Berliner Komponist Peter Gotthardt ist langjähriger Mitstreiter der Filmprogramme im Zeughauskino. Mit großem Engagement und erheblichem Einfallsreichtum begleitet er die Vorführung deutscher und internationaler Stummfilme. Sein eigenes umfangreiches filmkompositorisches Werk wird immer dann wahrgenommen, wenn Filme gezeigt werden, zu denen er die Musik geschrieben hat. Unmittelbar nach seinem Studium an der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ debütierte Peter Gotthardt als Filmkomponist 1965 mit der Musik zu dem Dokumentarfilm Studentinnen (R: Winfried Junge). Seither hat er zu zahlreichen Filmen aller Genres die Musik geschrieben. Seine wohl bekannteste Filmmusik entstand zu Heiner Carows Spielfilm Die Legende von Paul und Paula (1972).
Zu seinem 70. Geburtstag widmen ihm das Zeughauskino und CineGraph Babelsberg einen Geburtstagsabend besonderer Art: Auf seinen Wunsch zeigen wir in der Programmreihe wiederentdeckt den Film Hitlerkantate, zu dem Peter Gotthardt die Filmmusik geschrieben hat, sowie Rivalen, den er live am Flügel begleiten wird.

WIEDERENTDECKT
Hitlerkantate
D 2005, R/B: Jutta Brückner, D: Lena Lauzemis, Hilmar Thate, Rike Schmid, Arnd Klawitter, 124’            35 mm

Der Spielfilm Hitlerkantate gestaltet das konfliktreiche Schaffen eines begabten deutschen Komponisten während des NS-Regimes. Im Spannungsfeld zwischen künstlerischer Krise, Opportunismus und heftiger Suche nach einem Neuanfang entwirft der Film das widerspruchsreiche Porträt eines Künstlers, das auf Verallgemeinerung abzielt. Hitlerkantate thematisiert das Schicksal zahlreicher deutscher Künstler zu Zeiten von Totalitarismus und ideeller Ausgrenzung. Die Musik, mithin die Kompositionen des Protagonisten nehmen in dem Film einen zentralen Stellenwert ein.(ga)

Einführung: Wolfgang Thiel

am 2.9.2011 um 18.00 Uhr

 

WIEDERENTDECKT
Rivalen
D 1923, R/B/P: Harry Piel, D: Harry Piel, Adolf Klein, Inge Helgard, Karl Platen, 93’ 35 mm

Spannung, Liebe, Sensationen. Funkensprühende Roboter und geheimnisvolle U‑Boote, knisternde Maskenfeste und halsbrecherische Verfolgungsjagden und immer mittendrin: Harry Piel, der Tausendsassa des frühen deutschen Sensationsfilms (heute würde man sagen: Actionfilm). Nicht zum ersten Mal muss Piel die schöne Tochter eines Erfinders aus den Klauen eines Wahnsinnigen retten, wobei er selbst andauernd in Lebensgefahr gerät. Ein Groschenroman, der doch herrlich inszeniert ist mit beeindruckenden Bildeinfällen, großartigen Dekors, expressionistischer Ausleuchtung und rasantem Schnitt. Über allem das exzentrische Spiel des deutschen Douglas Fairbanks: „Natürlich ist in erster Linie Piel Gelegenheit gegeben, in mannigfachen Bravoursprüngen und Klettereien zu glänzen. Der sensationellste Moment aber ist, wenn Piel von seinem Rivalen in einer Taucherglocke, deren Luftpumpe selbstverständlich plötzlich versagt, ins ‚Meer’ gesenkt wird. Ein Experiment, das, wie Eingeweihte wissen wollen, bei der Aufnahme für den Künstler beinahe verhängnisvoll geworden wäre.“ (Der Montag, 26.2.1923). (ps)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
Einführung: Philipp Stiasny

am 2.9.2011 um 21.00 Uhr

 

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Die Weibchen
BRD/I/F 1970, R: Zbyněk Brynych, K: Charly Steinberger, M: Peter Thomas, D: Uschi Glas, Irina Demick, Francoise Fabian, Judy Winter, 90’ 35 mm

Der tschechische Regisseur Zbyněk Brynych (1927-1994) war zeitlebens ein Grenzgänger zwischen den politischen Systemen, zwischen seinem Heimatland und der Bundesrepublik, zwischen ästhetischem Wagemut und Serienproduktion. Nachdem er sich in den 1960er Jahren mit in der Tschechoslowakei entstandenen Spielfilmen internationales Renommee erworben hatte, arbeitete Brynych von 1969 an mehrere Jahre lang in München. Hier drehte er neben Fernsehkrimis, die seine Fans als genial verehren, auch einige Kinofilme. Sie werden dem vielgescholtenen Kommerzkino zugerechnet, besitzen aber doch ihren ganz eigenen Reiz, wie die wahnwitzige, von der kreisenden Kamera ins Delirium getriebene Horrorfantasie Die Weibchen (1970) beweist.
Uschi Glas spielt eine junge Frau, die zur Entspannung in einen Kurort reist und dort auf eine Welt ohne Männer stößt. Von den liebeshungrigen Herren, die ein nächtliches Abenteuer suchen, erlebt keiner den nächsten Morgen, denn die „Weibchen“ sind eifrige Anhängerinnen der radikalen Frauenbewegung und machen ernst mit Valerie Solanas’ damals heiß diskutiertem S.C.U.M. Manifest (die Abkürzung steht für „Society for Cutting Up Men“). „Diese Horror-Satire auf überemanzipierte Weiblichkeit hat Zbynĕk Brynych mit viel schwarzem Humor, Farbenfreude und beweglicher Kamera in Szene gesetzt.“ (Rhein-Zeitung, 21.1.1971). (ps)


Einführung: Frank Noack

am 7.10.2011 um 19.00 Uhr

 

 

 

 

 

 
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