Zeughauskino

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv


November | Dezember
Berlin.Dokument | Hands on Fassbinder | Ohne Genehmigung | Rekonstruktion. Finnland Rumänien
Günter Reisch | Unter Vorbehalt | Verführung Freiheit | Wiederentdeckt

 


  WIEDERENTDECKT

 

WIEDERENTDECKT

WIEDERENTDECKT– so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg e.V., die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme „aus der zweiten Reihe“ sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg e.V. diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg e.V.
Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg e.V., dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

 

WIEDERENTDECKT
Der Chef wünscht keine Zeugen
BRD 1964, R: Hans Albin, Peter Berneis, D: Uwe Friedrichsen, Maria Perschy, Robert Cunningham, Gustavo Rojo, Rolf von Nauckhoff, Stefan Schnabel, Armin Dahlen, 93’        35 mm

Was steckt hinter den tödlichen Unfällen prominenter Wissenschaftler und Politiker? Und warum sind die Totgeglaubten kurz darauf zwar wieder quicklebendig, aber auch mutiert zu mörderischen Psychopathen? Der junge Reporter Howard beginnt das Puzzle zusammen zu setzen und kommt einer Weltverschwörung auf die Spur, hinter der nur außerirdische Mächte stecken können. Gespielt wird Howard vom damals 30jährigen Uwe Friedrichsen – Schüler von Gustaf Gründgens und später bundesdeutscher Fernseh-Liebling – mit hanseatischem Charme und einem Hauch Selbstironie in den Fußstapfen von James Bond, immer in Aktion zwischen schönen Frauen und illustren Bösewichten.
Nahezu zeitgleich mit den legendären Weltuntergangs-Szenarien Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (GB 1964) von Stanley Kubrick und Fail-Safe (USA 1964) von Sidney Lumet realisierten der bayerische Komödienfilmer Hans Albin und die Remigranten Peter Berneis und Steve Sekely (Istvan Szekely) einen deutschen Paranoia-Thriller, zu dessen Vorbildern auch Don Siegels Invasion of the Body Snatchers (USA 1956) zählt. Expressionistische Tradition und aktuelle Atomkriegs-Ängste verschmelzen hier zu einem surrealen Alptraum. Während Der Chef wünscht keine Zeugen bei der zeitgenössischen Kritik nur Kopfschütteln hervorrief, fasziniert der obskure Film bis heute die Genre-Fans. Ein außergewöhnliches Beispiel des populären deutschen Kinos der 1960er Jahre. (bt)

Einführung: Bodo Traber
am 2.11.2012 um 21.00 Uhr

 

WIEDERENTDECKT
DEFA-Film heute? Perspektiven eines Erbes
Podiumsdiskussion und Filmprogramm

Die Filme der DEFA bilden ein abgeschlossenes Kapitel der Filmgeschichte. Was für den Archivar ein Glücksfall sein mag, wird mit Blick auf das nachlassende Interesse an Filmgeschichte und der Konzentration auf Mainstreamkino zunehmend zu einem Problem. Und auch die DEFA-Stiftung muss sich fragen, wie zeitgemäß kann der DEFA-Film jenseits seiner Märchen als Fernsehdauerbrenner sein? Zwischen archivarischer Aufgabe zum Sammeln, der Verpflichtung, DEFA-Erbe zukunftsfähig zu gestalten und Kino auch jenseits von Blockbustern erlebbar zu machen, treffen die Positionen von Dorett Molitor (Sammlungsleiterin Filmmuseum Potsdam), Ralf Schenk (Vorstand DEFA-Stiftung) und Jörg Frieß (Zeughauskino) aufeinander. Dabei wird es auch um die Frage gehen, welche Perspektiven der DEFA-Film im 21. Jahrhundert hat. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion zeigen wir den Film Die Verlobte.

 

WIEDERENTDECKT
Die Verlobte
DDR 1980, R: Günther Rücker, Günter Reisch, D: Jutta Wachowiak, Regimantas Adomajtis, Slávka Budínová, Christine Gloger, Inge Keller, 84‘ 35 mm

Nach einer ersten Idee von Günther Rücker schrieben der Szenarist und Günter Reisch, die schon bei dem 1955 gedrehten Film Junges Gemüse zusammengearbeitet hatten, gemeinsam das Drehbuch und führten beide Regie. Auf der Basis des Romans Leben, wo gestorben wird von Eva Lippold entstand ein Film über menschliche Grenzsituationen und die Frage der inneren Haltung. Jutta Wachowiak spielt die gegen das nationalsozialistische Regime arbeitende kommunistische Widerstandskämpferin Hella Lindau, ihren Verlobten Hermann Reimers verkörpert der Wolz-Schauspieler Regimantas Adomajtis. Der kammerspielartige Film, der nach den Wünschen der Regisseure zuerst als eine Liebesgeschichte und nicht als Antifaschistischer Film gesehen werden sollte, setzt den Schwerpunkt auf die Haftzeit Hellas, die bei einer gemeinsamen Aktion mit Hermann festgenommen wird, jedoch alle Schuld auf sich nimmt.
Keine künstlich erzeugten Höhepunkte, sondern eine beklemmende Dramatik und eindringliche Empfindsamkeit zeichnen den Film Die Verlobte aus. Hervorzuheben sind auch zahlreiche hervorragend besetzte Nebenrollen dieses in Co-Produktion mit dem Fernsehen der DDR gedrehten Films. Da Günter Reisch während der Dreharbeiten schwer erkrankte und sich mehreren Operationen unterziehen musste, führte Rücker den Film alleine zu Ende. Die Verlobte erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Grand Prix des XXIII. Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary. Regimantas Adomajtis wurde mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. (mg)

am 30.11.2012 um 19.00 Uhr

 

 
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