Zeughauskino

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

Berlin.Dokument | Friedrich der Große | Grzegorz Królikiewicz | Hands on Fassbinder | Kinematografie Heute: Serbien
Papas Kino? | S wie Sonderprogramm | Unter Vorbehalt | Wiederentdeckt

 


 

WIEDERENTDECKT


 

WIEDERENTDECKT

WIEDERENTDECKT – so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg, die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme "aus der zweiten Reihe" sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg.

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen



WIEDERENTDECKT
Das Wunder des Malachias
BRD 1961, R: Bernhard Wicki, D: Horst Bollmann, Karin Hübner, Günter Pfitzmann, Brigitte Grothum, Senta Berger, Loriot, 126' 35 mm

Ein Film, wie geschaffen für den Karfreitag: Durch ein Gebet bringt der brave Pater Malachias in einer Stadt im Ruhrgebiet ein Haus zum Verschwinden, in dem die "Eden-Bar" residiert, ein Tanzlokal, das der Kirche direkt gegenüber liegt. Das Etablissement landet auf einer einsamen, felsigen Nordsee-Insel. Presse und Marketingfirmen nehmen sich sofort des Wunders an und schlagen daraus Profit, und der Immobilienbesitzer, auf dessen Grundstück sich die Bar befand, vermietet den freien Platz an Händler und Scharlatane. Währenddessen avanciert das Lokal auf der Nordseeinsel zum exklusiven Club für die Schönen und Reichen... Aus der westdeutschen Produktion der frühen 1960er Jahre ragte Das Wunder des Malachias sowohl inhaltlich als auch formal weit heraus: Deutlich beeinflusst von Federico Fellinis La dolce vita (1959), zeigte sich Bernhard Wickis Satire auf den moralischen Verfall der Wirtschaftswunder-Gesellschaft auf der Höhe ihrer Zeit. In einer ausufernden, episodisch strukturierten Handlung nehmen fast alle Beteiligten von der kleinen Kellnerin bis zum Wirtschaftsboss am Tanz um das Goldene Kalb teil. Die rastlos bewegte Kamera steigert sich in einer großen Partyszene am Schluss des Films zum furiosen Höllenritt. Für die Titelrolle des Paters Malachias, die sympathischste Figur in seinem überbordenden filmischen Sittenbild, verpflichtete Wicki den Berliner Schauspieler Horst Bollmann, der mit "gutmütigem, weltfremdem Lächeln den einzigen Moment der Ruhe ausstrahlt" (Peter Zander). In einer größeren Nebenrolle spielt Vico von Bülow (Loriot) einen der Nachtbar-Gäste. Ein bis heute moderner und erstaunlich gültiger Film. (rs)

Einführung: Ralf Schenk
am 6.4.2012 um 18.30 Uhr




WIEDERENTDECKT
Das Geheimnis von Brinkenhof
D 1923, R/B: Svend Gade, D: Henny Porten, Paul Henckels, Alf Blütecher, Gertrud Eysoldt, ca. 80' 35 mm

Henny Portens Starkarriere ist Mitte der 1920er Jahre intakt, wenn auch nicht mehr ganz so strahlend wie in den 1910er Jahren. Sie hat zuletzt einen Teil ihrer Filme selbst produziert und sich auch auf kunstambitionierte Projekte eingelassen, die bei ihrem Stammpublikum nur bedingt Anklang fanden. 1922 kehrt sie mit Stoffen im bäuerlich-kleinbürgerlichen Sujet und sozial wie moralisch klar bezeichneten Konflikten zur Dramaturgie ihrer Erfolgsfilme zurück. Das Geheimnis vom Brinkenhof knüpft daran an. Henny Porten gibt eine Gutsherrin im Sauerländischen, die streng und souverän den Hof führt. Aber auf ihr lastet ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das sie und ihre Umgebung bedrückt. Die verdrängten Ereignisse drohen sie und den Brinkenhof abermals in den Abgrund zu reißen. Mit der Rückkehr zu den dramatischen Unterhaltungsbedürfnissen des Stammpublikums von Henny Porten geht gerade in einer so krisenhaften Realität wie 1923 einher, ein Happy End zu gewähren. Svend Gade, der 1921 Asta Nielsens Hamlet inszeniert hatte, dreht Das Geheimnis vom Brinkenhof überwiegend on location in der Gegend von Arnsberg. Er versucht, die ländliche Idylle mit Helldunkel-Effekten und harten Einschnitten traumatischer Erlebnisse zu überformen und dem Film einen phantasmagorischen Unterton zu geben, gegen den Henny Porten als unbeschränkte Mittelpunktsfigur souverän anspielt. (jk)

Klavierbegleitung: Stephan von Bothmer
Einführung: Jürgen Kasten

am 4.5.2012 um 19.00 Uhr




 

 
  Filmarchiv