Blogparade „Europa & das Meer“: Fazit 3 – Das Meer als Brücke und Grenze #DHMMeer

Das Meer verbindet und trennt, geographisch wie menschlich und künstlerisch. Das dritte Fazit der Blogparade „Europa und das Meer – was bedeutet mir das Meer? | #DHMMeer“ beleuchtet das Meer als Brücke und Grenze. Menschen sterben auf dem Meer, weil Europa sich abschottet. Vereinheitlichung trotz Vielfalt am und im Meer herrscht in der aktuellen Diskussion vor. Diese Vielfalt wollten wir mit der Blogparade, aber auch mit unserer Ausstellung „Europa und das Meer“ ansprechen – die Teilnehmer von #DHMMeer erfüllten unseren Wunsch zu Gänze!

Das Meer als Brücke und Grenze

Langsam nähern wir uns dem Ende unseres Überblicks der Blogparade #DHMMeer. Heute fassen wir Ihnen 27 von 112 Beiträgen zusammen. Es geht um Sterben im Meer, Flüchtlingspolitik, Kulturlandschaften, verschiedenen Sprachen und Farben des Meeres sowie Künstler, die keine Grenzen kennen, dafür aber das Meer in ihren Bildern thematisieren. Betroffen. Traurig. Verbindend. Abgrenzend. Verlust der Menschlichkeit.

1. Le Monde de Kitchi: „#DHMMeer – eine Blogparade“ // @MondeKitchi (1)

Astrid bereitet den Einstieg zur Blogparade. Sie spricht viele Punkte an, die andere Teilnehmer weiter ausführen. Von der verlorenen Bibliothek Alexandrias zur arabischen Kultur, die unseren Wissensspeicher prägte, bis hin zur verlorenen Menschlichkeit in der Begrenzung der Meere und Europas. „Seitdem wieder Menschen über die Meere kommen, aus Krieg und Not und Unterdrückung, taugen diese Ideen & Ideale aber auf einmal manchen in Europa nichts mehr.

2. GESCHICHTEN UND MEER: „Die Sprache des Meeres“ // @mardecuentos (12)

Bettina erzählt ihrem capitán, welche Sprache welches Meer spricht. Erlebnisse werden mit großer Sprachgewalt vorgestellt. Die Bilder, die sie uns zeichnet, sind lebendig und berühren. „Das Meer aber ist noch älter als der Teufel. Es sieht alles, weiß alles und gibt nur manchmal etwas preis. An seinen Ufern lässt es sich gut leben, jedenfalls so lange es nicht zornig wird.

3. Mal Zwetschgenmann – Mal Wassermann: „Blogparade: ‚Europa und das Meer‘ – Ehrfurcht vor der Königsdisziplin“ // @Zwetschgenmann (14)

Lutz wagt sich an verschiedene Königsdisziplinen heran – Blogparaden mit KULTUR – MUSEUM – TALK, Schwimmen und Fotografieren am und im Meer. Sein Wortwitz ist großartig. „Kein Gewässer hat so viel Kraft, so viel Macht, in keinem fühlt man sich den Elementen so ausgeliefert, nirgendwo wird einem sonst der Boden unter den Füßen weggezogen, niemand wirft einen so schnell und überraschend um wie eine Welle, wenn man bis zu den Knien im Wasser steht.“ Grandiose Fotos!

4. Lakritze: „Zum Meer“ // @Lakritze (16)

Poetisch und nachdenklich geht es bei Lakritze zu. Alle Rinnsale führen früher oder später ins Meer. Das Meer schluckt nicht mehr allen Müll, spuckt stattdessen zunehmend Tote aus und kennt keine Grenzen. Die einzige Barmherzigkeit ist unsere eigene im Kleinen. „Das Meer trägt, ernährt, bezaubert uns. Wir hielten es einst für unendlich und noch bis vor kurzem für unerschöpflich und unverwundbar; das alles ist es, wissen wir inzwischen, nicht.

5. Waldworte: „Hooger Halligsommer: Kein Wetter für Tauben“ (18)

Aktuelle Verwerfungen und die Rolle des Meeres darin fordern zum Nachdenken auf. Susanne malt in ihrem zweiten Beitrag zur Blogparade das Bild der Taube in der Schlechtwetterlage der Menschlichkeit – einprägsam und ergreifend! „Kein Wetter für Tauben – aber das hält die Sehnenden und Segelnden zwischen Himmel, Erde und Meer nicht davon ab, den Blickwinkel zu weiten. Aufs Meer zu schauen. Über Grenzen zu denken. Unterm Himmel einander näher zu kommen.

6. Blog des Museums Burg Posterstein: „Meer und Migration im 19. Jahrhundert – wie sich Auswanderer aus Sachsen-Altenburg in den USA eine neue Heimat aufbauten“ // @BurgPosterstein (21)

Ein Sechstel der US-Bevölkerung hat deutsche Wurzeln. Das Museum Burg Posterstein widmet sich den Altenburger Auswanderern aus dem 19. Jahrhundert. „Seit 1728 galt das so genannte „Redemptionssystem“, bei dem die Reeder die Kosten der Überfahrt vorstreckten und der Auswanderer in Amerika dann diese Summe abarbeiten musste, … Zahlreiche Agenten warben in ganz Europa für die Auswanderung.“ Europa beleuchtet das Museum in der anstehenden Blogparade #SalonEuropa (Laufzeit: 23.9.-23.10.) näher. Die dritte Kultur-Blogparade zum Thema Europa in 2018.

7. Claudia plaudert: „Im Meer ertrinken Menschen und unsere Menschlichkeit“ // @claudiaplaudert (29)

Am Weltflüchtlingstag, dem 20. Juni nahm Claudia an einer Aktion in Augsburg teil. Sie quetschte sich mit 100 anderen in ein Schlauch-Flüchtlingsboot, beengt und doch sicher. Anders als dies Flüchtlinge auf dem offenen Meer mit 150 Menschen an Bord erleben. Wir geben gerade unsere Menschlichkeit auf. „Unser deutscher Pass ist einer der ‚besten‘ der Welt. Wir können nahezu überall hin damit. Mit welcher Berechtigung untersagen wir das anderen?

8. Inkladde: „Geschichten vom Meer: „Our paradise is their hell““ // @N_Wessinghage (45)

Nicola startet mit einem emotionalen Zugang zum Meer, geprägt von der Schönheit und Ruhe. Eine große Liebe zur See, die sich verändert hat. „Die See wird mir aber die Zuversicht nicht mehr spiegeln können, weil ich sie nicht mehr in mir trage. Der Blick kann niemals wieder so unbeschwert sein wie früher.“ Denn jetzt sterben Menschen auf dem Meer, Seenotretter werden angeklagt und Europa schottet sich ab. Gerade deshalb engagiert sie sich persönlich wie beruflich für die Rettung von Menschen in Not auf dem Meer.

9. kultourbunt: „Pilgern auf Eiderstedt: Vom #Kultblick zu #DHMMeer“ // @kultourbunt (48)

Katrin durchdringt die Kulturlandschaft rund um Eiderstedt: Wattwanderung, Pilgern mit Kirchenbesichtigungen, Handelswege, Agrarwirtschaft am Meer mit Eindeichung und Erkenntnisse aus der Studium der Nordischen Philologie. „Der Besuch des Museums der Landschaft Eiderstedt regte mich an, mich noch weiter mit dem Thema Handel zwischen Nord- und Ostsee zu beschäftigen.

10. Ost See Stücke: „Europa und das Meer – Segleransichten“ (51)

Segleransichten schildern aus ihrer Erfahrung heraus, sprechen aber Meta-Themen an, wie Landverbindung, Horizonterweiterung, Einbindung, Ignoranz mit Verschmutzung und Menschlichkeit (Flüchtlinge). Der Wunsch – Flagge zeigen: „Lasst uns dafür einstehen, dass Europa im Jahr 2012 – und dazu gehören auch wir Menschen – den Friedensnobelpreis zu Recht erhalten hat.

11. The Hike Tribe: „Die schönsten Küstenwanderwege in Europa“ // @TheHikeTribe (54)

Jan stellt fünf fantastische Küsten-Wanderwege in Europa vor – sehr verschieden und einfach nur einladend. Diese sind: Ostseeküsten-Wanderweg, Fischerpfad / Rota Vicentina (Portugal), Amalfiwanderweg (Italien), Cami de Ronda (Spanien), Zöllnerpfad (Frankreich). Jan dazu: „bei einer Küstenwanderung kann das Meer und die Natur hautnah erlebt werden.

12. hehocra: „Die Grenze am Meer | Erinnerungen“ // @hehocra (58)

Was für ein berührender Erlebnisbericht von der Grenze am Meer in der DDR-Zeit! Am Ende fand Doreen ihre Befreiung nach dem Mauerfall, auch in der Kunst. Techniken testete sie mit Meermotivik. Ganz nebenher dichtet sie etwas für uns:

Wellen
aus dem Meer
umspielen meine Zehen
küssen den Strand
ziehen sich zurück
nehmen mir den Stand

13. Forum Kultur Vermittlung: „Maria Nostra“ // @forumkuve (61)

Forum Kulturvermittlung nimmt fünf Museen, die das Meer thematisieren unter die Lupe und stellt zuden aktuelle Ausstellungen vor. „Jede_r hat einen anderen Zugang:  geographisch, interessensbezogen, emotional und intellektuell. Die zahlreichen kulturellen Institutionen und Formate, die sich mit dem Meer befassen, spiegeln diese Vielfalt wider.

14. traumspruch: „grenzüberwindendes Meer“ // @traumspruch (63)

Wunderbare Gedanken von Traumspruch – in Gedichtform verdichtet, persönlich und aktuell. Sie nimmt uns an die Hand. „Ich sitze hier in meinem Garten und spüre in mich. Spüre. Ich spüre das Land, das mich umgibt, das Land in dem, auf dem ich lebe, wohne. Ich stelle mir das Meer vor, das mich umgibt, mich, die ich mittendrin in diesem Europa lebe, sitze.

15. wunder2welt: „Das Sterben im Mittelmeer: das Endes des Europas wie ich es kenne“ // @wunder2welt (64)

Schon fast fatalistisch geht wunder2welt die Flüchtlingsproblematik an. Können wir überhaupt etwas tun? Ja. Auch wenn sie sich fragt, „was hier los ist. Das Europa, was ich in den Neunzigern kannte, gibt es nicht mehr, ganz unabhängig ob mein Eindruck damals überhaupt richtig war. Aber das Irritierende ist: mein Alltag läuft weiter wie bisher,“. Sehr fundiert beschreibt sie die Risse und Missstände mit Parallelen zur Literatur – Lesetipp!

16. Papiertänzerin: „Dasselbe Meer“ (65)

Papiertänzerin startet mit einem sehr lebendigen Urlaubsbericht – eine Reisegeschichte? In gewisser Weise schon, doch plötzlich gibt es eine andere Richtung: Flüchtlinge, die 2015 auf Lesbos ankommen, glücklich, dankbar und ermattet, während am anderen Tag ein Flüchtlingsboot kenterte und Menschen ertranken. „Vor dem orangeroten Abendhimmel sieht er aus wie ein Gespenst. Oder wie einer dieser Bäume, an die man Wünsche hängt.

17. meermoabit: „MEER“ // @ankaeae (67)

Ankes Beitrag ist sehr vielschichtig und wortgewaltig! „Ungleiche Machtverhältnisse führen zu unterschiedlichem Druck auf Menschen in unterschiedlichen Ländern, und zu unterschiedlichen Lebensbedingungen und Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten bis hin zu essentiellen Menschenrechten wie Unversehrtheit, Nahrung, Wasser.

18. Waldworte: „Europa und das Meer: Von Angesicht zu Angesicht“ (68)

Susanne stellt ein wichtiges und spannendes Kunstprojekt vor, das für die Menschen, für ihre Flucht übers Meer und für ihr Leben steht: Mediterranean Faces, entstanden aus der katalanischen Initiative Stop Mare Mortum und unterstützt u. a. von Sea-Watch. Gezeigt werden 38.000 Bilder mit Gesichtern. „Ein vergängliches Gesicht, in den Sand gemalt – eine hilflose Geste. Nein, auch eine Geste des Aufbegehrens GEGEN die Hilflosigkeit und FÜR das Leben!

19. Miss Jones: „#DHMMeer – Europa und das Meer“ // @MissJonesTravel (73)

Dass ich nicht über Europa und das Meer erzählen kann, ohne, dass es in mir schreit. Europa und das Meer, das könnte eine schöne Geschichte sein, eine Geschichte voller Geschichten und Faszination.“ Sie erzählt die Geschichten: aus ihrer Kindheit in Wedel, Octopodenkeramik, Schiffswracks aus der Antike, Wikinger und Hanse. Am Ende landet sie in Lampedusa und dem Sterben auf dem Meer. Sehr reichhaltiger Lesestoff!

20. Die allgemeine Lage: „Die Nordsee ist immer dicht bei mir.“ (77)

Ursula erlebte die große Sturmflut von 1962 als 9-Jährige – ein Erlebnis, das sich bis heute einbrennen sollte und beim Lesen Bilder entstehen lässt: „es blitzt und das Sturmgetöse wird übertönt von gewaltigem Donnerkrachen. Das ist nicht mehr spannend. Das ist schlimm. Wir müssen unsere Fensterplätze verlassen und unsere Mutter zieht die Vorhänge zu. Draußen tobt etwas, was auf keinen Fall näherkommen darf.

21. WeberWorldCafé: „Die Weltmeere: Von Meerjungfrauen, leeren Räumen und Wasserbrücken“ // @webertweets (81)

Bis zum 17. Jahrhundert bevölkerten Seeungeheuer, Meerjungfrauen und allerlei Getier das Meer von historischen Karten. Danach schipperten nur noch Schiffchen im Blauen. In der westlichen Kultur trennte das Meer den Raum, in anderen empfand man es als Bindeglied.  „Ocean Worlds“ werden heute erforscht, denn Ozeane sind „wichtige Schauplätze von Mobilität und transregionalen Verbindungen: Menschen und Waren, aber auch Praktiken und Ideen können sich verhältnismäßig schnell über die Meere bewegen.

22. ArtTwo: „Niemand ist eine Insel / #DHMMeer“ // @HaistIris (88)

Pia besucht auf Föhr das Museum Kunst an der Westküste. Hier erfährt der Besucher viel und sehr poetisch über die Gewohnheiten der Menschen im 19. Jahrhundert. Treffend beschreibt sie das Gemälde „Fischer am Strand von Skagen. Milder Sommerabend“ von Peder Severin Krøyer (1851–1909) aus dem Jahr 1883. „Krøyer gehörte der Künstlerkolonie der Skagen-Maler an, die sich auf ihrer Suche nach einer neuen, freieren Bildsprache gerne einfachen, möglichst unverstellten Motiven zuwandten.

23. Europeana: „Mixed-up mermaids“ // @Europeanaeu (90)

Christian Andersens kleine Meerjungfrau ist Beth Aufhänger die Europeana nach Bildmaterial zur Mythologie der Meerjungfrauen zu durchforsten. Die Mythologie ist älter als Andersens Geschichte. „Mermaids are contradictory creatures: they are neither women nor fish; they enchant sailors but lead them to their deaths. In popular folklore, they are innocent and beautiful, think Ariel from the Disney film, but their mythology also involves more gruesome figures.

24. KULTUR – MUSEUM – TALK: „Katwijks Museum & Europeana Collections – Europa, das Meer und ich | #DHMMeer“ // @PSoemers (93)

Das Meer, trägt es uns oder ist es trügerisch? Und der Mensch, der ich bin – ist auf mich Verlass oder versage ich manchmal?“ – das fragt sich Peter Soemers. Ausgehend vom Katwijks Museum und Europeana Collections nähert er sich dem Meer in der Kunst sowie der Flüchtlingsproblematik an. Sehr kenntnisreich mit vielen vertiefenden Links. Gedanken, die zum Weiterdenken animieren!

25. Veronika Wengert: „Europa und das Meer: Was mir das Meer bedeutet – Russland, Kroatien, Slowenien“ // @VeronikaWengert (107)

Kennen Sie die Farben des Meeres? Mit welchen Ländern ist es verbunden – ein großartiger Zugang zum Meer, der so nicht immer gegeben war. „Mit dem Meer hatte ich in meiner Kindheit ungefähr so viel zu tun, wie ein Wüstenkamel mit dem Permafrostboden.“ Jetzt verdient Veronika mit dem Meer ihre Semmeln.

26. Ich lebe! Jetzt!: „Blogparade: „Europa und das Meer – Gemischte Gefühle“ // @IchlebeJetzt1 (108)

Susanne ging mit 19 zum Studium nach Norwegen, alleingestellt und frei. Sie war „Ausländerin und bekam einen völlig anderen Blick auf meine Heimat. Ich wurde mit der düsteren Vergangenheit meines Volkes konfrontiert, dachte über meinen Anteil an der Kollektivschuld nach und spätestens zu diesem Zeitpunkt war meine politische Einstellung sonnenklar.“ Um ein Haar hätte das Meer sie verhindert und diese Geschichte müssen Sie lesen! Sie führt zum zweiten Weltkrieg zurück.

27. Julie en voyage – Mein Reisetagebuch: „Die Vielseitigkeit des Meeres“ // @Julie_EnVoyage (110)

Julie reimt für uns ihre Erlebnisse und Bezüge zum Meer – einfach nur schön, obwohl sie nicht nur Schönes anspricht, aber lesen Sie selbst:

Für andere, die ihren Mut fassen,
endet es damit ihr Leben zu lassen.
Das Meer, ihr Hoffnungsschimmer,
entpuppte sich als Todeszimmer.

Das war der dritte Streich der Nachlese, der vierte folgt sogleich. Darin erwarten Sie Stimmen zum Meer als Imaginations- und Sehnsuchtsort.

Übersicht der bisher erschienen Fazits*:

1) Blogparade „Europa & das Meer“: Herrschafts- und Handelsraum | #DHMMeer (18/122)

2) Das Meer als Ressource – wider Plastikmüll, pro Mensch & Tierwelt | #DHMMeer – Fazit 2 Blogparade (22/112)

In unserer Ausstellung „Europa & das Meer“ vertiefen wir den Aspekt „Das Meer als Brücke und Grenze“. Besuchen Sie zu uns – wir freuen uns auf Sie!

*Die Blogparade #DHMMeer fand in Kooperation mit Tanja Praske von KULTUR – MUSEUM – TALK statt.