Politiker
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1869
8. März: Rudolf Wissell wird in Göttingen als Sohn des Steuermanns Ludwig Wissell und dessen Frau Ulrike (geb. Klimmet) geboren.
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1876-1883
Besuch der Bürgerschule in Bremen.
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1883
Wissell beginnt eine Lehre als Maschinenbauer.
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1887-1891
Nach Abschluss seiner Ausbildung arbeitet er als Maschinenbauer in Bremen.
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1888
Er tritt in die noch illegale Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein und wird Vorsitzender des Fachvereins der Schlosser und Maschinenbauer.
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1890
Wissell führt den Fachverein in den neu gegründeten Deutschen Metallarbeiter-Verband über.
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1891-1893
Militärdienst in einem preußischen Grenadierregiment in Posen.
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1893-1901
Wissell arbeitet als Dreher in Kiel und ist für den Metallarbeiter-Verband tätig. Nebenbei besucht er juristische Kurse.
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1901
In Lübeck wird er als Arbeitersekretär der Gewerkschaften zum hauptamtlichen Funktionär. In dieser Stellung entwickelt Wissell sich zunehmend zum Sozialpolitiker.
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1905-1908
Mitglied der Lübecker Bürgerschaft.
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1908
Die Generalkommission der Gewerkschaften beruft Wissell in das Zentralarbeitersekretariat in Berlin, wo er später Leiter der sozialpolitischen Abteilung wird.
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1916-1918
Nebenher arbeitet er als Redakteur für sozialpolitische Fragen beim SPD-Organ "Vorwärts".
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1918
März: Wissell wird für den Wahlkreis Niederbarnim in den Reichstag gewählt. Er zählt zum rechten Flügel seiner Partei.
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1918/19
In der Novemberrevolution wird er Zweiter Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften. Dort setzt er sich gegen die revolutionäre Bewegung und für ein Abkommen mit den Arbeitgebern ein. Er unterstützt die Gründung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB).
Nach dem Ausscheiden der Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) aus dem Rat der Volksbeauftragten wird Wissell neben Gustav Noske in den nun fünfköpfigen Rat aufgenommen. -
1919
Vertreter in der Verfassunggebenden Nationalversammlung.
In den ersten beiden Kabinetten der Weimarer Republik wirkt Wissell unter den Reichskanzlern Philipp Scheidemann und Gustav Bauer als Reichswirtschaftsminister und bekämpft vor allem den Einfluss der Arbeiterräte. Als er sich mit seinem staatsmonopolistischen Reformprogramm weder in der Regierung noch in der Partei durchsetzen kann, tritt er von seinem Amt zurück. -
1919-1924
Sekretär und Vorstandsmitglied im ADGB.
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1920-1933
Mitglied des Reichstags.
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1924-1932
Wissell fungiert als obligatorischer Schlichter bei Tarifauseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Groß-Berlin und Brandenburg.
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1928-1930
Reichsarbeitsminister unter Reichskanzler Hermann Müller. Während dieser Zeit setzt er sich für die Aussetzung aller Arbeitskämpfe ein, um die Weltwirtschaftskrise zu bewältigen.
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1929
Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Kiel.
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1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Wissell im Zuge der Zerschlagung der Gewerkschaften für zwei Monate verhaftet und bleibt danach zwei Jahre unter Polizeiaufsicht.
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1935-1945
Als Pensionär lebt Wissell zurückgezogen in Berlin.
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1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist er wieder für die SPD in Berlin tätig und wird Mitglied im Parteiausschuss für Bau- und Wohnungswesen. Er ist scharfer Gegner einer Vereinigung mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
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1946-1954
Mitglied verschiedener Ausschüsse des Berliner Landesverbands der SPD.
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1949
Ernennung zum Ehrenbürger von West-Berlin.
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1954
Wissell zieht sich aus dem politischen und öffentlichen Leben zurück.
Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz. -
1962
13. Dezember: Rudolf Wissell stirbt in Berlin.