Schlettstadt

Eine umstrittene Burgrestaurierung im Elsass

Zehn Kilometer westlich von Sélestat liegt die Hohkönigsburg, eine der am häufigsten besuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Die Reichsburg der Staufer aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde mehrmals zerstört. 1871 wurde das Elsass an das Deutsche Reich abgetreten und die Stadt Schlettstadt schenkte die Burg dem deutschen Kaiser Wilhelm II. Er ließ die Burg von dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt wiederaufbauen und restaurieren. Schlettstadt zahlte widerstrebend die Hälfte der 1,4 Millionen Mark für den Bau und es gab viel Kritik an der deutschen Restaurierungsarbeit. Heute ist die Burg das einzige französische Nationaldenkmal im Elsass.

Die Restaurierung durch Bodo Ebhardt

Von 1901 bis 1908 ließ Wilhelm II. die Burg durch Bodo Ebhardt restaurieren. Als Autodidakt hatte er in seiner Jugend in Sankt Goarshausen am Rhein zahlreiche Burgen erkundet und erforschte später den europäischen Burgenbau, eröffnete ein Architekturbüro in Berlin und machte sich einen Namen mit der Rekonstruktion von über 50 Burgen und Schlössern. Ebhardt sicherte die noch erhaltenen Teile der Burg und strebte historische Genauigkeit an. Doch um die Burg im Zustand des Vorabends des Dreißigjährigen Krieges zu rekonstruieren, musste er an vielen Stellen improvisieren. Er erfand manchmal besonders malerische Elemente, die dem Geschmack des Kaisers entsprachen.