
Katarina ist eine junge, freischaffende Schauspielerin – und ungeplant schwanger. Nach einem kurzen Moment der Irritation entschließt sie sich, das Kind zu bekommen (obwohl dies in ihrer Umgebung auf viel Unverständnis stößt), aber sich von dem Vater, mit dem sie seit acht Jahren liiert, aber nicht verheiratet ist, lieber zu trennen.
Heidi Genée (1938-2005) war durch ihren Vater Fritz Genschow zum Film gekommen und bereits eine renommierte Cutterin, als sie 1976 mit Grete Minde ihr erstes eigenes abendfüllendes Werk schuf und damit zur damals wachsenden, aber nicht nur in der Bundesrepublik noch immer geringen Zahl von Filmemacherinnen stieß. Drei Jahre später entstand mit 1+1=3 ihre erfolgreichste Produktion, die viel Aufmerksamkeit auch deshalb erhielt, weil sie für Frauen wichtige Themen, allen voran die Selbstbestimmung über den Körper und die Vereinbarkeit von Nachwuchs und Beruf, auf ungewohnt lockere und undogmatische Art behandelte. Ähnlich wie viele andere urteilte Frauke Hanck: „Daß Heidi Genée (…) einen solchen Problemstoff ganz unproblematisch heiter und deshalb umso überzeugender zu formulieren weiß, ist nicht nur eine Rarität im deutschen Film, sondern auch ein schöner Beweis ihres filmischen Talents und ihrer persönlichen Beziehung zur Realität, der sie keine ideologischen Patentrezepte aufpfropft.“ (Vorwärts, 15.11.1979) Heidi Genée erhielt dafür 1980 den Ernst-Lubitsch-Preis und wurde, als erste Frau überhaupt, mit einem Bundesfilmpreis sowohl für die Regie als auch für das Drehbuch ausgezeichnet. Weitere Bundesfilmpreise gingen an die Hauptdarstellerin Adelheid Arndt und den Film selbst, der außerdem den Großen Preis des Festivals von Montreal gewann. (gym)
Das Zeughauskino zeigt erstmals die restaurierte Fassung des Films. Für ihre Unterstützung danken wir Daniel Genée, Veith von Fürstenberg und Robert Fischer.
Jan Gympel ist Autor und Filmkurator, unter anderem der Reihe Berlin-Film-Katalog, die im Berliner Cosima-Filmtheater zu sehen ist.
1+1=3
- BRD 1979
- DCP
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R/B: Heidi Genée, K: Gernot Roll, M: Andreas Köbner, D: Adelheid Arndt, Dominik Graf, Christoph Quest, Dietrich Leiding, Helga Storck, Charlotte Witthauer, Helga Krauss, 85’