Jump directly to the page contents

Obwohl das subversive Potential seiner Prämisse am Ende getilgt wird, nimmt der Film Was wäre, wenn…? eine Sonderstellung im DEFA-Kino ein, indem er mit dem Gedanken spielt, eine LPG könne auch abgeschafft werden und der ehemalige Gutsbesitzer wieder zurückkehren. Während sich im kleinen an der innerdeutschen Grenze gelegenen Dorf Willshagen die Großbauern gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft wehren, tauchen seltsame Herren in einem westdeutschen Auto auf. Die Aufregung ist groß. Es wird gar kolportiert, der Ort könne an den Westen fallen oder der Graf suche seine ehemaligen Ländereien wieder auf. Die Bauern lassen die Sektkorken knallen, die Jugend meutert.

Was zeit seiner Erstaufführung verharmlosend als „pure Albernheit“ (Neue Zeit, 14.9.1960) abgetan wurde, ordnet Ralf Schenk 2021 neu ein: „Klingenberg […] treibt das Geschehen in die aberwitzige Posse. Doch als der Film fertig ist, prasseln ideologische Einwände auf die DEFA nieder. Der Reifeprozess der Bauern sei nicht realistisch erfasst. Der Film behaupte, dass die eigene politische Agitation auf dem Lande keinen Erfolg gehabt habe. Die meisten Figuren wirkten angesichts der bevorstehenden Ausgliederung an die BRD labil. Die Großbauern seien klüger als die Angestellten der LPG. Und so fort.“ (Berliner Zeitung, 7.11.2021). Nach wenigen Vorstellungen wird Was wäre, wenn…? 1960 aus dem Kinospielplan genommen, zu aufmüpfig scheint der Film ein Jahr vor dem Bau der Mauer zu sein. (mbh)