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Roswitha ist Ende zwanzig, Mutter dreier Kinder und Ernährerin ihrer Familie. Während sich ihr Mann Franz über ihre Arbeit, ihre Art zu handeln und ihre alltäglichen Entscheidungen aufregt und lustig macht, entschließt sich Roswitha, sich nicht mehr nur ausschließlich der Familie zu verschreiben und politisch aktiv zu werden. Der Film collagiert das Leben der Familie Bronski mit dokumentarisch-fiktionalen sowie historischen Darstellungen von Familienleben und Ausschnitten aus der Kunst- und Filmgeschichte. Mythen, Märchen und verschiedene Realitäten treffen aufeinander. Unterlegt mit popkultureller Musik werden familiäre Szenen emblematisch abgebildet, die dadurch wie im Zeitraffer verfliegen.

„Um sich selbst mehr Kinder leisten zu können, unterhält Roswitha eine Abtreibungspraxis“, erfahren wir vom Erzähler. Während Roswitha mit Verleumdung und Anklage ihrer illegalisierten Arbeit zu kämpfen hat, bleiben ihre Gedanken dazu unartikuliert. Von feministischer Seite wurde diese Darstellung aufgrund fehlender Herleitung des nachfolgenden Aktivismus und des fehlenden Problembewusstseins seiner Protagonistin stark kritisiert: „was bringt eine bürgerliche frau dazu, sich als abtreiberin auszubilden, welche gedankliche auseinandersetzung geht dem voraus, wie werden die erfahrungen in diesem beruf ausserhalb des berufs verarbeitet, wie reagiert man als potentiell politische abtreiberin des jahres 1973 in frankfurt auf die aktion 218?“ (Frauen und Film, Nr. 3, 1974, Marlies Kallweit, Helke Sander und Mädi Kemper). Auf diese Fragen gibt der Film keine Antwort, entwirft jedoch komplexe Blickachsen, die patriarchale Machtstrukturen zeigen und wie ökonomische Zwänge unser Handeln bestimmen. (fib)