Jump directly to the page contents

Auch in Kampf um ein Kind vermischen sich die Ebenen des Dokumentarischen und Fiktionalen. Die Filmemacherin Ingemo Engström, die nach einem Studium der Literaturwissenschaft, der Psychologie und der Medizin 1967 an der HFF in München Film zu studieren beginnt, erprobt diese hybride Mischung bereits in ihrem Abschlussfilm Dark Spring (1970), einer Arbeit über Geschlechterverhältnisse, in der Frauen über ihre Erfahrungen reflektieren. In Kampf um ein Kind werden nun einzelne Bestandteile von Schwanger- und Mutterschaftskonflikten ineinandergefügt, wie zum Beispiel die problematische Identifikation mit dem Zerrbild Frau, ihre unmögliche Subjektposition und die scheinbare Alternative zwischen Kindern oder Berufsleben. Entgegen den damalig dominanten Themen der Frauenbewegung, die die Emanzipation vornehmlich in der Kinderlosigkeit verwirklicht sah, stellt die Filmemacherin die Sicht der Mütter dar. Die Wünsche nach einer selbstbestimmen und gewaltfreien Geburt und nach autonomer Kindeserziehung abseits ökonomischer Zwänge und Abhängigkeiten werden Tableau-artig verhandelt.

Engström, selbst Mutter einer Tochter, tritt als Erzählerin auf und reflektiert in poetischer Manier den Weg ihrer Protagonistin, der Ärztin und Mutter Maria Mandelstam, die aus den gewohnten Bahnen ihres Familien- und Berufslebens ausbricht, um sich der heteronormativen Zweierbindung für einen Moment zu entziehen. Ihre Schwangerschaft scheint dafür nur ein weiterer Anlass zu sein. Neben ihren Begegnungen bei ihrer Arbeit in einer Geburtsklink trifft sie unter anderem auf Harun Farocki, der sich in einer Art Cameo über die Unvereinbarkeit von Liebes- und Elternbeziehung auslässt. Liebe und Kinderkriegen solle getrennt werden, aber wofür wird sich Maria entscheiden? (fib)