Ein authentischer Fall: Im Juni 1962 erschießt der 21-jährige DDR-Grenzsoldat Fritz Hanke auf Befehl eines Vorgesetzten den 19-jährigen Peter Reisch beim Fluchtversuch an der innerdeutschen Grenze, wofür er mit einer Medaille ausgezeichnet wird. Als Hanke einige Monate später selbst in die Bundesrepublik flüchtet, wird er wegen versuchten Totschlags an Peter Reisch in Stuttgart vor Gericht gestellt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Wolfgang Menge rekonstruiert den in der westdeutschen Öffentlichkeit vielbeachteten Prozess 1966 im WDR-Fernsehspiel Begründung eines Urteils auf ebenso packende wie nüchterne und ernüchternde Weise. Während der Prozess den Rahmen bietet, durchleuchten Rückblenden, Verhöre und Ausführungen über Recht und Unrecht von Gesetzen – auch mit Blick auf die NS-Zeit – die Komplexität des brisanten Stoffes. „Dies ist ein Lehrstück über die durch die Teilung Deutschlands verursachte Schizophrenie, die in den Köpfen der Menschen ausgelöst wird, die hier recht sein lässt, was dort Unrecht ist, bei nahezu gleichlautender Gesetzgebung. Dieses Stück sollte überall dort gezeigt werden können, wo man über die Probleme, die sich durch die Spaltung Deutschlands ergeben, nur ungenau informiert ist oder sie verharmlost.“ (Kirche und Fernsehen, 30.9.1966) (ps)
Jan Gympel ist Autor, Film- und Fernsehwissenschaftler sowie Kurator der Reihe Aus dem Fernseharchiv.
Begründung eines Urteils
- BRD 1966
- Digital SD
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R: Eberhard Itzenplitz, B: Wolfgang Menge, D: Edgar Hoppe, Gerd Baltus, Heinz Weiss, Karl-Maria Schley, 85‘